Tour Zur Hinterwaldkopfhütte

Per E-Bike durch den Schwarzwald

Eine Tour mit dem E-Bike zur Hinterwaldkopfhütte auf 1120 Meter, wo man es sich gut gehen lassen kann.

Der Tag ist jung, das Rad ist neu, die Tour in die Alpen beginnt, und sie führt natürlich erst einmal über den Schwarzwald, damit man sich schön einradeln kann für die Alpenpässe. 20 Kilogramm Gepäck stecken in den Radtaschen, auch ein paar Bergstiefel, die sind immer hilfreich in der Schweiz und in Österreich, wenn man nicht nur radeln will. Erst einmal geht es abe
r in den Schwarzwald, und die erste Etappe wird zugleich ein Test sein: Wie weit reicht so ein Akku am E-Bike eigentlich?

Der 400er-Akku von Bosch reicht vom Westen Freiburgs bis zehn Meter vor die Hinterwaldkopfhütte. Das weiß ich jetzt. Ich wollte da eigentlich gar nicht hin, aber am Ende war es doch gut, dass ich genau dort ankam. Erst einmal ging es quer durch die Stadt bis nach Kirchzarten, dann weiter den Südschwarzwald-Radweg hoch ins Höllental hinein. Der Plan war, es auf der Südflanke des Höllentals hoch nach Hinterzarten und Titisee-Neustadt zu schaffen für eine schöne Mittagsrast. Doch dann war da, auf halber Strecke zwischen Himmelreich und Hinterzarten, dieses Schild auf dem Weg: "Wegen Holzfällarbeiten gesperrt". Auf dem Südschwarzwald-Radweg ging es also nicht weiter. Das hätte man eigentlich auch schon unten im Tal anzeigen können, aber wer will jetzt jammern an diesem traumhaft schönen Julimorgen in der klaren Luft an dem Bergbach, der so lustig sprudelt? Und es gibt ja auch noch einen zweiten Weg, der an der Kreuzung mitten im Wald weiter bergauf führt. Wohin? Keine Ahnung. Hauptsache, bergauf.

Aber wie steil das nun wird! Auf Stufe zwei lief der E-Motor schon, die Batterie unterstützte jede Pedalumdrehung also mit 100 Prozent Leistung zusätzlich. Jetzt wird auf Stufe drei geschaltet, macht nochmal 50 Prozent mehr. Das Rad bahnt sich seinen Weg nach oben, recht zackig sogar, obwohl die Rampe zwischen 15 und 20 Prozent Steigung bietet, wohlwollend geschätzt.

Mal sehen, wie weit so ein Akku reicht – das war ja die spannende Frage am ersten Tag der Tour. Der Steilweg will leider kein Ende nehmen, die Batterie gibt Alarm. Sie ist fast leer. Aber jetzt wieder abfahren? Kommt nicht in Frage, das wäre doch Quatsch, und der Weg in die Schweiz ist noch lang. Also wird weiter gekurbelt, bis – ja, bis das Bike plötzlich tot ist. Nichts geht mehr, rien ne va plus. Was jetzt? So mitten im Schwarzwald in der Bergeinsamkeit. Kein Mensch weit und breit, kein Schild, rein gar nichts. Ich schiebe das Rad zehn Meter, bis rechts der Wald aufhört und eine Lichtung freigibt. Und da steht sie, die Hinterwaldkopfhütte.

Die Rettung. Ich nehme den Akku ab vom Rad, und der Wirt steht schon in der Tür. "Kannst’ bei mir aufladen", sagt er. Damit wäre schon alles geklärt. Schnell steckt das Aufladegerät in der Steckdose und der Radler seine Nase in die Speisekarte. Was es da alles gibt! Schwarzwälder und alpenländische Spezialitäten. Ich entscheide mich für die Alplermakkaroni, dazu gibt’s ein großes Apfelsaftschorle, später noch ein zweites, und die Aussicht und die Sonne und die wunderbare Ruhe hier oben auf 1120 Höhenmetern gibt’s auch noch dazu. Anderthalb Stunden dauert es, bis der Akku wieder aufgetankt ist – und der Radler auch.

Die Reise kann weitergehen. Es ist gerade einmal 12 Uhr mittags, die Radtour in die Alpen beginnt sozusagen von vorn, und die Hinterwaldkopfhütte hat einen Freund gefunden, der von nun an öfter kommen wird.
von str
am Mo, 26. September 2016

INFO

Viele Wander- und Radwege führen zur Hinterwaldkopfhütte in Oberried: von Kirchzarten aus, von Hinterzarten aus – oder auf die harte Tour direkt vom Höllental hoch bis kurz vor den Gipfel des Hinterwaldkopfs (1198 Meter). Die Hütte wird ganzjährig bewirtschaftet. Aktuelle
Öffnungszeiten unter http://www.hinterwaldkopf-huette.de  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse