Jazz

Nes im Jazzhaus

Mit dem Trio Nes gastiert eine Neuentdeckung des mediterranen Jazz im Jazzhaus.

Dass Spanien höchstwahrscheinlich über die vielfältigste Musikkultur Europas verfügt, wird bei uns kaum wahrgenommen. Die regionalen Klangfacetten fächern sich vom andalusischen Flamenco bis zur galicischen Folklore und katalanischer Liedkunst auf. Eine besonders spannende Kulturmetropole ist Valencia, Heimat des Trios Nes, das nun im Jazzhaus spielt.

Auch in der heutigen Musikszene der quirligen Hafenmetropole hat sich das kulturelle Kaleidoskop erhalten – das können alle bestätigen, die sich noch an die Band L’Ham de Foc erinnern, die Anfang des Jahrhunderts ihre zeitlose Magie auch in Freiburg auf die Bühne brachte. Der neueste internationale Musikexport Valencias ist ein Trio, das sich um die Sängerin und Cellistin Nesrine Belmokh formiert und nach ihrem Spitznamen auch Nes genannt hat. Die Franko-Algerierin kommt von der Klassik, hat mit Daniel Barenboim und dem Cirque du Soleil gearbeitet, in der Kindheit aber die orientalischen Farben der araboandalusischen Musik aufgesaugt. Außergewöhnlich an Nes ist, dass ein zweites Cello bestimmend für die Klangfarbe ist: Der Franzose Matthieu Saglio spielt es, er ist verortet zwischen Flamenco und Jazz, während der Dritte im Bunde, David Gadea, mit seinen Perkussionskünsten bisher vor allem im Flamenco zuhause war.

Celli, Stimme und Schlagwerk – eine sehr durchlässige, geradezu nackte Textur ergibt das, die vom englischen Guardian über Le Monde in Paris bis zum TV-Sender Arte gefeiert wird. Regnen die medialen Lorbeeren zu Recht? Besonders in den arabischen gesungenen Stücken der Debüt-CD "Ahlam" (Traum), die aus der Feder von Belmokhs Mutter stammen, erreicht das Trio mit seinen reduzierten Mitteln tatsächlich oft eine schöne Dichte, zwischen den orientalischen Versen und dem schwerelosen Gesang des Cellos, zwischen den einfallsreich gestalteten Rhythmen und den schweifenden Vokalimprovisationen. Chansoneskes und Improvisationen über englischen Texten werden ebenfalls angesteuert, und diese Facetten können auf CD auf die Dauer etwas trocken wirken. Umso gespannter darf man sein, wie Nes diese Verknüpfung von mediterranen Roots und jazzig-liedhaften Momenten in der Livesituation zur Entfaltung bringen.

Termin: Aktuelle Platte: Ahlam (Act). Live: Do, 7. Feb., Jazzhaus Freiburg, 20 Uhr
von Stefan Franzen
am Fr, 01. Februar 2019

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