Oper

Leos Janáceks Oper "Katja Kabanowa" am Theater Freiburg

Am Theater Freiburg hat Leoš Janáceks Meisteroper "Katja Kabanowa" Premiere.

Eine starke Frau auf der Opernbühne. Und doch wird diese Katja Kabanowa an der Gesellschaft zugrunde gehen. Eindringlich zeichnet der Komponist Leoš Janácek in seiner gleichnamigen Oper eine Charakterstudie. Am Theater Freiburg hat sie am Samstag Premiere – Regie führt Tilman Knabe, es dirigiert Generalmusikdirektor Fabrice Bollon.

Längst gilt der aus Mähren stammende tschechische Komponist als einer der wichtigen Vertreter des Musiktheaters im frühen 20. Jahrhundert. Dennoch errangen seine Opern international nie solche Popularität wie jene der Zeitgenossen Puccini und Richard Strauss. Und gerade auf den deutschen Bühnen kam es erst seit den 1950er Jahren zu einer kleinen Janácek-Renaissance. Warum dieses Fremdeln? Fabrice Bollon ist sich sicher, dass es etwas mit der Sprache zu tun hat: "Sie ist nicht ganz leicht zugänglich." Das bezieht sich sowohl auf den Text wie auch die Musik. Janácek spiegelt den Rhythmus und Duktus des Tschechischen sehr eigenwillig wider, was die Sache schon für die Sänger sehr komplex macht. Das Orchester kommuniziere mit ihnen auf einer anderen Ebene, meint Bollon. "Und die Sänger schweben darüber, fast wie Schauspieler." In Freiburg werden sie das im Übrigen in der Originalsprache tun, was aus musikästhetischen Gründen unabdingbar ist, aber eine besonders gründliche Einstudierung mit Sprachtrainern verlangt. Auf der anderen Seite sei diese Art von Sprechsingen einfacher als beispielsweise jene, die romantischen Melodiker Smetana und Dvorák praktizierten. "Und Janáceks Melodik hat immer einen Hauch von Folklore", seine Motive brennen sich ein. "Es lässt einen nicht los", sagt Bollon und meint damit, dass Janácek auch jenseits der Probenarbeit im Kopf weiter spuke.

Mit der Geschichte ergeht es einem ähnlich. Die 1921 uraufgeführte Oper nach einem Schauspiel des russischen Dichters Alexander Ostrowski erzählt vom Leiden der Titelheldin in einem Kaff, irgendwo an der Wolga. Ihr Mann steht unter der Fuchtel seiner Mutter, die auch Katja unterdrückt. Als sie einen Seitensprung wagt und die hilflose Liaison mit dem jungen Boris danach gesteht, nimmt die Katastrophe ihren Lauf: Katja stürzt sich in die Wolga. Für Fabrice Bollon ist die Thematik aktuell: "Ich sehe sie in der Figur. Und in der Stellung der Frau in der Gesellschaft."

Bollon zeigt sich angetan darüber, wie Regisseur Tilman Knabe, längst einer der ganz gefragten seiner Zunft, damit umgeht: "Er bleibt am Stück, erzählt das Stück so, wie es ist" – heutig, realistisch. Auch im Bühnenbild zeige sich der "moralische Kerker", in dem Katja ausharren muss. Anna-Maria Kalesidis wird die anspruchsvolle Titelpartie singen – in weiteren Rollen wirken u.a. Anja Jung als Kabanicha und Roberto Gionfriddo als Tichon.

Termine: Freiburg, "Katja Kabanowa", Theater, Großes Haus, Premiere: Sa, 27. Jan., 19.30 Uhr; weit. Aufführungen: 2., 10., 25. Feb., 15., 31. März, 15. April, 11., 20. Mai, 2. Juni; Info: BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 sowie bz-ticket.de
von Alexander Dick
am Fr, 26. Januar 2018

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