Soul, Funk, Fusion

Roy Ayers in der Kaserne in Basel

Der amerikanische Vibrafonist Roy Ayers gibt ein Konzert in der Kaserne in Basel.

"Begründer des Jazzfunk", "Pate des Neo-Soul", "Schlüsselfigur des Acid Jazz" – Roy Ayers hat im Laufe seiner langen Karriere viele Ehrentitel verliehen bekommen. Jetzt gibt der legendäre Vibrafonist ein Konzert in der Kaserne Basel.

Sein Hauptinstrument war ihm durch eine schicksalhafte Begegnung vorbestimmt: Mit fünf Jahren wohnt Roy Ayers einem Konzert von Vibrafon-Altmeister Lionel Hampton bei, der dem Knirps ein Paar Schlegel in die Hand drückt. Es ist bereits sein Markenzeichen, als er in den 1960ern auf Atlantic Records unter anderem mit dem Flötisten Herbie Mann Bebop- und Postbop-Alben veröffentlicht.

In dieser Klangsprache bleibt der Mann aus der South Park-Area von L.A. nicht lange gefangen. Doch vollzieht ein Musiker die Abkehr vom – vermeintlich anspruchsvolleren – Jazz hin zu den leichter verdaulichen und verkäuflichen Genres Funk und Fusion, wird er von den Puristen argwöhnisch beäugt. Als Ayers an der Wende zu den Siebzigern von der strengen Lehre abkommt, geht es ihm wie den Trompetern Freddie Hubbard und Donald Byrd. Dem Autoren und Fotografen Arne Reimer hat er diese Wendung so erklärt: "Als reiner Instrumentalist im Jazz konnte ich nicht die Aufmerksamkeit bekommen, nach der ich strebte. Also fing ich an zu singen und verband Jazz mit Funk. Mein Vibrafonspiel geriet mehr in den Hintergrund und heute noch sagen die Leute, wenn sie meinen Namen hören: ’Roy Ayers? Der Sänger?‘ Ja, ich bin der Sänger, aber eigentlich bin ich Vibrafonist. Das Vibrafon ist mein Herz."

Und so sind es die Werke der 1970er, die ihn, der mit der relaxten Lebensweise der Kalifornier hadert und deshalb nach New York geht, bekannt machen. In dieser fruchtbaren Dekade spielt Ayers mit seiner Band Ubiquity Klassiker wie "Love Will Bring Us Back Together", "Evolution" oder "Running Away" ein, die auch heute noch die Tanzflächen bei jeder Soul- und Funkdisco der Retrogemeinde füllen. Das von einer mysteriösen Spannung getragene "We Live In Brooklyn, Baby" wird zum akustischen Ausdruck eines Lebensgefühls der Frühsiebziger. In seiner Blütezeit, 1973, landet er außerdem mit "Coffy", einem der wichtigsten Blaxploitation-Filme, einen großen Soundtrack-Wurf. Daneben glänzt er immer wieder mit gemächlicheren, im Synthesizersound schimmernden Fusion-Kompositionen wie "Everybody Loves The Sunshine" oder der grandiosen, fantasievollen "Mystic Voyage".

Dass das Vibrafon auch mit Groove gespielt werden kann, daran besteht nun endgültig kein Zweifel mehr. Am Ende seiner kreativsten Phase findet sich Ayers gar mit Nigerias Afrobeat-Star Fela Kuti zusammen, entdeckt in ihm einen transatlantischen Seelenverwandten und erschließt sich den Sound des schwarzen Kontinents.

Seit den Achtzigern hat der heute 75-jährige seine Musik immer wieder erneuert: Er arbeitet mit Whitney Houston genauso wie mit Erykah Badu, er erkundet HipHop und im neuen Millennium schließlich auch House. Weltweit ist Ayers einer der meist gesampelten Musiker überhaupt, Schnipsel aus seinem großen Katalog finden sich in vielen Hiphop-Meilensteinen, in Songs von Neo-Soulstress Jill Scott bis hin zu Björk-Remixes. Gefragt nach seinem Credo, gab er kürzlich eine ganz simple Antwort: "Ich versuche beim Publikum so eine Art Glücksgefühl zu erzeugen, denn ich bin selbst ein Gute-Laune-Typ!" Ob er das auch mit Mitte Siebzig noch ausstrahlt, lässt sich nun in der Basler Kaserne nachprüfen.

Termin: Basel, Kaserne, Mi, 25. Mai, 20 Uhr
von Stefan Franzen
am Fr, 20. Mai 2016

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