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"Privat lasse ich Andere witzig sein"

  • , , Natascha Leins, Rabea Strauch & Vincent Daiber

  • Sa, 04. Mai 2013
    Lahr

BZ-INTERVIEW: Die Lahrer BZ-Jugendredaktion sprach mit Komiker Bülent Ceylan über sein Leben, seinen peinlichsten Auftritt und unvergessliche Erlebnisse.

Bülent Ceylan  | Foto: Radio Regenbogen
Bülent Ceylan Foto: Radio Regenbogen

ine einmalige Erfahrung: Fünf Mitglieder der Lahrer BZ-Jugendredaktion haben sich zum Interview mit Komiker Bülent Ceylan getroffen. Bei der Verleihung des Radio-Regenbogen-Awards im Europa-Park Rust hat sich der Mannheimer die Zeit genommen, um die Fragen der Jugendlichen zu beantworten.

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BZ: Hallo Bülent, dürfen wir Du sagen?
Bülent Ceylan: Klar, auf jeden Fall.
BZ: Wie fühlt es sich an, so berühmt zu sein, dass Du zwischen vier hübschen jungen Reporterinnen sitzen darfst?
Ceylan: (lacht) Das fühlt sich immer gut an. Ihr seid ja sympathisch, das ist das Wichtigste.
BZ: Was wir Dich gerne zuerst fragen würden: Hattest Du schon einmal einen Auftritt, der total schief ging?
Ceylan: Ja, das weiß ich noch ganz genau. Das war bei einer Hochzeit vom SAP-Vorstand. Da hatte ich einen Gala-Auftritt vor der High Society und die haben gelacht und gelacht. Und dann habe ich irgendwann die Anneliese gemacht – und auf einmal ging die Stimmung runter. Ich dachte, die können ja überhaupt nicht über sich selbst lachen. Mit ihren Gucci-Taschen und Tralala. Doch dann hab ich erfahren, dass die Frau vom Herrn Hopp auch anwesend war – und die Frau heißt Anneliese.
BZ: Woher kommt der Name Anneliese eigentlich?
Ceylan: Ich weiß nicht, das kam einfach so. Man überlegt sich einen Namen und plötzlich war’s dann Anneliese.
BZ: Wird es einem nicht zu viel, wenn man immer lustig sein muss?
Ceylan: Doch, deswegen bin ich jetzt ja nicht so lustig (lacht). Ich sag mir, das auf der Bühne mach’ ich sehr gern, das ist meine Leidenschaft. Und privat bin ich ruhiger, da lass ich die anderen witzig sein. Ich muss nicht immer der Witzige sein. Auch in der Schule war ich nie der Klassenclown, aber wenn’s drauf ankommt, hab’ ich meine Performance gebracht. Das hilft mir auch, auf der Bühne ernstere Themen zu behandeln und eine Message zu senden.
BZ: Du sagst, Du bist privat nicht so der witzige Typ. Wie kommst Du dann auf all Deine Sprüche?
Ceylan: Manchmal merke ich, dass ich unbewusst etwas Witziges sage. Ich beobachte immer sehr gerne und sauge Dinge auf. So war’s früher mit meinem Vater immer. Der hat etwas Witziges gesagt und das hab’ ich dann auf der Bühne verarbeitet. Oder ich bekomme Ideen vom Publikum: Da war zum Beispiel mal eine Frau. Ihr Lachen war total komisch und das hab’ ich auf der Bühne verwendet. Es gibt auch viele Sachen, die ich improvisiere. Die Premiere von "Wilde Kreatürken" war zum Beispiel ganz anders als die jetzigen Shows.
BZ: Was war für Dich ein unvergessliches Erlebnis auf Tour?
Ceylan: Da gibt es viele. Zum Beispiel gibt es Leute, dich sich mein Logo tätowieren lassen, weil sie sich mit meiner Lebenseinstellung identifizieren können. Das ist schon krass. Da frag’ ich mich: Bin ich noch Komiker wie damals auf den Kabarett-Bühnen oder bin ich mittlerweile ein Rockstar-Komiker? Ich hab auch gemerkt, dass ihr aufgeregt wart, als ihr hier reingekommen seid, aber mein Ziel ist es, dass ihr merkt, dass ich auch nur einer von euch bin. Und dann gab’s noch eine andere Sache, im Stadion in Frankfurt. Da bin ich vor 42 000 jubelnden Menschen aufgetreten, da hebt man schon ab. Aber man muss auf dem Boden bleiben – und mich hat’s dann ja auch gleich hingehauen. Da hab ich gewusst, der liebe Gott hat mir gesagt: ‘Rock wie Du willst, aber denk dran, ich bin der Chef!’
BZ: Du sprichst vom lieben Gott. Welcher Religion gehörst Du an?
Ceylan: Sehr gute Frage. Meine Mutter ist katholisch, mein Vater Moslem. Meine Eltern haben mir das immer frei gelassen, was ich für einen Glauben habe. Ich respektiere jede Religion.
BZ: Jetzt mal was ganz anderes: Seit wann lässt du Dir eigentlich schon deine Haare wachsen?
Ceylan: Mit 16 Jahren hab ich sie wachsen lassen.
BZ: Und wie viel Geld müsste man Dir zahlen, damit Du sie abschneidest?
Ceylan: Ich würde sie nicht abschneiden. Nicht für eine Million Euro. Geld allein macht nicht glücklich.
BZ: Gibt es einen Preis, den Du gerne noch gewinnen würdest?
Ceylan: Da gibt’s ja noch das Bundesverdienstkreuz. Den Landesorden von Baden-Württemberg hab’ ich schon (lacht).
BZ: Wirst Du auf der Straße eigentlich immer von Deinen Fans erkannt?
Ceylan: Ja, wenn ich so aussehe, wie ich jetzt aussehe. Aber ich bin auch schon mal unerkannt durch ein Einkaufszentrum gegangen. Die Haare sind allerdings schwer zu verstecken.
BZ: Apropos Haare. Glättest du sie?
Ceylan: Ja, gestern saß ich zwei Stunden lang beim Friseur (lacht).

Bülent Ceylan wurde 1976 in Mannheim geboren, seine Mutter ist Deutsche, sein Vater Türke. Nach dem Abitur machte er Praktika beim Fernsehen und Radio und traf dabei Roland Junghans, mit dem er 1998 seine erste Bühnenshow "Produzier’ mich net!" geschrieben hat. 2002 wurde er mit "Döner for one" erstmals bundesweit bekannt. 2009 erhielt Ceylan den Deutschen Comedypreis als Newcomer und 2010 als bester Comedian.

Ressort: Lahr

Dossier: Jugendredaktion Lahr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 04. Mai 2013: PDF-Version herunterladen

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