Donne disprezzate
La Cetra Barockorchester Basel, Leitung: Andrea Marcon. Werke von Händel, Vivaldi, Torri & Sarro Das La Cetra Barockorchester Basel unter der Leitung von Andrea Marcon mit Werken von Händel, Vivaldi, Torri & Sarro. Oper ist, wie man sagt, »wenn jemand mit einem Messer erstochen wird und statt Blut ein Lied herausquillt«... Und wahrscheinlich sind es eben solche Irrationalitäten, weswegen die Oper viele Menschen fasziniert: Was normalerweise in Sekunden vorbei ist, dehnt sich über eine minutenlange Arie hinaus. Ein Tag wird hingegen in zwei kurze Stunden komprimiert, und die katastrophalsten Umstände, die im Leben zu einem seelischen Zusammenbruch führen, lösen sich plötzlich in Wohlgefallen auf, wenn vom Himmel ein auf einer Wolke sitzender Gott herniederschwebt und alle auffordert, sich doch zusammenzureissen und glücklich zu sein. Dies alles klingt vielleicht verrückt, doch ist es nicht! Denn die Musik tut das, was Worte nicht schaffen, lässt den Verstand links liegen und trifft direkt ins Herz. Nicht absurd, sondern sehr, sehr menschlich. Die unbändige Eifersucht der Zauberin Melissa, wenn sie die Mächte des Bösen beschwört, um ihre Rivalin zu vertreiben (»Desterò dall'empia Dite« aus Amadigi), Prinzessin Irenes Schmerz, als sie realisiert, dass ihr Bräutigam Tamerlan sie verlässt, um die Feindin zu heiraten (»Sposa, son disprezzata« aus Bajazet), die verzweifelte Trauer Griseldas, welche alles- Ehemann, Kinder, Krone und Heimat - verlor (»Sonno, che dolcemente« aus Griselda) und natürlich der Wahn Dejaneiras, der Gattin des Herkules, nachdem sie bemerkt hat, wie sie ihm ein tödliches Gift anstelle eines Liebestranks verabreicht und somit den eigenen Mann umgebracht hat. Das Mädchen Licori, welcher Piraten vor Jahren den Geliebten raubten wird nun selber Opfer einer Entführung (»Alma opressa« aus La fida ninfa). Die geschmähte und zurückgewiesene Medea schleudert einen schaurigen Fluch gegen ihre Rivalin, so dass die von den Furien fortgetragen wird (»Sibillando, ululando« aus Teseo). Der früheren lombardischen Königin Gismonda bricht das Herz entzwei, als ihr Nichtsnutz von Sohn, den sie trotz allem mit mütterlicher Hingabe liebt, zum Tode verurteilt wird (»Vieni, o figlio« aus Händels Ottone), während die als Mann verkleidete Prinzessin Rosmira ein Duell ausficht, bei dem ihr Gegner derjenige Mann ist, den sie zutiefst liebt, der sie aber vor dem Altar verlassen hatte (»Per abbattere il mio core« aus Domenico Sarros Partenope). Eifersucht, Verlust, Trauer, Stolz und Rage führen diese acht Frauen an den Rand des Nervenzusammenbruchs - in der schönsten Weise, die man sich denken kann...! Weitere Info: https://lacetra.ch/konzert/donne-disprezzate
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