Stimmen-Festival

Nadine Shah im Rosenfelspark

In Nadine Shah kommt ein Shooting Star der aktuellen UK-Musikszene nach Lörrach.

Verflossene Liebe, Ängste, Leidenschaften – in den Songs von Nadine Shah geht es um große Gefühle. Musikalisch lässt sie sich nur schwer einordnen. Ihre oft getragenen, melancholischen Balladen, die sie mit düsteren Schwarz-Weiß-Videos präsentiert, bewegen sich irgendwo zwischen Alternative und New Pop mit Retro-Attitüde, erinnern manchmal vielleicht ein wenig an PJ Harvey oder an Sandy Dillon, die auch schon beim Stimmen-Festival war. Ein individueller Gesangsstil, der einer eigenwilligen Harmonik folgt, zeichnet ihre Songs aus, die mit viel Dramatik, abgeklärter Kühle und doch mit ungeheurer Emotionalität daher kommen. Ihr im Sommer 2013 veröffentlichtes Debüt-Album "Love Your Dum And Mad" wurde allseits hochgelobt. Anfang des Jahres sind nun ihre Single "Stealing Cars" und das neue Album "Fast Food" erschienen. Und wieder waren die Kritiken voll des Lobes.

Nadine Shah, die am 22. Juli im Rosenfelspark auftritt, stammt aus der Nähe von Newcastle, England, und wuchs in einem kleinen Dorf an der Nordsee-Küste auf. Ihre Mutter hat norwegische Wurzeln, ihr Vater stammt aus Pakistan. Mit 16 Jahren ging sie nach London, verbrachte viel Zeit in einer kleinen Jazz-Bar in Soho mit dem klaren Ziel vor Augen, Musik zu machen und groß rauszukommen.

Doch der Jazz ist nicht das, was sie machen will, wie sie bald feststellt. Sie liest viele Bücher, geht viel ins Kino, und die Geschichten, von denen die Bücher und Filme handeln, inspirieren sie zu eigenen Geschichten, die sie aufzuschreiben beginnt und die Inhalte ihrer Songs wurden. In der Jazz-Bar lernt sie ihren späteren Manager kennen, der ihr dabei hilft, sich selbst und ihre eigene Musik zu finden. Musiker der 1960er und 1970er Jahre zählen zu ihrer Inspiration, und so sind ihre Songs in einem Retro-Sound instrumentiert. Zugleich klingen sie nach der Coolness des 21. Jahrhunderts, wo hinter den polierten Fassaden Abgründe lauern und heftige Gefühle walten.

Als sie ihren Stil gefunden hat, tourt Nadine Shah mit ihren Songs durch Londoner Clubs und erspielt sich nach und nach eine immer größere Fangemeinde. Sie tritt im Vorprogramm unter anderem von Depeche Mode auf, spielt im Rahmen der London Fashion Week bei einer Modeschau der Designerin Vivienne Westwood, nimmt zwei Alben auf und wird auch außerhalb der Insel bekannt.

Nadine Shaw artikuliert in ihrer Musik und ihren Texten tabuisierte Ängste, die niemand offenbaren, sich niemand eingestehen möchte. "Ich will mit meiner Musik aufrütteln. In erster Linie geht es mir um den Umgang mit Ängsten. Viele Menschen leiden unter Ängsten. Doch niemand traut sich darüber zu sprechen. Meine Musik und meine Texte sollen diesen Menschen helfen", sagt sie.

Mit kraftvoll-klarer Stimme, zugleich kühl und verletzlich, trägt sie ihre Songs vor, die zum Beispiel von der immer wieder vergeblichen Suche nach dem Glück erzählen. Shah singt von den Zumutungen, die der moderne Alltag für junge mittellose Menschen bereithält, oder von der alternden Ehefrau, die von ihrem Mann im Stich gelassen wird. In einem anderen Song bummeln zwei Liebende desillusioniert durch eine regnerische Stadt. Das Glück ist ihren Stücken immer irgend- wie in der Nähe und doch sogleich wieder verflogen. Sie verströmen eine kühle Schönheit und hypnotische Intensität, die Songs von Nadine Shah.
– Mi, 22. Juli, 20 Uhr, Rosenfelspark, danach: William Fitzsimmons
von Thomas Loisl Mink
am Sa, 13. Juni 2015

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