Skulpturenausstellung

Kunstverein Offenburg zeigt drei spannende Positionen von Skulpturen im Raum

Mit der Ausstellung "Raumbeziehungen" widmet der Kunstverein Offenburg seine Sommerausstellung der Bildhauerei.

OFFENBURG. Klassischer und avancierter Bildhauerei widmet sich die Sommerausstellung in den Räumen des Kunstvereins Offenburg-Mittelbaden. So hat es die Vorsitzende des künstlerischen Beirats, Susanne Ramm-Weber, mit dem Ausstellungsprojekt "Raumbeziehungen" geplant. Herausgekommen ist ein Projekt mit zwei Bildhauern aus dem Süden und dem Norden der Ortenau: Petra Göhringer-Machleid aus Ettenheim und Manfred Emmenegger-Kanzler aus Ottersweier sowie einer Kollegin, Brigitte Schwacke aus München. Die Materialien, teils klassisch, teils innovativ, sind: Ton, Stahl, Draht, Wachs und Beton, wie bei Bildhauern üblich, fein materialbezogen getrennt. Denn es sind die Untersuchungen des Materials und daraus möglicher Formen, die die Künstler dieser Ausstellung vorantreibt.

Petra Göhringer-Machleid hat sich zwei Materialien verschrieben, die nichts miteinander zu tun haben wollen: Wachs und Beton. "Sie streben auseinander, wo immer sie sich begegnen", sagt sie. Diese Begegnungs- oder besser Abstoßbereiche seien für sie von höchstem Interesse. Dazu zwingt sie die beiden in eine Schalung und gibt nach deren Befreiung das Ergebnis zur öffentlichen Anschauung frei.

Spannungsreiche Symbiose von Wachs und Beton

Heraus kommen bei diesem Verfahren erstaunliche Schichtungen: massive Landschaftsassoziationen durch das Querformat, fünf Zentimeter dick an der Wand hängend. Landschaften deswegen, weil die gegenstandslosen "Bilder" Horizontlinien aufweisen, die die aufs Gegenständliche, Konkrete versessene Autokorrektur im Gehirn der Betrachter spontan etwa in tiefgrauer Himmel, Felsenküste und aufgewühltes Meer unterteilt. Dabei handelt es sich nüchtern betrachtet lediglich um Beton-Wachs-Beton-Schichtungen, mit zerklüfteten Begegnungsflächen. Das Material, wasserabstoßend und wasserbindend, bricht an den Verwerfungslinien.

Brigitte Schwacke zeigt Volumen und Transparenz mit ihren Raumzeichnungen aus feinem Draht. Amöbenartige Gebilde wabern durch den Raum, kriechen über die Wand und lassen die Besucher verzaubert dazwischenstehen. Die von Brigitte Schwacke gestalteten Räume lockern mit ihren wolkigen Draht-Gewirken die Ausstellung der ansonsten gewichtigen Objekte mit raumhaltiger Transparenz auf. Mit den filigranen Drahtarbeiten, beweist die Wahlmünchnerin, dass Bildhauerei alles sein kann, was sich von der zweidimensionalen Fläche in den Raum hinein abhebt.

Durchdringung von

Materie und Raum

Durchdringungen und Beziehungen geometrischer, stereometrischer Körper ist das Wesen der klein- bis mittelformatigen Keramikarbeiten von Manfred Emmenegger-Kanzler in der Ausstellung. Gleich im ersten Raum steht ein "Großer Turm", der durch Präzision und die Variation immer gleicher serieller Bauelemente besticht. Nicht minder präzise sind neuere Arbeiten des Künstlers, die als Wandobjekte eine komplexe Projektierung beschreiben. Flächen und Linien zweier Materialien stehen in dreidimensionaler Beziehung, durchdringen, berühren und bedingen einander. Ineinanderverschachtelte Objekte sehen aus wie Architekturmodelle, die durch gekippte Flächen und Öffnungen über solche Funktionalität hinaus- sowie auf ihre Autonomie verweisen – und damit irritieren.

Zu den Plastiken hat jeder der drei Künstler darüber hinaus Wandarbeiten, Kohle oder Bleistiftzeichnungen auf Papier gestellt, die das Wesen und die Gedanken hinter den plastischen Arbeiten für die Ausstellungsbesucher noch nachvollziehbarer machen.

Raumbeziehungen. Brigitte Schwacke, Petra Göhringer-Machleid und Manfred Emmenegger-Kanzler. Kunstverein Offenburg/Mittelbaden, Kulturforum an der Weingartenstraße, Amand-Goegg-Straße 2, Offenburg, Geöffnet: Dienstag bis Freitag, 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr. bis 19. August. http://www.kunstverein-offenburg.de
von Eri Sieberts
am Fr, 21. Juli 2017

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