Portrait

Manu Katché kommt nach Freiburg zum Jazzfestival

Bekannt wurde der französische Schlagzeuger Manu Katché durch seine Zusammenarbeit mit Peter Gabriel und Sting. 2005 wechselte er zum akustischen Jazz. Nun ist der 57-Jährige der Stargast des Jazzfestival Freiburgs.

Sein jazzbegeisterter Stiefvater war es, der dem jungen Manu die Musik von Ikonen wie Dizzy Gillespie, Miles Davis, John Coltrane, Thelonious Monk, Oscar Peterson und Duke Ellington näher brachte. "Ich interessierte mich schon in meiner Jugend sehr für Jazz. Doch dann entdeckte ich den Soul von Motown und Stax und war ganz hin und weg von dieser Musik", sagt Katché im Interview.

Die Zeit, in der er mit Gabriel und Sting spielte, sieht er als Privileg an, doch einen Song, auf den er besonders stolz ist, gibt es nicht. Einer erzählt allerdings eine besondere Geschichte und bildet den Link zum Jazz: Katché, der Gitarrist Bill Dillon und Tony Levin am Bass nahmen in den späten 80ern in Los Angeles ein Album mit Robbie Robertson auf, dem früheren Kopf von The Band. Robertson hatte ein kleines Büro über dem Studio und war ziemlich beschäftigt. "Alle mussten auf ihn und den Produzenten Daniel Lanois warten, so ging ich zu meinem Schlagzeug und begann zu spielen, nach einer Weile stiegen Bill und Tony ein und wir jammten. Als wir in den Kontrollraum gingen, meinte Daniel nur: ‚Jungs, das war großartig.‘ Daraus wurde "Somewhere Down The Crazy River". Manfred Eicher, Chef des deutschen Jazzlabels ECM, hörte das Stück im Taxi und war begeistert von Katchés Groove. Er brachte ihn mit dem Saxofonisten Jan Garbarek zusammen.

Die Zeit bei ECM war eine fruchtbare, doch nach vier Alben wollte Katché eine andere Richtung einschlagen, die Musik ein klein wenig zu elektrifizieren. Das Ergebnis ist sein aktuelles Album "Unstatic", das er in Eigenregie veröffentlichte.

Im Gegenteil zu vielen seiner Kollegen wurde Katché nicht so sehr von der trommelnden Zunft beeinflusst, sondern in erster Linie von Sängern und Instrumentalisten. "Ich würde mich selbst nicht als typischen Schlagzeuger beschreiben. Die Musik von Miles Davis, Stevie Wonder und Donny Hathaway hat mich sehr geprägt und bei allen hat mich ihre persönliche Art der Melodieführung begeistert. Es ist das Spielen mit der Melodie und diese rhythmisch zu verknüpfen", erklärt Katché und fügt an "wenn du zu keiner Melodie groovest, ist es nichts, es ist nur ein Rhythmus und nach einer Weile reicht es dir."

Diese Haltung hat seinen Ursprung in seiner klassischen Ausbildung. Mit sieben Jahren begann er Piano zu spielen und wechselte mit 15 zur klassischen Percussion. "Meine Ohren sind dazu da, mit Harmonien und Melodien zu arbeiten und nicht nur mit dem rhythmischen Grundgerüst. Ich liebe es, verschiedene Sounds und Noten auf dem Schlagzeug zu spielen und so eine spezielle Stimmung zu erschaffen."

Auf die Frage, ob er sich für einen Jazz-Schlagzeuger hält, antwortet er lachend: "Ich kann mich erinnern, dass Peter Gabriel und Sting sagten: ‚Manu, Du bist ein Jazz-Schlagzeuger, der Rock spielt.‘ Jan Garbarek sagte: ,Manu, Du bist ein Rock-Schlagzeuger, der Jazz spielt.‘"

Jazzfestival Freiburg

Sa, 17. Sept., Kiss el Funk, Innenstadt, 12 Uhr; Minigipfel, Jazzhaus, 20 Uhr, danach Konzerte in Kneipen in den umliegenden Vierteln;
So, 18. Sept., Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett, Jazzhaus,
20 Uhr;
Mo, 19. Sept., Vorrunde Jazzpiano-Wettbewerb, 16 Uhr (und: Di, 20., 20 Uhr, Vorrunde, jeweils E-Werk; Mi, 21., Endrunde, 20 Uhr, Jazzhaus); Henning Sieverts Trio, Schützen, 20.30 Uhr;
Di, 20. Sept., Benny Greb’s Moving Parts, Jazzhaus, 20 Uhr; Hammond Jazz Night, Jos Fritz Café, 20.30 Uhr;
Mi, 21. Sept., Tuyala, E-Werk,
21 Uhr;
Do, 22. Sept., Electro Deluxe, Jazzhaus, 20 Uhr
Fr, 23. Sept., The SunRamifications, E-Werk, 20 Uhr
Sa, 24. Sept., The Climbers,
E-Werk, 20 Uhr;
So, 25. Sept., Uferjazz, Dreisamufer, 14 Uhr; Manu Katché, E-Werk, 20 Uhr
von Andreas Collet
am Fr, 16. September 2016 um 10:27 Uhr

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