Durch den Todtnauberger Wald

MIt dem Jäger auf Spurensuche

Lehrreicher Ausflug: Mit dem Jäger auf Spurensuche durch den Todtnauberger Wald.

Der Trieb zum Jagen und Sammeln steckt seit der Altsteinzeit in uns. Heute können selbst wir Neuzeitmenschen ihm nachgeben, denn in den tiefen Wäldern des Todtnaubergs wollen wir nach Wildspuren jagen und Eindrücke vom Wald und der Arbeit eines waschechten Experten sammeln: Jäger Wolfgang nimmt uns mit ins Jagdrevier und geht mit uns auf Spurensuche.

Doch erst einmal gibt’s lange Gesichter beim Nachwuchs: "Tja, Wild werden wir um diese Uhrzeit wohl nicht sehen, denn das ist frühmorgens oder abends in der Dämmerung unterwegs", sagt der Jäger. Schnell hellen sich die Mienen wieder auf, denn: "Spuren gibt’s jede Menge und die zeige ich euch jetzt."

Schnurstracks machen wir uns vom Wanderparkplatz Radschert aus auf den Weg in den Wald. Mit von der Partie sind Emmele und Bridgit, ihres Zeichens Afghanische Windhunde, eine der ältesten Jagdhunderassen. "Jagen ohne Hund ist Schund. Das ist gleich die erste Lektion in der Ausbildung", erzählt Jäger Wolfgang, der schon seit mehr als 35 Jahren beruflich im Wald unterwegs ist. Der Hund treibt dem Jäger das Wild zu und auch, wenn ein getroffenes Tier flüchtet, hilft er bei der Suche.

Elf Jagdreviere verpachtet die Stadt Todtnau an Jäger und rund 5000 Hektar Wald gehören der Kommune. Groß und mächtig bauen sich die Fichtenriesen am Wegesrand auf, dazwischen setzen rosafarbene Weideröschen und der gelbe Frauenschuh bunte Akzente. "Hier wäre ein guter Platz für das Auerwild", sagt Wolfgang und zeigt auf ein niederwüchsiges Waldstück mit vielen Büschen und Sträuchern: "Sie mögen Heidelbeeren, das ist ihre Lieblingsspeise."

Außer dem Auerwild, das natürlich nicht geschossen werden darf, tummelt sich noch einiges mehr in den Todtnauberger Wäldern: Es gibt Rehwild, Gämsen, Dachse, Füchse, Hasen und Marder, eher selten Wildschweine oder Rotwild. Manchmal hat der Jäger Glück, kann zwei, drei Tiere auf ein Mal erlegen, ein anderes Mal wartet er tagelang umsonst.

Wir müssen nicht warten, sondern entdecken Fußabdrücke auf dem moorigen Boden: ein Luchs, ein Fuchs, ein Reh? Jäger Wolfgang bestätigt: Da ist erst vorhin ein Reh entlang gegangen. Auch andere Spuren zeigt er uns: Abgeknabberte Weißtannensprösslinge oder von Fell, Schwarte oder Horn abgeriebene Baumrinde.

Wie das denn funktioniere mit der Balance zwischen Jagen und den Wildbestand erhalten, will eine aus der Gruppe wissen. Da gebe es feste Regeln, antwortet der Fachmann und erzählt, dass die Jagdzeit vom 1. Mai bis 31. Januar andauert. In dieser Zeit sollten 60 Prozent der Jungtiere erlegt werden. Hat der Jäger ein Reh geschossen, kann er es für etwa sieben Euro pro Kilo an Restaurants verkaufen. Im Schnitt wiegt ein Reh zwölf Kilo.

Wir biegen auf einen schmalen Pfad, der durch noch buschigeres Gelände führt, bis wir auf eine von hohen Fichten umrahmte, größere Lichtung stoßen: "Hier ist ideales Wildgelände. Dort unten ist der Leckstein. Da können die Tiere äsen, es gibt dichten Bestand, viele Himbeerbüsche und Grünflächen", sagt der Jäger. Es geht vorbei an kleinen Biotopen mit Wasserläufern und bald stoßen wir wieder auf einen breiteren Weg – schade. Viel zu früh ist die Wildrunde vorbei.

Weitere Infos: Auf Spurensuche mit dem Jäger: 7,5 Kilometer, für Familien mit Kindern ab 6 Jahren, Dauer: 9.30 bis 13 Uhr, Kosten: 7 Euro pro Familie, jeweils donnerstags, ab 20. Juli, Start: Wanderparkplatz Radschert Todtnauberg, Anmeldungen bis jeweils 16 Uhr am Vortag bei allen Tourist-Infos im Hochschwarzwald unter Tel. 07652/120630, http://mehr.bz/wildjagd
von Anita Fertl
am Fr, 23. Juni 2017

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