Kino-Interview

Schauspieler Christian Clavier über das Lachen und den neuen Film „Nicht ohne Eltern“

TICKET-INTERVIEW: Der Schauspieler Christian Clavier über das Lachen und den neuen Film "Nicht ohne Eltern".

In Frankreich zählt Christian Clavier (66) zu den beliebtesten Komikern. Auch in Deutschland hat er Fans, weshalb "Monsieur Claude und seine Töchter" bei uns mit vier Millionen Zuschauern ein großer Erfolg wurde. Seitdem vergeht kein Jahr, in dem der gebürtige Pariser nicht auch die deutschen Kinos mit einer Komödie beglückt. Nach "Nur eine Stunde Ruhe" und "Hereinspaziert!" folgt nun "Nicht ohne Eltern". Markus Tschiedert sprach mit Monsieur Clavier.

Ticket: Wie haben Sie reagiert, als Ihnen das Drehbuch zu "Nicht ohne Eltern" auf den Tisch flog?
Clavier: Ich war sehr glücklich, weil ich es sehr lustig fand und schon das Theaterstück, auf dem der Film basiert, in Frankreich ein großer Erfolg war. Für mich war es wieder eine andere Figur, mit der ich das Publikum zum Lachen bringen könnte. Als der angeblich verschollene Sohn auftaucht, glaubt meine Figur ja, dass es sich um einen Betrüger handeln muss. Ich glaube, das können die meisten Zuschauer gut nachvollziehen.
Ticket: Dieser André Prioux ist Ihnen doch auf den Leib geschrieben, weil er wieder etwas griesgrämig ist – so, wie man es aus Ihren anderen Filmen kennt...
Clavier: Vielleicht können sich die Leute gerade deshalb mit ihm identifizieren (lacht). Zumindest werden sie ihn niemals ganz verabscheuen. Darin besteht für mich als Schauspieler auch die Herausforderung. Ich muss zusehen, meine Figur zu schützen und ihr auch sympathische Züge geben. Meist passiert das, indem sich die Figur verwandelt – so, wie auch im Fall von André, der irgendwann bereit ist, sich mit der Situation zu arrangieren, und sich gar mit dem Gedanken anfreundet, der Vater eines 40-Jährigen zu sein.
Ticket: Nachdem Ihr letzter Film "Hereinspaziert" unter Kritik geraten ist, weil er das Thema Fremdenfeindlichkeit zu klischeehaft bediente, fällt "Nicht ohne Eltern" harmloser aus.
Clavier: Ich suche meine Projekte danach aus, ob mir das Drehbuch gefällt und mit wem ich arbeiten werde. Erst danach frage ich mich, ob ich mir den Film selbst ansehen würde und wie ich ihn mit meiner Anwesenheit bereichern könnte.
Ticket: Wie meinen Sie das?
Clavier: Man sollte nie für das Publikum denken. Ich halte das für sehr gefährlich und sogar für arrogant, zu behaupten, Leute könnten etwas nicht richtig verstehen. Sonst könnte man sie womöglich gar nicht mehr einer Thematik aussetzen, die im Entferntesten etwa Kontroverses hat. Die meisten sind sehr erwachsen und wissen genau, warum sie einen Film mögen oder nicht.
Ticket: Glauben Sie, dass wir manchmal politisch zu korrekt sein wollen?
Clavier: Nicht politisch, eher ideologisch. Obwohl ich in Frankreich feststellen konnte, dass es sich gerade ändert. Denn die neue Generation sieht das heute völlig anders. Sie wollen einfach nur lachen können, wenn sie ins Kino gehen. Warum auch nicht. Schließlich befinden wir uns wieder in einer sehr unsicheren Zeit, und da braucht man auch wieder etwas Ablenkung. Das merke ich, wenn ich mit jungen Schauspielern arbeite. Sie sind sehr erfrischend und frei in ihrem Spiel.
Ticket: Wie bemerkten Sie eigentlich, dass Sie andere zum Lachen bringen können?
Clavier: Schon in der Schule, indem ich unsere Lehrer imitierte. Später ermutigte mich ein Theaterregisseur. Er sagte zu mir: "Du hast etwas in dir. Du betrittst die Bühne, und die Leute vergessen alles andere. Das musst du ausarbeiten, und du wirst Karriere machen." Das war 1969, ist also schon sehr lange her. Erst als Erwachsener entdeckt man seine Möglichkeiten und weiß, das kannst du.
Ticket: Sind Sie privat denn genauso lustig wie vor der Kamera?
Clavier: Es soll ja Komiker geben, die in Wirklichkeit ganz ernst sind. Aber das Klischee vom traurigen Clown ist für mich ein Klischee. Ich kann immer Witze reißen. In meinem Herzen habe ich das Bedürfnis, andere zum Lachen bringen zu wollen – und selbstverständlich auch mich selbst.
von tsc
am Fr, 22. Juni 2018

Info

Nicht ohne Eltern

Regie: Sébastian Thiery & Vincent Lobelle
Mit Christian Clavier, Catherin Frot, Sébastian Thiery, Pascale Arbillot, Hervé Pierre und anderen.
86 Minuten, frei ab sechs Jahren

Die Story
Die Ehe von André (Christian Clavier) und Laurence (Catherine Frot) ist kinderlos geblieben. Trotzdem treffen sie in ihrem Haus unter der Dusche einen Mann (Sébastian Thiery), der behauptet, ihr Sohn zu sein. Wie kann das sein? Ist André fremdgegangen?  

Autor: bz

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