Schauspiel

"Romulus der Große" am Schauspielhaus Basel

Franz-Xaver Mayr inszeniert in Basel "Romulus der Große" von Friedrich Dürrenmatt.

Gerade 28 Jahre alt war Friedrich Dürrenmatt, als seine Komödie "Romulus der Große" 1949 in Basel uraufgeführt wurde. Es dauerte seine Zeit, bis er mit Theaterstücken wie "Die Physiker", "Der Besuch der alten Dame" oder "Meteor" Ruhm erlangte. Fast 70 Jahre später bringt ein 32-jähriger Regisseur aus Wien "Romulus der Große" in Basel weder auf die Bühne.

Rom im fünften Jahrhundert nach Christus: Romulus, Kaiser des westlichen römischen Reichs, treibt seine Untertanen zur Verzweiflung. Statt den vorrückenden Germanen Einhalt zu gebieten und den Widerstand zu organisieren, tut er nichts! Er sorgt sich nur um seine Hühnerzucht. Für einen Staat, der auf "Mord, Plünderung, Unterdrückung und Brandschatzung auf Kosten der anderen Völker" beruht, sieht er keine Zukunft. Sein Machtwille besteht eben einzig darin, das Ende seines Imperiums zu besiegeln – auch wenn seine Untertanen das nicht wahrhaben wollen und aufbegehren. Blöd nur für Romulus, dass der kriegsmüde Germanenkönig Odoaker dieselbe Ansicht vertritt...

Dürrenmatts Stück hält sich zwar kaum an historische Fakten – darauf verweist der Schriftsteller mit dem Untertitel: eine "ungeschichtlich historische Komödie". Es ist dennoch ein oft gespieltes Werk im deutschsprachigen Raum. Warum es heute noch aktuell ist? Es ist Romulus’ Einsicht, dass sein Reich aufgrund der Schandtaten, die es verübte, das Recht verwirkt hat, weiter zu existieren.

"Man kann zarte Verbindungen zwischen diesem römischen Reich und heutigen gesellschaftlichen Gruppierungen, politischen Richtungen und Personen ziehen", sagt der Regisseur Franz-Xaver Mayr. Dazu gehören Despoten und jene, die es gerne wären, oder der apodiktische Kapitalismus.

Es ist für ihr ein Glück, dass An-dreas Beck, Intendant des Theaters Basel und ehemaliger Direktor des Schauspielhaus Wien, Mayr in die dramatische Welt Dürrenmatts einwies. Nicht immer seien Texte, die vor 70 Jahren geschrieben wurden, vor allem sprachlich mit der modernen Theaterkultur vereinbar. Mayr sieht als Hauptproblem der Texte Dürrenmatts die Langsamkeit der Sprache, die es zu modernisieren gelte, ohne das Ursprüngliche der Komödie zu vergessen. Mayr hofft darauf, dass die Inszenierung sowohl junge als auch ältere Zuschauer anspricht, und verrät: "Ich weiß nicht genau, welche Generation dieses Stück ansprechen wird – aber sicher ist, dass ich verunsichert wäre, wenn ich es denn wüsste".

Mayr wurde für seine Diplominszenierung von Antigone 2016 zum renommierten Körber Studio für junge Regie nach Hamburg eingeladen und inszenierte mit großem Erfolg im selben Jahr den Gewinner des vom Schauspielhaus Wien vergebenen Hans-Gratzer-Stipendiums, Miroslava Svolikovas Stück "Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt". Dafür wurde er zu den Autorentheatertagen 2017 am Deutschen Theater Berlin eingeladen, wo er Yade Yasemine Önders "Kartonage" inszenierte.

Es ist zu erwarte, dass man von diesem Regisseur in künftig noch mehr wird hören und sehen können – so etwa seine Inszenierung von "Europa flieht nach Europa" im Herbst am Burgtheater Wien. Der Unterschied zwischen Basel und Wien? "Der Dialekt!", sagt Mayr.

Termine: Basel, "Romulus der Große", Theater, Schauspielhaus, Premiere: Fr, 4. Mai, 19.30 Uhr
von Sédric Curic
am Fr, 04. Mai 2018

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