Zeitgenössische Landschaftsmalerei
Sabine Brand-Scheffel, Gabriela Stellino und Michael Blum zeigen ihre Interpretationen eines alten Genres im Kunstverein Offenburg
OFFENBURG. "Landschaften" ist der Titel der neuen Ausstellung im Kunstverein Offenburg, und es sind hier vor allem die leisen Töne, die den Blick schärfen. Selten zeigen Aussteller heute noch zarte Aquarelle auf gewelltem Papier im Glasrahmen. Ungewohnt und etwas entrückt wirken diese kleinen Formate mit zunächst wenig Erkennbarem auf den großen, weißen und gleichförmigen Wänden der ehemaligen Kaserne.
Gabriela Stellino, als eine von drei ausstellenden Künstlern, hat diese Aquarelle geschaffen, an der Grenze des Sichtbaren, wie sie selbst titelt. Wasser und Luft haben sie erzeugt und ein Auge, das die feinsten Nuancen von Kontur und Farbe wahrnimmt. Seit 2010 entstehen diese Ansichten im Atelierhaus der aus Argentinien stammenden Künstlerin in Riegel.
Ähnlich minimalistisch sind die Arbeiten des Gegenbachers Michael Blum angelegt. Seine Horizontstreifen sind leicht wiedererkennbar und waren in der Region vielerorts zu sehen. Michael Blum konzentriert sich auf die Linie zwischen Erde und Himmel. So sind seine Bilder nur wenige Zentimeter hoch: Schmale, lange Streifen an den Wänden, die, wie die Arbeiten seiner Kollegin Stellino den Betrachter nah ans Objekt heranführen.
Abstand hingegen verlangen die kontrastreichen Arbeiten von Sabine Brand Scheffel, deren Motive zwar aus der Natur stammen, jedoch weniger mit dem Begriff "Landschaften" zu fassen sind. Brand-Scheffels Bilder – teilweise wandfüllende Großformate – wirken im Kontrast zu den minimalistischen Bildern ihrer Kollegen geradezu wuchtig. Die große Arbeit im ersten Raum zeigt aber auch einen subtilen Umgang mit Farbe und Raum, den die Karlsruherin mit irritierenden Kontrasten umsetzt: Blätter in Violett, Blüten Orange-Gelb vor grauwolkigem, metallisch wirkendem Hintergrund. Die Farbkompositionen sind überraschend kontrastreich, eingeschobene Elemente mit positiv-negativ-Effekt betonen elementare Strukturen im Bild. Im "bateau monet" schiebt sich die weiß gelassene Struktur eines Bootes in dichte Farbtupfer, deren Palette aus Monets Garten in Giverny stammt.
Insgesamt sind diese Großformate auch vonnöten, um nicht einen Charakter in die Ausstellung zu bringen, der all zu sehr in Richtung Kunstkabinett geht. Aber wer nach einem ersten Rundgang noch tiefer in die Betrachtung eintauchen möchte, wird diese Absicht nicht nur Michael Blums Ausschnitten der Schwarzwaldhöhen verfolgen, sondern auch in Gabriela Stellinos Video erkennen, wie subtil Veränderungen wahrgenommen werden können. Und es passiert einiges auf den kleinen Bildern.
"Was der Westwind gesehen hat" aus dem Jahr 2012 gibt Einblick in eine düstere Herbststimmung: bewegte Wolken, dem Sturm ausgesetzte Baumspitzen, verregnete Tage, die sich nur durch kurze Aufhellungen am Horizont von der Nacht unterscheiden. Die feinen, vom wässrigen Auftrag der Farbe gewellten Papiere, mit ihren weichen, ausgefransten Rändern, sind nicht hinter einem Passepartout unsichtbar gemacht, sondern diese Dokumente eines zutiefst persönlichen Erlebens sind an den unteren beiden Ecken in ein stabiles Papier hinter dem Glasrahmen gesteckt.
Eine faszinierende Ausstellung, in der jede Position ihren Platz und ihre Bedeutung findet.
Gabriela Stellino, als eine von drei ausstellenden Künstlern, hat diese Aquarelle geschaffen, an der Grenze des Sichtbaren, wie sie selbst titelt. Wasser und Luft haben sie erzeugt und ein Auge, das die feinsten Nuancen von Kontur und Farbe wahrnimmt. Seit 2010 entstehen diese Ansichten im Atelierhaus der aus Argentinien stammenden Künstlerin in Riegel.
Ähnlich minimalistisch sind die Arbeiten des Gegenbachers Michael Blum angelegt. Seine Horizontstreifen sind leicht wiedererkennbar und waren in der Region vielerorts zu sehen. Michael Blum konzentriert sich auf die Linie zwischen Erde und Himmel. So sind seine Bilder nur wenige Zentimeter hoch: Schmale, lange Streifen an den Wänden, die, wie die Arbeiten seiner Kollegin Stellino den Betrachter nah ans Objekt heranführen.
Abstand hingegen verlangen die kontrastreichen Arbeiten von Sabine Brand Scheffel, deren Motive zwar aus der Natur stammen, jedoch weniger mit dem Begriff "Landschaften" zu fassen sind. Brand-Scheffels Bilder – teilweise wandfüllende Großformate – wirken im Kontrast zu den minimalistischen Bildern ihrer Kollegen geradezu wuchtig. Die große Arbeit im ersten Raum zeigt aber auch einen subtilen Umgang mit Farbe und Raum, den die Karlsruherin mit irritierenden Kontrasten umsetzt: Blätter in Violett, Blüten Orange-Gelb vor grauwolkigem, metallisch wirkendem Hintergrund. Die Farbkompositionen sind überraschend kontrastreich, eingeschobene Elemente mit positiv-negativ-Effekt betonen elementare Strukturen im Bild. Im "bateau monet" schiebt sich die weiß gelassene Struktur eines Bootes in dichte Farbtupfer, deren Palette aus Monets Garten in Giverny stammt.
Es passiert einiges auf den kleinen Bildern
Insgesamt sind diese Großformate auch vonnöten, um nicht einen Charakter in die Ausstellung zu bringen, der all zu sehr in Richtung Kunstkabinett geht. Aber wer nach einem ersten Rundgang noch tiefer in die Betrachtung eintauchen möchte, wird diese Absicht nicht nur Michael Blums Ausschnitten der Schwarzwaldhöhen verfolgen, sondern auch in Gabriela Stellinos Video erkennen, wie subtil Veränderungen wahrgenommen werden können. Und es passiert einiges auf den kleinen Bildern.
"Was der Westwind gesehen hat" aus dem Jahr 2012 gibt Einblick in eine düstere Herbststimmung: bewegte Wolken, dem Sturm ausgesetzte Baumspitzen, verregnete Tage, die sich nur durch kurze Aufhellungen am Horizont von der Nacht unterscheiden. Die feinen, vom wässrigen Auftrag der Farbe gewellten Papiere, mit ihren weichen, ausgefransten Rändern, sind nicht hinter einem Passepartout unsichtbar gemacht, sondern diese Dokumente eines zutiefst persönlichen Erlebens sind an den unteren beiden Ecken in ein stabiles Papier hinter dem Glasrahmen gesteckt.
Eine faszinierende Ausstellung, in der jede Position ihren Platz und ihre Bedeutung findet.
Landschaften. Gabriela Stellino, Sabine Brand-Scheffel und Michael Blum. Kunstverein Offenburg Mittelbaden, Kulturforum an der , Armand-Goegg-Straße 2, Offenburg. Bis 24. Juni. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 13 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr. Montag geschlossen. http://www.kunstverein-offenburg.de
von Eri Sieberts
am
Mi, 09. Mai 2018