Buch & Lesung

Mensch Jesus – siebzehn unglaubliche Geschichten

Unglaubliche Geschichten: Der einstige BZ-Redakteur Gerhard Maria Kirk hat ein Buch über die Geburt Jesu geschrieben. Ist Kirks Buch ist eine lohnende Lektüre für die Weihnachtszeit?

König Herodes rülpst ungeniert, als er eine Hammelkeule verspeist hat. Oder: Die werdende Mutter Maria hat leider ihr Handy ausgeschaltet. Und der kleine Jesus erweist sich als erstaunlich frühreifes Bürschchen, das, als es Josephs Vater, den betagten Jakob, erblickt, spontan und auf gut Deutsch "Opa!" ruft. Wir sind bei Gerhard Maria Kirks Buch "Mensch Jesus". Der Titel ist da Programm: Der Gottessohn wird nicht im oktroyierten Dunstkreis der Dogmen gezeigt, sondern human, als Mensch (fast) wie du und ich. Kirk, der studierte Theologe, der als Redakteur fast 40 Jahre in der Freiburger BZ-Stadtredaktion tätig war, erzählt, so der Untertitel, "unglaubliche Geschichten vom größten Wunder aller Zeiten aus der Sicht möglicher Zeitzeugen". Dieses Mirakel ist die Geburt Jesu.

Zu diskutieren ist ein von Ursula Bretschneider ansprechend illustriertes Buch, das sich – liberal mit der unheiligen Anzahl von 17 Geschichten – den Ereignissen im Stall von Bethlehem widmet, deren Nachwirkung bis in unser Heute reicht. Kirks Folie bleibt stets die Erzählung des Lukas-Evangeliums, die dann beinah wie in einem Ausmalbuch geschmückt und, wichtiger noch, weitergedacht wird. Ein geistvolles Spiel mit Versatzstücken des biblischen Textes. Mögliche Zeitzeugen kommen zu Wort – darunter sogar ein Lamm, das, wie man es bei Tieren aus Märchen kennt, des Sprechens kundig ist. Irgendwie irdisch geht es im hehren Himmel zu, wo zwischen dem göttlichen Boss und dessen Boten, dem Erzengel Gabriel, ein überraschend rüder Geschäftston herrscht ("Du Traumtänzer! Wie stellst du dir das denn vor?"). Von den drei Weisen oder Königen heißt es, dass sie auf ihren Kamelen vergnügt ein europäisches Lied im (wohl dreistimmigen) Chor pfeifen: "Oh, du fröhliche...".

Man spürt Empathie, jedoch keinen Klerikalismus. Kirk, der kritische Kopf, belässt es nicht bei Genreszenen und Idylle. Er weiß, dass Krippe und Kreuz untrennbar zusammengehören. "Meine Geburt ist kein Kinderspiel" – dieser nüchterne Satz wird Jesus in den Mund gelegt. Kirk möchte Jesus näherkommen. Selbst Judas und Flüchtlinge treten da auf den Plan. Statt Chronologie und Historizität finden sich großzügige Sprünge: vom Damals ins Später und Heute – und wieder zurück. Fantasie und Fiktion inklusive. Auch die Bildende Kunst wird tangiert: Der todtraurige Mann mit dem verstümmelten Ohr im Juli des Jahres 1890 ist natürlich der Maler Vincent van Gogh. Herodes erscheint als Machttyp und Medienmogul ("Mir gehören alle Fernsehsender, die meisten Zeitungen...").

Der Autor schreibt gekonnt und launig. Im Mittelpunkt steht Jesus, jener Mensch und Souverän, der letztlich unfassbar ist. Und die lebenslang aktuelle Frage, was er mit uns zu tun hat. Kirks kurzweiliges Buch ist eine lohnende Lektüre. Nicht nur zur Weihnachtszeit.

Gerhard Maria Kirk: Mensch Jesus. Siebzehn unglaubliche Geschichten vom größten Wunder aller Zeiten aus der Sicht möglicher Zeitzeugen. Freiburger Echo Verlag, Stegen 2015. 133 Seiten, 11,80 Euro.
Lesungen: Montag, 30. November, 19 Uhr, Freiburg, Kooperatur, Münsterplatz 36. Dienstag, 15. Dezember, 20 Uhr, Stegen, Ökumenisches Zentrum.
von Johannes Adam
am Sa, 28. November 2015 um 00:01 Uhr

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