Ticket: Wie war es für Sie, ins Land der Märchen zurückzukehren?

Mia Wasikowska: Großartig! Ich finde es so spannend, wie Regisseure ihre Visionen umsetzen. James Bobin hat uns auf sehr emotionale Weise immer wieder angeschoben. Das war gut, denn mir ist es schon wichtig, nicht das zu wiederholen, was ich schon mal gemacht habe.
Ticket: Was bei Alice schwierig sein dürfte, weil Sie diese Rolle nun schon zum zweiten Mal spielen...
Wasikowska: Das schon, aber der Regisseur hat gewechselt. James Bobin brachte eigene Ideen mit und seinen eigenen Humor ein – und machte einen süßen Film daraus.
Ticket: Was können junge Mädchen heute noch mit "Alice im Wunderland" anfangen?
Wasikowska: Alice war zwei Jahre auf See und ist enttäuscht, dass sie bei ihrer Rückkehr nicht als die starke Frau gesehen wird, die sie ist, man sie vielmehr wieder in alte Rollenklischees drängt. Diese Perspektive zeigt die ganze Frauenunterdrückungsgeschichte auf. Inzwischen sind wir weit gekommen, aber es ist gar nicht lang her, dass noch alles ganz anders war.
Ticket: Sind Sie fasziniert von Zeitreisen, wie es sie auch diesmal gibt?
Wasikowska: Ich mag da die Aussage unseres Films: Man muss akzeptieren, was geschehen ist, um in der Gegenwart seinen Frieden zu finden. Na gut, wenn ich in meine Vergangenheit reisen dürfte, dann vielleicht in die wohlbehütete Zeit, als ich ein Jahr alt war.
Ticket: Wie sehr nervt es Sie, als Alice in schwere Kostüme zu steigen und sich Perücken aufzusetzen?
Wasikowska: Selbst die Perücken fühlen sich auf dem Kopf immer schwer an. Meistens sind es für einen Film sogar mehrere, mal sind es lange Haare, mal sind die Haare zusammengebunden – je nach Szene.
Ticket: Ist das vielleicht der Grund, dass Sie privat eher den Kurzhaarschnitt bevorzugen?
Wasikowska: Ja, kann sein. Aber ich mag auch generell lieber kurze Haare, so kann ich morgens länger schlafen und brauche nicht so viel Zeit, mir die Haare zu machen.
Ticket: Wie lange dauert es, um sich für eine Rolle wie in "Alice im Wunderland" fertig zu machen?
Wasikowska: Um ins Kostüm zu kommen, etwa 20 Minuten, für Haare und Make-up 40 Minuten. Ich musste also eine komplette Stunde früher aufstehen!
Ticket: Hilft eine Verkleidung, sich in eine Figur hineinzudenken?
Wasikowska: Es ist erstaunlich, wie dadurch die eigene Sensibilität aktiviert wird. Man bekommt eine Vorstellung, wer man ist, wo man lebt und wie man sich in welcher Umgebung zu bewegen hat. All das ist nur möglich, wenn man großartige Kostümbildner hat.
Ticket: Auch Johnny Depp als der Hutmacher ist wieder mit von der Partie. Viele Frauen himmeln ihn an, gehören Sie auch dazu?
Wasikowska: Ähm, nicht wirklich (lacht). Er wäre doch viel zu alt für mich, außerdem ist er verheiratet. Aber er ist ein cooler Typ, freundlich und mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
Ticket: Der Hutmacher veranstaltet Teepartys. Wen würden Sie zu Ihrer eigenen einladen?
Wasikowska: Patti Smith, Mary Shelley und Amy Winehouse – drei Frauen, die ich sehr bewundere.
Ticket: Welchen Stellenwert hat "Alice" in Ihrer Karriere?
Wasikowska: Es ist der größte Film, bei dem ich je dabei gewesen bin. Er hat 2010 so viel Aufmerksamkeit bekommen, was sich sehr positiv auf mich ausgewirkt hat. Seitdem konnte ich in so vielen anderen starken Filmen mitwirken, worüber ich sehr dankbar bin.

von tsc