Junge Kunst

Kunststudium ja oder nein? Ausstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Orientierungsjahr der Kunstschule Offenburg

Ausstellung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Orientierungsjahr Bildende Kunst an der Kunstschule Offenburg.

OFFENBURG. Die meisten Künstler brauchen lange, bis sie mal in einer Galerie ausstellen dürfen. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Orientierungsjahres Bildende Kunst an der Kunstschule Offenburg kommt diese Ehre schon zu, wenn sie noch gar nicht studiert haben. Eine Auswahl an Arbeiten, die in den vergangenen neun Monaten entstanden sind, wird vom 7. bis 14. Juli im Kunstverein Offenburg-Mittelbaden gezeigt.

Während die 20 Teilnehmerinnen und Teilnehme des Kurses Nägel in die Wand schlagen und diskutieren, was wo hängen soll, erklären Veronika Pögel von der Kunstschule Offenburg und Martin Sander vom Kunstverein, dass der Aufbau der Ausstellung zum Gesamtkonzept des Kurses zählt. Es geht darum, zu "lernen, wie man eine Ausstellung macht", zu überlegen, welches Werk für die Besucher interessant sein könnte, und schließlich auch während der Öffnungszeiten da zu sein und den Besuchern bei Fragen zur Verfügung zu stehen. "Das ist die einzige Ausstellung beim Kunstverein, die wir nicht kuratieren und auch nicht kuratieren wollen", betont Martin Sander.

Was können Besucher also erwarten von einer Ausstellung mit Werken von jungen Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren, die gerade einmal neun Monate lang ein künstlerisches Vorstudium absolviert haben? Wie kann das gehen: So viele Werke aus den Bereichen Zeichnung, Malerei, Fotografie, Objekt, Keramik, die nur in Teilen inhaltlich verbunden sind durch eine gemeinsame Aufgabenstellung wie das Thema "Verführung", dem sich als Abschlussarbeit alle Teilnehmer stellen mussten? Warum sollte man die Ausstellung besuchen? Weil das Ergebnis spannend ist und einige sehr sehenswerte Arbeiten mit einer starken Handschrift und jeder Menge Potential zu sehen sind.

Zum Beispiel das Bühnenbild mit dem Lisa-Maria Heidecker die Eingangsprüfung zum Studium der Innenarchitektur und Szenografie in Basel bestanden hat. "Aufgabe war, einen Charakter zu entwerfen und dazu eine Bildergeschichte, die zudem dreidimensional umgesetzt werden musste", berichtet die junge Frau, die aus Steinen bei Lörrach stammt. Der Orientierungskurs hat sie bestätigt, ein künstlerisches Studium anzugehen. Doch das Ziel des Orientierungsjahres ist es nicht, alle Teilnehmer an die Kunsthochschule zu bringen oder gar vorab auszusortieren, sondern es geht darum, dass die Teilnehmer sich selbst klar werden darüber, "was es bedeutet, jeden Tag kreativ zu sein". "Die jungen Leute haben ein Jahr Zeit, sich zu orientieren, souveräner zu werden, sich klar zu werden über die eigenen Ziele", so Pögel. Wer sich am Ende gegen eine künstlerische Laufbahn entscheidet, ist keineswegs gescheitert, sondern hat zusammen mit anderen ein "Entscheidungsproblem" gelöst. So wird eine Teilnehmerin erst einmal für ein Freiwilliges Soziales Jahr nach Mexiko gehen, eine andere macht eine Ausbildung als Bauzeichnerin.

Einblicke. Abschlussausstellung des Vorstudiums und Orientierungsjahres Bildende Kunst der Kunstschule Offenburg. Kunstverein Offenburg/Mittelbaden, Kulturforum, Amand-Goegg-Straße 2. Ausstellungs-Eröffnung ist am Samstag, 6. Juli, 17 Uhr. Ausstellungsdauer bis 14. Juli, geöffnet Dienstag – Freitag 13 – 17 Uhr, Samstag und Sonntag 11 – 17 Uhr.

von Juliana Eiland-Jung
am Fr, 05. Juli 2019

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