Mit Lust am Kniffligen

Schlechtes Wetter? Kein Problem! Auch Indoor ist einiges geboten – ein Selbstversuch im Knobeln und Klettern.

Der Mensch wächst mit seinen Herausforderungen – zwei haben wir ausprobiert: Um dem schlechten Wetter zu entkommen und trotzdem Spaß mit dem Nachwuchs zu haben, haben wir uns in einen Raum sperren lassen, um uns herauszuknobeln, und sind ein anderes Mal die Wände hochgeklettert.

Live Escape Room: Knobel dich raus

Zum Kuckuck nochmal, irgendwo muss es doch einen Hinweis geben?! Die vier Jugendlichen schauen sich fieberhaft suchend im Raum um. An den Wänden hängen Landkartenausschnitte und Wegweiser von Wanderstrecken, seltsame Hieroglyphen, Fotos, ein paar Ski.

Ihre Blicke gehen nach unten: Am Boden stehen hölzerne Kisten mit Vorhängeschlössern, an der Wand ein Schwarzwaldhäuschen mit gut gesicherten Fenstern. Doch was davon ist einfach nur hübsche Deko und was hat einen tieferen Sinn?

Die Zeit läuft. Fünf Minuten sind schon vergangen, seit wir uns (freiwillig!) in diesen rätselhaften Raum haben sperren lassen, um die "Mission Schwarzwald" im Live Escape Room Frexit in Freiburg zu lösen, den Kuckuck aus seiner Uhr und damit uns vor Ablauf der 60 Minuten aus dem Raum zu befreien.

Diese Art von Spielen gibt es inzwischen an einigen Orten. Die ursprüngliche Idee stammt aus der virtuellen Welt: Schon seit vielen Jahren kursieren im Internet sogenannte Escape Games, bei denen der Spieler durch das Lösen von Rätseln und Knobeleien virtuelle Figuren unter Zeitdruck aus gesicherten Räumen befreien muss und dadurch ein höheres Level erreicht. Irgendwann kamen die Ersten auf die Idee, den Grundgedanken der Online-Spiele in die reale Welt zu übertragen, mit echten Räumen und echten Menschen, aber genauso viel Spaß.

2015 eröffnete Philipp Wirthgen den ersten Live Escape Room Freiburgs. Der studierte Sportwissenschaftler, der damals im PR-Marketing des SC Freiburg tätig war, beschloss nach einem Ausflug in einen Stuttgarter Escape Room, ein eigenes Konzept auf die Beine zu stellen. Wenige Monate später ging das Frexit an den Start.

Dort können Teilnehmer in Gruppen von zwei bis sechs Personen eines von drei Abenteuern wählen: Weltreise, Dschungelfieber und eben die Mission Schwarzwald, die wir gerade versuchen zu lösen.

Ziemlich planlos haben wir uns zu Beginn auf alle möglichen Zahlen und Ideen gestürzt, wie man eines der Schlösser knacken könnte. Erst nach einem Hinweis von Wirthgen, der uns aus dem Nebenraum via Kamera beobachtet, schaffen wir den Einstieg – und schon ist der Ehrgeiz der vier Jungs endgültig entfacht. Sie knobeln, rätseln, zeichnen, puzzlen, rechnen. Immer wieder erweisen sich die Ansätze auch als Sackgasse. Vereinzelt kommt kurzzeitig Frust auf.

Ein Grund, weshalb Wirthgen das Mindestalter auf 16 Jahre festgesetzt hat. "Nicht nur das logische Denken muss entwickelt sein, auch mit Misserfolgen muss man umgehen können", sagt er. Spielen die Eltern im Team mit und übernehmen die Aufsicht, können auch fitte Kinder ab etwa elf Jahren mitmachen. "Mit jüngeren funktioniert es einfach nicht", ist seine Erfahrung.

Die vier Jungs zwischen elf und 13 Jahren schlagen sich tapfer. Nur drei Mal benötigen sie Tipps, den Rest schaffen sie in Teamarbeit alleine. 4:30 Minuten vor Ablauf der Zeit knacken wir den Code, drücken die Türklinke – und sind leider schon wieder frei.

Bouldern oder: Der Pilz ruft

Das Wetter: regnerisch, der goldene Herbst überdeckt von einem nasskalten, grauen Schmuddelfilm. Die Laune: trotzdem gut, denn heute steht die Jagd auf den Pilz an. Es ist kein gewöhnlicher Pilz, sondern einer, der statt Lamellen viele bunte Griffe hat und dem alle aufs Dach steigen wollen. Ein solch seltenes Exemplar steht in der Blockhaus-Boulderhalle in Freiburg.

Natürlich könnten die Jungs, zehn und zwölf Jahre alt, einfach losklettern. Denn: "Bouldern kann jeder, egal, ob er sportlich ist oder nicht. Dazu braucht es auch nicht all zu viele Muckis, denn wir versuchen viel aus den Beinen und wenig mit den Händen zu machen", sagt Ralf, ausgebildeter Klettertrainer, der bei Blockhaus das Kurswesen Blocnrock betreut. Doch eine Boulderhalle ist kein Indoorspielplatz, sondern hat ihre eigenen Regeln. Dazu kommen die Tipps, Tricks und Kniffe, die der Trainer bei einer Schnupperstunde verrät.

Das Blockhaus besteht seit gut drei Jahren und ist mit einer Gesamtboulderfläche von 1200 Quadratmeter angeblich europaweit eine der größeren Boulderhallen. Auf zwei Etagen gibt es Kraxelspaß vom Kinderbereich bis zur Wettkampfwand. Reine Boulderhallen gibt’s noch gar nicht so lange. Doch der Sport boomt und nicht zuletzt deswegen sprießen solche Hallen aus dem Boden – fast wie Pilze im Wald.

Bouldern ist wie klettern, geht aber nicht so sehr in die Höhe, lernen die Jungs, weshalb frei und ohne Sicherung in alle Richtungen geklettert wird. Zwar sollen dicke Weichbodenmatten Verletzungen verhindern, aber damit das funktioniert, braucht es die richtige Rolltechnik: "Auf den Füßen aufkommen und nach hinten wegrollen, sonst fehlt die Zunge." Als das sitzt, geht es an die Wand.

Dort geben die Farben der Griffe die Schwierigkeitsstufe an, reichen von Gelb für leicht in fünf Stufen bis Schwarz für schwer. Eine Route beginnt mit der Wahl der Farbe, kann hoch, aber auch in die Breite geklettert werden. Damit sich auch die Vielkraxler nicht langweilen, wird einmal pro Woche einer der fünf Bereiche, die es neben der Kinderwand gibt, umgeschraubt, so dass die Boulderer sechs bis sieben Wochen Zeit haben, um ihre Probleme, so nennt man die Routen, zu durchsteigen.

"Seid kreativ, ihr könnt, aber müsst nicht nach der Farbe gehen. Das heißt, ihr könnt auch bunt bouldern, alles nehmen, was da ist und Spaß haben." Der Erste hängt sich an die Traversenwand, die in die Breite geht und sich auch prima für alle eignet, die noch die Höhe scheuen. Das Kind hangelt sich an den gelben Griffen entlang, konzentriert klebt der Blick da, wo kurz darauf die Hand hin soll. Greifen, fassen, dann tastet sich der Fuß zum nächsten Knubbel, findet Halt, der Rest zieht nach. So geht es Stück für Stück voran bis zum Ziel, dem letzten, dem Top-Griff. Ein stolzes Grinsen, abklatschen, dann ist der Nächste dran. Ralf korrigiert, wenn Hand oder Fuß mal nicht dorthin kommen, wo sie hin sollen: "Nimm den Grünen über dir, der ist leichter", gibt er Hilfestellung oder spottet, wie das
Sichern an kniffligen Stellen im Bouldersprech heißt.

Nach einigen Übungseinheiten geht es endlich an den Pilz. Immer sicherer werden die Bewegungen und das eben Gelernte wird bestmöglich umgesetzt: Der Zehnjährige geht am langen Arm in die Froschstellung, drückt durch und ist gleich ein ganzes Stück weiter oben. Der Zwölfjährige findet kurzzeitig an der rauen Wand Halt ("cool, wie Spiderman", keucht er) und erreicht den rettenden Griff.

Derweil hat sich sein Freund verstiegen, klettert ein Stück zurück, lässt sich fallen, rollt ab. Ausgepumpt bleibt er wie ein Käfer auf dem Rücken liegen, beobachtet einen der ambitionierten Kletterer, der sich gerade an einem Überhang versucht. Auch jener kämpft vergebens, lässt sich fallen, rollt ab, steht auf – ehe er sich, ebenso wie der Elfjährige, wieder aufmacht, dem Pilz aufs Dach zu steigen.
von rov, anfe
am Mo, 25. September 2017

INFO

Freiburgs erster Live
Escape Room bietet drei Abenteuer: Weltreise, Mission Schwarzwald und Dschungelfieber;
für Spieler ab 16 Jahren.

Spielzeit: Jeweils
60 Minuten
Kosten: ab 75 Euro
(2er Team) bis 108 Euro (6er Team).

Info: http://www.frexit.de
Weitere Anbieter: http://www.escaperooms-suedbaden.de  

Autor: rov

INFO

Freies Bouldern:
Eintritt:10 Euro, Schüler 8 Euro, Kinder bis 4 Jahre 3 Euro, bis 13 Jahre 7 Euro; Familienkarte für 2 Erwachsene und eigene Kinder unter 18 Jahren 25 Euro; http://www.blockhaus-freiburg.de

Gruppen im Blockhaus: Di, Fr, 15–16.30 Uhr (6–9 Jahre); 17–18.30 Uhr (10–13 Jahre); 19–20.30 Uhr (14–17 Jahre); Infos:
http://www.blocnrock.de  

Autor: anfe

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