Führungen

Schauinsland Sonnenobservatorium

Helle Köpfchen gefragt: Das Observatorium auf dem Schauinsland gewährt einen Blick hinter die Kulissen .

Wir haben ihn oft vor Augen, den Stern, von dem wir leben, und wissen doch so wenig über ihn. Zeit, das zu ändern, finden wir – und wo könnte man das besser als im Sonnenobservatorium auf dem Schauinsland. Antonio Ferriz, Gastdozent an der Uni Freiburg, übernimmt den t
heoretischen Part der Führung, ehe es im zweiten Teil in das Teleskop geht.

"Das ist zwar ein Sonnenobservatorium, aber man sieht die Sonne nicht so oft", stellt Ferriz gleich ernüchternd fest. Aha. Lange Gesichter, vor allem bei den Kindern. Warum wurde dann überhaupt eines gebaut? Um einen idealen Standort zu finden, müsse man viele Jahre testen, erklärt Ferriz. Das Freiburger Observatorium gründete der Astrophysiker Karl-Otto Kiepenheuer 1943 als militärische Einrichtung, um die Sonnenstürme vorhersagen zu können. Denn solche magnetischen Stürme störten den Funkverkehr zwischen Flugzeugen und Bodenstationen oder brachten diesen sogar zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde die Erforschung der Sonne weiter betrieben. So bestand das Observatorium als Zentrale des Instituts fort, das 1955 nach Freiburg umzog und seit Ende der 1980er Jahre den Namen seines inzwischen verstorbenen Gründers trägt: das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik (KIS).

Heute stehen die Sonnenteleskope der Forscher weltweit auf Teneriffa. Dank hoher Lage, minimalen Luftturbulenzen und guter Wetterbedingungen mit jährlich 300 Sonnentagen bekommt man dort gestochen scharfe Bilder. Weil das am Schauinsland nicht so ist, werden seit Jahrzehnten keine wissenschaftlichen Messungen mehr durchgeführt, allenfalls Geräte getestet oder Studenten ausgebildet.

Doch zurück zur Sonne, die man vom Schauinsland aus viele Jahre beobachtet hat und deshalb weiß, dass die Sonnenflecken der Ursprung der Sonnenstürme sind. Ferriz zeigt uns Aufnahmen solcher Flecken, die größer als unsere Erde sind: "Die ganzen Sonnenflecken zusammengenommen machen aber nur ein Zehntausendstel der Sonnenoberfläche aus", so der Experte.

Das und vieles mehr weiß man nur dank der riesigen Fernrohre. Das Herzstück des Observatoriums ist das 13 Meter lange Teleskop, das im Prinzip wie eine Lupe funktioniert. "Was bei der Sonne wichtig ist: Wir brauchen lange Brennweiten. Denn damit bekommen wir eine große Vergrößerung", erklärt Reiner Hammer vom KIS, der mit uns auf den Teleskopturm steigt. Oben in der Kuppel fällt das Sonnenlicht auf einen großen Spiegel, über den das Licht auf einen zweiten Spiegel gelenkt wird. Dieser wiederum schickt es gebündelt nach unten.

Wie der Weg der Sonne führt auch der unsere in den Keller, allerdings viel langsamer und übers Treppenhaus. Dort, am Fuße des Teleskopturms, wird das vom Teleskop produzierte, dreizehneinhalb Zentimeter große Sonnenlichtbild untersucht. "Wir gucken aber nicht mit einer Lupe auf dieses Bild von der Sonne – das macht die Augen kaputt – sondern schneiden uns ein Stückchen raus und zerlegen das auf der Seite in seine Farben", führt Hammer aus. Dieser Spektral- oder Regenbogenfarbenfilm wird auf dunkle Linien hin untersucht. "Die werden durch die ganzen Atome gemacht, die sich in der Sonne befinden", sagt Hammer.

Nicht nur die Kinder staunen, dass die Wissenschaftler anhand der Farben und Striche herauslesen können, beispielsweise die Geschwindigkeit der Sonne. Kreuzkompliziert ist das alles für die meisten von uns, selbst wenn Hammer und seine Kollegen es möglichst einfach erklären. Und längst weiß man noch nicht alles über die Sonne. Nur so viel: Noch etwa fünf Milliarden Jahre wird die Sonne Energie erzeugen. Bis dahin können noch einige Tage der offenen Tür stattfinden.
von anfe
am Mo, 25. September 2017

INFO

Anfahrt: Per Auto oder öffentliche Verkehrsmittel bis zur Schauinsland Bergstation, von dort aus etwa 20 Minuten Fußweg.

Termin: Nächste
kostenfreie Sonnenobservatoriumführungen So, 1. Okt., 11 bis 15 Uhr, jeweils zur vollen Stunde. Alle Infos unter: http://mehr.bz/sun  

Autor: anfe

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