Literatur

Lebensangst und Worthunger: Freiburger Literaturgespräch vom 8. bis 11. November

Lebensangst und Worthunger: Das Freiburger Literaturgespräch vom 8. bis 11. November.

Baden-Württembergs ältestes Literaturfest besucht die deutsch-rumänische Schriftstellerin Herta Müller nun bereits zum vierten Mal: nach 1988, 1997 und 2003. Diesmal können die Besucher des Freiburger Literaturgesprächs eine Nobelpreisträgerin im Neuen Rathaus willkommen heißen, die zur Eröffnung am 8. November im Gespräch mit Insa Wilke unter dem Titel "Lebensangst und Worthunger" durch ihr Werk führt.

Vor mehr als 30 Jahren reiste Herta Müller nach Deutschland aus. In ihrer rumänischen Heimat durfte sie nicht mehr veröffentlichen und war vom Geheimdienst Securitate bedroht worden. "Die Erfahrung von Gewalt, Verlust der Würde und Heimatlosigkeit", so schreibt der Veranstalter, das Literaturhaus Freiburg, "schlägt sich in nahezu allen Texten der Schriftstellerin nieder, ebenso wie ihre vielfach verschlungene deutsch-rumänische Sprachexistenz, die in ihrer Lyrik und Prosa auf verzaubernde Weise stilbildend wirkt." Die Eröffnungsveranstaltung ist ausverkauft.

Doch gibt es an vier Tagen, an vier Orten und mit 14 Autorinnen und Autoren noch mehr zu entdecken. Am Freitag öffnet sich das Lesefest im Literaturhaus erstmals für die kleinsten (Nochnicht-)Leserinnen und -Leser ab vier Jahren: Der Schweizer Dichter Franz Hohler liest um 15 Uhr aus seinem Tiergedichteband. Am gleichen Tag, jedoch in der Universitätsbibliothek (18 Uhr) ist Katharina Adler mit ihrem bei Rowohlt erschienenem Roman "Ida" zu Gast – die Geschichte ihrer Urgroßmutter, die eine Patientin von Sigmund Freud war. Um 20 Uhr liest Michael Lentz im Literaturhaus aus seinem mehr als 1000-Seiten-Werk "Schattenfroh" – das die Schöpfungsgeschichte der Schrift verhandelt.

Um aktuelle Positionen der europäischen Gegenwartsliteratur geht es traditionell am Samstag (10.11., , 10 bis 19 Uhr) im Literaturhaus. Hier stellen die vielfach preisgekrönten Lyriker Jan Wagner und Elke Erb ihre neuen Gedichte vor, die Schriftstellerinnen María Cecilia Barbetta und Karen Duve lesen aus druckfrischen Romanen. Ergänzt wird das Format durch eine von Annette Pehnt moderierte Performance der Künstlerin Brigitta Falkner, die mit "Strategien der Wirtsfindung" Poesie, Graphic Novel und Kurzfilm verbindet. Ebenso im Programm: eine zweisprachige Lesung des serbischen Autors Bora Cosic aus seinem jüngsten Roman "Im Zustand stiller Auflösung".

Der Samstagabend verspricht Spannung für Literatur- wie für Filmfreunde: In Kooperation mit dem internationalen Zebra Poetry Film Festival Münster und dem Kommunalen Kino Freiburg läuft ab 20 Uhr eine Auswahl der Wettbewerbsfilme aus aller Welt, die Lyrik in bewegte Bilder übersetzen.

Michael Köhlmeier kann treffen, wer am Sonntag (11.11., 10.30 Uhr) ins Winterer-Foyer des Stadttheaters kommt. Der österreichische Erzähler liest aus "Bruder und Schwester Lenobel", er schildert darin die Lebensläufe einer jüdischen Familie von Dublin über Wien nach Israel. Das Finale des 32. Literaturgesprächs bestreiten (16 Uhr, Literaturhaus) die russischen Intellektuellen Maria Stepanova ("Nach dem Gedächtnis") und Vladimir Sorokin ("Tagebuch eines Meisterkochs"), die mit Unterstützung des Zwetajewa-Zentrums auftreten.

Erstmals erstellen Studierende der Universität Hildesheim eine tagesaktuelle Festival-Zeitung an der Schnelldruckmaschine im Literaturhaus.

Termine: Freiburg, Do, 8., bis So, 11. Nov.,
Rathaus, Literaturhaus, UB, Theater.
http://www.literaturhaus-freiburg.de
von Heidi Ossenberg
am Fr, 02. November 2018

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