Lorenz Nufers Inszenierung von Renata Burckhardts Stück "Träges Herz" in Basel

"Träges Herz" erzählt die Geschichte eines Mannes, der von einer Ferienreise nicht mehr zurückkehrt und sein Leben radikal ändert. Aber Flucht und Migration, Verzweiflung, Elend und Hilfsbereitschaft an den Grenzen Europas tragen viele Gesichter. Erzählt wird auch die Geschichte einer Frau, die sich auf die Suche nach ihrem Bruder macht, bis es auch für sie kein Zurück mehr gibt. Entstanden ist Renata Burkhardts und Lorenz Nufers Stück nach Recherchen, Reisen vor Ort und Gesprächen mit Beteiligten. "Träges Herz" – wohl eine Anspielung auf die Bequemlichkeit all derer, sie sich in der westeuropäischen Komfortzone eingerichtet haben und nicht bereit sind, ihren Lebensstil von den Flüchtenden in Frage stellen zu lassen – ist ein Abend über die Volunteers-Bewegung und den Ausnahmezustand, in dem viele Europa spätestens seit der großen Fluchtbewegung im Sommer 2015 sehen. Ein Abend, so heißt es in der Ankündigung, "als Abgesang an Europa und seine Werte – oder als ein hoffnungsvoller Neuanfang".

Es könnte interessant sein, wie sich zwei Künstler eines Landes, das sich per Volksentscheid für eine Abschottung gegenüber den Fremden entschieden hat und weit entfernt von jedem europäischen Gemeinsinn ist, mit der sogenannten Flüchtlingskrise auseinandersetzen. "Träges Herz" könnte sich durchaus auch auf die Eidgenossen beziehen, die seit je ihre Grenzen allenfalls für solche öffnen, die in ihre Wohlstandsenklave nahtlos hineinpassen. Lorenz Nufer ist vor allem als Schauspieler bekannt, er hat an renommierten Häusern gearbeitet. Renata Burckhardt lebt als Autorin in Basel, schreibt Kolumnen und vor allem Theaterstücke.

Termine: Basel, "Träges Herz", Kaserne, Reithalle, Di, 18., bis Sa, 22. April, 20 Uhr

von Bettina Schulte