Freizeittipp

1,2 Kilometer Rodelvergnügen von Saig nach Titisee

Von Saig nach Titisee: Rodeln mit Seeblick auf einer der längsten Schwarzwaldstrecken.

Tatsächlich. Der Schnee rieselt leise. Und der See ruht auch still und starr. Allerdings glänzt der Wald nicht weihnachtlich, sondern winterlich und es kommt auch kein Christkind, sondern ein Schlittenfahrer angerauscht – der immerhin strahlt wie ein Christbaum, denn auf der Rodelbahn Saig-Titisee sind die Bedingungen heute perfekt.

Der Blick aus dem Fenster hatte es schon frühmorgens angekündigt – endlich Winter. Nicht nur das Kind freute sich wie ein Kind und dann wurden ganz schnell Freunde zusammengetrommelt, Schlitten aus dem Keller geholt und los ging’s – auch mit den Ansprüchen: "Ich will dahin, wo es eine ganz lange Abfahrt gibt", sagte der eine. "Und ich will nicht immer hochlaufen müssen", der andere. "Ein schöner Blick und nette Aussichten wären toll", fand die dritte und ich selbst wollte: nicht zu viel Rummel.

Am Wanderparkplatz in Titisee oberhalb der B 500 fährt der Rodelbus los – Wunsch Nr. 2 erfüllt. Oder doch nicht? An der Haltestelle steht eine größere Menschentraube, so viele sollen da rein? Die Tür öffnet sich, nach und nach verschluckt der Bus ein älteres Pärchen, eine Sechsergruppe junge Leute, dann drei ganze Familien mitsamt Schlitten und Bobs. Der Bus wird immer voller, die Traube sehr langsam kleiner, unsere Hoffnung schrumpft. Kleine Kinder gehen durch die Bustür und verschwinden wie damals Harry Potter und seine Kumpels auf Gleis neundreiviertel, noch weitere Kinder, Mamas und Papas schluckt der Bus – und schließlich auch uns, es ist wie Zauberei.

Gemütlich schaukelt uns der Bus am weißen, zugeschneiten Titisee vorbei zur Saiger Höhe. Die Tür geht auf, endlich frische, kalte Luft und Schnee. Da ist außerdem der schöne Ausblick über Saig, ein Wintertraumland mit wirbelnden Flocken, eingepackt in Puderzuckerschnee – Wunsch Nr. 3 hat sich erfüllt.

Die Rodelbahn liegt am Waldrand, dort führt verheißungsvoll ein Weg bergab in den tief verschneiten Wald. Die ersten Rodler hat er schon verschluckt, nur Juchzen und schrille Schreie sind noch von weit her zu hören. 1,2 Kilometer Rodelspaß (genug, um Wunsch Nr. 1 als erfüllt anzusehen) warten auf uns mit 161 Meter Gefälle.

Erst heißt es kräftig anschieben, doch keine zehn, zwanzig Meter weiter gewinnt der Schlitten an Fahrt. Erst langsam, dann immer schneller fliegen die hohen Tannen vorbei, trotz frisch gefallenen Schnees läuft’s wie geschmiert. Der Wind saust in den Ohren, Flocken pieksen wie kleine Nadelstiche, Pulverschneewolken pudern das Gesicht und das Gefährt wird immer schneller.

Mitten im Weg haben sich kleine Hubbel gebildet, die wie Miniatursprungschanzen wirken und unsere Fahrtechnik testen. Prompt liegen nach den steilen Kurven die ersten Aussteiger im Schnee, kurz darauf taucht der See links im Blickfeld auf, dann rechts der Graben und schließlich legt sich Schneestaub über alles. Im Liegen sehen die gut 20 Meter hohen Tannen mit weiß bemantelten Ästen noch höher aus, kurz verziehen sich die Wolken und lassen einige Sonnenstrahlen durch.

Einige Hubbel und Kurven später sind wir auch schon unten. Dort packt der Bus gerade die nächste Menschentraube samt unserer Kinder ein. Wir Mütter nehmen lieber die Schlitten und gehen zurück Richtung Wald. Wir stampfen bergauf durch den Schnee, durch die Ruhe, die nur vereinzelt durch Lachen und Schreie und Freudenjuchzer durchbrochen wird – denn was sind schon 1,2 Kilometer, wenn gerade eben Wunsch Nr. 4 erfüllt wurde. Das Leben ist kein Wunschkonzert? Manchmal doch.

Weitere Infos: Rodelbahn Saig-Titisee: 1,2 Kilometer, täglich Flutlicht bis 23 Uhr;
Abfahrt Rodelbus am Parkplatz an der B 500 oberhalb von Titisee, Fr 16-21.30, Sa 14-17.30, So 12-17.30 Uhr;

Tageskarte 5 Euro, Kind bis 15 Jahre 3 Euro, Familie 2 Erwachsene und eigene Kinder 13 Euro; Infos unter: http://mehr.bz/rodeln-saig-titisee
von Anita Fertl
am Fr, 20. Januar 2017

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