Manege frei für Pippo und lokale Liedermacher

Es war die Idee von Initiator Wolfgang Gerbig, eine Müllheimer Musikveranstaltung in einem Zelt stattfinden zu lassen. Er wollte das Ambiente des Zeltes, diese Atmosphäre, die schon allein wegen des Lichts anders ist, als bei einem Raumkonzert, sagt Greta-Marie Gaß, die Vorsitzende des Vereins Zirkus Ragazzi. Gerbig sprach den Verein an, denn dieser bietet seine Zelte auch für Veranstaltungen an – und die Markgräfler Zelt-Lieder-Nacht war geboren. 2016 fand sie das erste Mal statt; das Zirkuszelt war voll, die erste Zelt-Lieder-Nacht war ausverkauft. Jetzt folgt die zweite. Von Wolfgang Gerbig organisiert und moderiert, vom Zirkus Ragazzi zusammen mit der Sparkasse Markgräflerland präsentiert.

Das Konzept: Ein etwa dreieinhalb stündiges Konzert, mindestens ein Topact und ansonsten eher unbekannte Künstler – Liedermacher und Songwriter, die so eine Auftrittsmöglichkeit bekommen. Topact in diesem Jahr ist Pippo Pollina, ein sizilianischer Sänger und "Lyriker", wie Gerbig ihn bezeichnet. Pollina ist auf Europatournee mit Stopps in Paris, Amsterdam, Wien – und Müllheim.

"Er schwebt auf einer Sympathiewelle", sagt Gerbig. Pollinas Texte werden bei der Zelt-Lieder-Nacht auf einer Leinwand übersetzt; so versteht jeder ihre Poesie. Und dann ist da Wolfgang Gerbig, der die Zelt-Lieder-Nacht nicht nur moderiert, sondern als Woger auch auftritt, mit seinen eigenen Liedern über Politik, Heimat, das Markgräflerland und sich selbst.

Cynthia Nickschas hat vor zwei Jahren ihre erste CD unter dem Label von Konstantin Wecker herausgebracht. Die 28-jährige singt Deutsch und mit "Reibeisenstimme", so Gerbig. Mit ihren Texten spreche sie ein junges Publikum an. Ihr Stil: Ein Mix aus Blues, Folk, Soul und einem Hauch Punk.

Lukas Meister kommt aus Freiburg und lebt in Berlin, wo er fester Bestandteil der Liedermacherszene ist. Er spielt Gitarre, singt deutschen Pop und erzählt aus dem Leben. Und auch Christine Schmid wird Teil der Zelt-Lieder-Nacht sein. Die Rheinfelderin ist Akkordeonistin und klassisch ausgebildete Sängerin. Sie singt bekannte französische, deutsche und italienische Chansons, Lieder und Tangos von Edith Piaf bis zu Marlene Dietrich – auf ihre ganz besondere Art. Für etwa sechs Wochen zwischen Ostern und Pfingsten wird das Zirkuszelt auf der Wiese neben der Freien Waldorfschule in Müllheim wieder aufgebaut. Hauptsächlich als Zelt, in dem die Kinder und Jugendlichen Kunststücke trainieren, aber auch als Veranstaltungsort für Erwachsene.

An diesem Ort allerdings wird das zum voraussichtlich letzten Mal sein – die Stadt braucht das Grundstück. Nun muss sich der Zirkus einen neuen Platz suchen und weiß nicht, wohin. Und das, obwohl sich die Zelt-Lieder-Nacht in Müllheim fest etablieren sollte. "Sie ist für das Kulturspektrum in Müllheim eine Bereicherung", sagt Gerbig. "Es wäre schade, wenn das wegfallen würde."

Das jetzige Gelände sei perfekt gewesen, sagt Vereinsvorsitzende Greta-Marie Gaß. Mitten in der Stadt und durch die Nähe zur Waldorfschule mit Strom, Wasser und Toiletten versorgt.

Für Veranstaltungen extra ein Zelt aufzubauen, sei teuer, sagt Gaß – darüber solle sich die Stadt Müllheim einmal Gedanken machen. "Wir würden das gerne fortführen. Mal schauen, wo wir einen Platz finden."

von Susanne Ehmann