Musiktheater

"Requiem for a Piece of Meat" im Basler Gare du Nord

Musiktheater "Requiem for a Piece of Meat" im Basler Gare du Nord.

Wie ist es möglich, dass wir unseren Körper als vollkommen verschieden vom Schinken auf unserem Sandwich wahrnehmen? Fleisch ist Kultur, auf unseren Tellern ebenso wie an unseren Knochen. Es ist aufgeladen mit einer Vielzahl von Traditionen und Ritualen, die gleichzeitig faszinieren und abstoßen. In dem Musiktheater "Requiem for a Piece of Meat", untersucht der Regisseur und Choreograph Daniel Hellmann mit Tänzerinnen und Tänzern sowie Vokalistinnen und Vokalisten Fleisch als Material jenseits der gängigen Körperzuordnungen. Die Produktion ist Teil der Reihe "Von Zeit zu Zeit" im Gare du Nord in Basel. Dort wird das Stück von Mittwoch, 5., bis Freitag, 7. April, jeweils um 20 Uhr, aufgeführt.

Tanzend, trippelnd und grunzend verwandeln die Akteure die Bühne in ein künstliches Naturidyll, einen Ort der speziesübergreifenden Begegnung. Wer ist hier Tier, Mensch, Ding? Wer ist wessen Nutztier? Bewegte Körper und Fleischberge werden mit musikalischen Sprachen aus mehreren Epochen verwoben (musikalische Konzeption: Daniel Hellmann mit Abelia Nordmann und Lukas Huber). Ein Auftragswerk des jungen Basler Komponisten Lukas Huber konfrontiert geistliche Choräle mit dem Sound von Gedärmen, Tierstimmen und der Musikalität von Tierverarbeitungsprozessen. Die vermeintlich klare Unterscheidung zwischen humaner und animalischer Existenz beginnt zu flimmern, eine sinnliche und kulturkritische Untersuchung von Körperbildern formiert sich zu einem Requiem. Poesie und Sachlichkeit. Ein Abgesang auf das vermeintlich Feststehende. Eine Totenmesse mitten im Leben.

"Requiem for a piece of meat" ist die erste Kollaboration von 3art3 Company und novantik project basel. Die beiden jungen Ensembles teilen den Wunsch nach Interdisziplinarität und Experiment. Während mehrerer Probephasen seit Januar 2016 haben alle Beteiligten mit hoher Sensibilität und Professionalität die Arbeit im jeweils fremden Feld erprobt: Die Tänzer werden Teil eines Ensemble- und Chorklangs, die Musiker entwickeln eine präzise physische Körpersprache. Die intensive Arbeit an Atem, Gesang und Bewegung gründet auf einer organischen, konzentrierten und vorurteilsfreien Arbeitsatmosphäre. Erprobte Arbeitsstrategien treffen auf den undisziplinierten Körper eines Tiers. Sie reiben sich daran, tauschen sich aus und lassen sich inspirieren.
Der Gare du Nord in Basel zeigt "Requiem for a Piece of Meat" im Rahmen seines Schwerpunkts "Musiktheaterformen".

Vorstellungen: 5. bis 7. April, jeweils 20 Uhr, Gare du Nord, Basel Im Anschluss an die letzte Vorstellung am 7. April gibt es einen "pot au feu", Suppe und Gespräch mit Roman Brotbeck und special guest Thom Luz in der Bar du Nord (Eintritt frei).

Tickets gibt es über http://www.garedunord.ch
von BZ/Foto: Daniel Hellmann
am Mi, 29. März 2017

Badens beste Erlebnisse