Hommage an einen Maler

Lahrer Künstler erinnern an den Maler Wilhelm Wickertsheimer

Künstler des Kunstvereins L’Art pour Lahr bereiten eine Ausstellung mit Hommagen der Mitglieder an den Lahrer Maler vor.

LAHR. Die Ausstellung mit Bildern des Lahrer Malers Wilhelm Wickertsheimer und die Eröffnung des Wickertsheimer Wegs hat großes öffentliches Interesse nach sich gezogen – mehr, als bei regionalen Kunstausstellungen üblich. Auch der Lahrer Künstlerverein L’Art pour Lahr hat sich aus diesem Anlass mit Wickertsheimer und seiner Malerei befasst. 17 Künstler präsentieren vom kommenden Donnerstag an in der Vereinsgalerie in der Obertorstraße ihre "Hommage an Wickertsheimer".

Woher kommt das große Interesse an Wickertsheimer auf einmal? Die Bilder waren – bis auf die im Nachlass des Sohnes gefundenen Bilder aus dem Ersten Weltkrieg – Großteils bekannt, hingen doch in "vielen Wohnzimmern von betuchten Leuten" Schwarzwaldlandschaften oder Lahrer Stadtansichten von Wickertsheimer, erinnert sich Udo Becherer. Renate Henninger war als Kind mit ihrem Vater bei Wickertsheimer zu Hause, um eine Geisberg-Ansicht zu kaufen, bei der Wickertsheimer auf Wunsch des Vaters den diesem zu hervorstechend erscheinenden Weidezaun malerisch nachbearbeitet und zurückgenommen hat. Eine solche Episode verrät viel über das Selbstverständnis Wickertsheimers als Künstler, genau wie sein – absolut üblicher – Umgang mit der Realität. Zwar malte Wickertsheimer oft in der Natur und stets realistisch, aber er erlaubte es sich, ein paar nicht so pittoreske Häuser aus einer Straßenansicht einfach wegzulassen oder zwei Blickachsen ins Schuttertal zu einer zu verschmelzen, um das schönere, seinem eher romantisch geprägten Ideal angepasste Bildmotiv zu bekommen.

Beim Pressegespräch gab es durchaus Diskussionen unter den zahlreich anwesenden L’Art pour Lahr-Mitgliedern, ob Wickertsheimer als "Heimatmaler" anzusehen sei, wobei hier vielleicht weniger das Sujet, sondern die damit zumindest früher verbundene Geringschätzung des künstlerischen Werks zurückgewiesen wurde.

Über die Frage, warum die Wickertsheimer Ausstellung so große Beachtung gefunden hat, machten sich die Künstler ebenfalls Gedanken. "Die Leute wollen was erkennen", betonte Heinz Kneile, durchaus kritisch gegenüber der Vorherrschaft von Abstraktion, Informel und Konzept in der zeitgenössischen Kunst. Klaus Burth stellte das Interesse am Thema "Heimat" in Zeiten großer gesellschaftlicher und städtebaulicher Veränderungen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen.

Wie die jeweiligen Künstler ihre Hommage an Wickertsheimer gestalten wollten, hatte der Verein weitgehend freigestellt. Im Pressegespräch wurde allerdings deutlich, dass allein die Aufgabe, sich mit Wickertsheimers Malweise und Sujets auseinanderzusetzen und sich darüber mit anderen Künstlern auszutauschen einen interessanten kreativen Prozess freigesetzt hat.

Hommage an Wickertsheimer. Gemeinschaftsausstellung in der Galerie L’art pour Lahr, Obertorstraße 4. Vernissage Donnerstag, 29. Jun, 19 Uhr.

Bis 30. Juli geöffnet Samstag und Sonntag 11-15 Uhr. Begleitprogramm:

Samstag, 1. Juli, 14 Uhr: Eberhard Stulz (Schwarzwaldverein) und Volker Schuchardt (L’art pour Lahr) führen durch ein Teilstück des Wickertsheimer Weges, Startpunkt Galerie. Anmeldung per E-Mail: volker.schuchardt@gmx.net

Samstag, 22. Juli, 11 Uhr: Walter Caroli liest aus seinem neuen Wickertsheimer Buch.

von Juliana Eiland-Jung
am Mo, 26. Juni 2017

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