Scharf, der Stein!

Ritterpfad Scharfenstein: Ein auf und Ab mit Burggeschichte und Bächen.

Die Überreste einer Burg, die einst auf einer fast 100 Meter hohen, scharfkantigen Felsgruppe thronte, zu erreichen auf schmalen Pfaden durch einen verwunschenen Wald; dazu ein grünes Tal, in dem selbst nach trockenen Sommern unerlässlich ein Bach samt kleinem Wasserfall rauscht: Das sind die Zutaten des Ritterpfads, auf den wir Eltern die drei zehn- bis dreizehnjährigen Jungs heute gelockt haben.

Doch unten, am Einstieg des Pfads an der Münstertäler L 123 nach Wieden, herrscht erst einmal Ernüchterung: "Was, da sollen wir hoch?!", fragt einer der Jungs fassungslos. Mächtig, zerklüftet und abweisend ragt der Scharfenstein, ein grauer Quarzporphyr-Koloss, gen Himmel. Wir Erwachsenen murmeln nur, dass man ja nicht die Wand hochgehen müsse, und dann hilft die Wegtafel weiter, auf der von der Burg und ihrem Burgherren, dem Schwarzen Teufel, wie der Scharfensteiner auch genannt wurde, die Rede ist – das weckt die Neugier und wir laufen los.

Rechter Hand murmelt der Glasbach, davor wuchern Brennnesseln und fordern die drei zu Mutproben heraus, bis die Hände kribbeln. Doch richtig spannend wird es erst, als wir auf einen schmalen Pfad abbiegen und eintauchen in den urigen Wald. Hohe Tannen, Buchen und Bergahorn zaubern ein grünes Blätterdach, darunter liegen Baumskelette kreuz und quer auf dem Boden und bemooste Blockhalden säumen die steilen Hänge.

Noch 200 Meter bis zum Gipfel zeigt ein Schild an, und nun wird’s richtig wild: Bizarre, knorrige Bäume recken uns ihre Äste wie Greifarme entgegen, große Steinbrocken liegen überall wie hingewürfelt und abgestorbene Bäume verbreiten morbiden Charme – ein richtiger Räuberwald ist’s. Kein Wunder, dass sich der schwarze Teufel dort wohlgefühlt hat.

Warum der eigentlich so hieß, will einer der Jungs wissen. Viele Sagen und Geschichten beschäftigen sich mit dem Raubritter, der ein übler Zeitgenosse gewesen sein muss: Nicht nur seine gütige Frau soll er in einen mörderischen Hinterhalt gelockt haben, sondern er ließ wohl auch Einheimische verschwinden.

Die Reste seiner Burg, erstmals im Jahr 1267 als "castrum Scharphenstein" erwähnt, können wir schließlich auf dem Gipfel ausmachen. Eine Schautafel erzählt ihre Geschichte: Die Herren von Staufen erbauten sie damals zum Schutz der Silbererzbergwerke, die die Stadt Münster einst groß machten. Geldverlegenheiten zwangen die Herren von Staufen später dazu, Teilrechte an das Kloster St. Trudpert, das Haus Habsburg und die Stadt Freiburg zu verkaufen. Ein handfester Streit, vor allem um die ergiebigen Silbererzvorkommen der Münstertäler, entbrannte. 1346 bliesen die Freiburger schließlich zum Kampf, zerstörten dabei den Konkurrenten Münster und auch die Burg, so dass kein Stein mehr auf dem anderen blieb.

Wir ziehen weiter, verlassen den Wald und erreichen das sonnige, luftige Hintere Elend, das seinen Namen zu Unrecht trägt, wie wir finden: Mächtige, geranienbehangene Höfe säumen die Berghänge, auf den sattgrünen Wiesen weiden Kühe und Pferde. Wir folgen dem rauschenden Stampfbach und verlassen für eine spritzige Verschnaufpause unter dem Stampfbachfall kurz unsere Route. So erfrischt nehmen wir den letzten Aufstieg unter die Füße, der uns Stück für Stück dem Ausgangspunkt wieder näher bringt. "Scharf isser ja, der Stein", findet am Ende auch einer der Jungs mit Blick nach oben.

Weitere Infos: Ritterpfad Scharfenstein, Einstieg Parkplatz Scharfenstein an der L 123 nach Wieden, Länge 4 km, mit
Variante 6 km; Karten, Infos: Tourist-Info Münstertal, Tel. 07636/70730; http://www.muenstertal-staufen.de
von Anita Fertl
am Fr, 28. September 2018

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