Naturhistorisches Museum

Mann im Ohr: Ausstellung zum Entdecken

Erlebnisrundgang durch ein Sinnesorgan im Basler Naturhistorischen Museum.

"Iiiiiih, da ist ja Dreck drin", quietscht der kleine, höchstens fünf Jahre alte Steppke. Er sitzt auf einem Stuhl, das Ohr angelegt an einem Gerät, das den Blick in seine Ohrmuschel auf eine Leinwand wirft – samt Inhalt. Schnell hopst er vom Stuhl und ist kurz darauf selbst im Ohr verschwunden. Denn im nächsten Raum gibt eine überdimensionale Ohrmuschel im Naturhistorischen Museum Basel das Eintrittstor in die Welt der Ohren.

Doch nicht nur kleine Jungs sind in der Sonderausstellung unterwegs in einem unserer erstaunlichsten Sinnesorgane. Schulklassen und Familien, Omas, Opas und selbst unsere zwölf- und dreizehnjährigen Jungs steigen vom Außen- ins Mittelohr ein, um von dort aus weiter ins Innenohr vorzudringen.

Da tun sich Hammer, Amboss und Steigbügel auf, erschlagen uns schier in 450-facher Vergrößerung und zeigen, wie das Ohr aufgebaut ist. Wie winzig der kleinste Knochen im menschlichen Körper tatsächlich ist, gibt’s in einer Vitrine zu sehen: Gerade mal 1,5 Millimeter breit und drei Millimeter hoch ist so ein Steigbügel, stellen die Jungs erstaunt fest. Weiter geht’s. Von der riesigen Gehörschnecke aus übermitteln giftblaue Nervenstränge Signale ins unter der Decke hängende Gehirn und durch die gesamte Ohrwelt wabert rötliches Licht, gerade so, dass wir uns dort tatsächlich fühlen wie der kleine Mann im Ohr.

Natürlich kann man nicht nur gucken, sondern drücken, drehen und ausprobieren. Texttafeln verpacken das Wichtigste in kindgerechte Portionen. Was etwa hören Tiere, was wir Menschen? Das probieren die Jungs aus, mit dem Regler lassen sich Tiefe und Höhe des Tons einstellen. "Krass, den Wal und die Fledermaus hör’ ich nicht, nur von 19 bis 90 000 Herz, von Delfin bis Katze", stellt der eine fest. Doch da ist der andere längst weg und testet am Modell, warum die Bogengänge für das Gleichgewicht wichtig sind.

Ohren bloß nicht mit Wattestäbchen putzen

Apropos Gleichgewicht: Warum wird es uns eigentlich so schwindelig, wenn wir uns erst im Kreis drehen und dann stehenbleiben? Das schreit nach einem Selbstversuch und dafür ist eigens eine kleine, kreisrunde Gummizelle eingerichtet. "Zwanzig Mal, ich zuerst, dann du!" Schon hält sich der Dreizehnjährige am Knüppel in der Mitte fest, rennt im Kreis, genau beobachtet vom Zwölfjährigen, der am Bildschirm davor wacht – und sich dann beömmelt, als sein Kumpel taumelnd versucht, den Buzzer an der Wand zu erreichen. Die Lösung, warum das so ist, steht auf dem Schild: Wenn sich die Nachrichten von Auge und Ohr widersprechen, gibt’s für Sekunden erst einmal Chaos im Gehirn.

Vom Wie kommen wir nun zum Was und Warum. Dafür ist ein Hörlabor eingerichtet, das zeigt, welche Geräusche Tiere von sich geben und warum sie das tun. Wir staunen, wie unterschiedlich sich selbst das Knurren eines Hundes anhören kann, je nachdem, ob er spielt oder sich bedroht fühlt. Eine Wegbiegung weiter brüllt ein Löwe – und jagt uns damit am Ende unserer Reise durch das Ohr einen ordentlichen Schrecken ein.

Übrigens braucht sich der eingangs beschriebene kleine Junge keine Sorgen zu machen. Denn Ohrenschmalz ist nicht etwa Dreck, sondern ganz normal und vor allem nützlich. Denn das Sekret reinigt das Innenohr von Schmutz, Staub und allem, was sich dort von außen ansammelt und enthält Stoffe, die vor Bakterien schützen.

Und man sollte keinesfalls versuchen, das Ohr mit Wattestäbchen zu reinigen, denn ein Modell zeigt, wie weit das Stäbchen im Gehörgang vordringen und sogar das Trommelfell verletzen kann. Schon wieder was gelernt.

Weitere Infos: Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2,
Geöffnet: Di–So 10 bis 17 Uhr;
Eintritt: CHF 14, Jugendliche (13 bis 19 Jahre) CHF 7, Kinder frei. Die Ausstellung ist noch bis 30. Juni zu sehen; weitere Infos: http://www.nmbs.ch/home
von Anita Fertl
am Fr, 24. Mai 2019

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