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Jugend macht Zeitung

"Sprayen ist wie eine Sucht"

  • Rabea Strauch

  • Sa, 09. März 2013, 14:10 Uhr
    Neues für Schüler

Vielerorts in Lahr sieht man Graffiti. Die Jugendredaktion wollte mehr über die Urheber dieser Schriftzüge, Bilder und Logos erfahren – und stieß auf einen Sprayer aus der Szene vor Ort. Sein Pseudonym lautet Peskoner, seinen wahren Namen will er nicht in der Zeitung lesen. JuZ-Reporterin Rabea Strauch sprach mit ihm über sein Hobby und die Gefahren beim Sprayen.

In Lahr gibt es viele illegale Graffiti. Oft sind es nur Gruppenlogos,gernganzeSchrift- züge. Foto: Rabea Strauch
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JuZ: Du sprayst illegal. Hast Du nach dem Sprayen jemals ein schlechtes Gewissen?
Peskoner: Nö, überhaupt nicht.

JuZ: Auch nicht gegenüber Deinen Eltern? Wissen die überhaupt von Deinem riskanten Hobby?
Peskoner: Dass ich illegal spraye weiß meine Mum, seit die Bullen danach vor unserer Tür standen. Bis dahin hatte sie mich noch unterstützt. Sie hat’s mir dann aber verboten. Dass ich’s immer noch mache, weiß sie nicht. Jetzt müssen wir Dosen, Wandfarbe und alles weitere von unserem Taschengeld kaufen.

JuZ: Wir?
Peskoner: Wir sprayen in einer Crew von zwei Leuten. Wir nennen uns BMD und sprayen in Offenburg oder auch in Lahr.

JuZ: Was heißt denn BMD?
Peskoner: Wir haben abgemacht, dass wir’s nicht aussprechen.

JuZ: Woran erkennt man Eure Graffiti?
Peskoner: An unserem Stil und eben unseren Tags (Signaturkürzel, das das Pseudonym eines Sprayers zeigt, Anm. d. Red.), da wir Schriftzüge aber auch Characters (comicartige, figürliche Graffitibilder, Anm. d. Red.) machen, also uns nicht spezialisiert haben. Meistens zeichnen wir Skizzen vor, aber man kann auch Freestyle-Graffiti von uns finden.

JuZ: Wie kommt man zu so einem Hobby?
Peskoner: Ich hab’ mir das Graffitozeichnen selbst übers Internet beigebracht, und so hat sich dann ein eigener Style entwickelt.

JuZ: Warum sprayst Du immer noch, wenn Du doch schon mal erwischt worden bist?
Peskoner: Die Leidenschaft zu den Farben ist einfach viel zu groß. Am Anfang hatte ich Angst, erwischt zu werden, da man vor dem Sprayen nicht weiß, wie viel Zeit man für den Schriftzug hat. Das legte sich aber mit der Zeit. Mittlerweile ist Sprayen wie eine Sucht geworden.

JuZ: Bist du immer mit Deinen Graffiti zufrieden?
Peskoner: Manchmal hat man nen guten, mal nen schlechten Tag.

JuZ: Was siehst Du als Schmiererei und was als Kunst beim Sprayen?
Peskoner: Hässliche Oneliners (Schriftzüge, die nur aus einer Linie bestehen, Anm. d. Red.) und schlechte Tags sind meiner Meinung nach Schmierereien, bunte oder auch Chrome-Bilder, die gut gemacht sind, sind Kunst. Auch Tags sind schön – wenn sie gut gemacht sind. Aber über Geschmack lässt sich natürlich streiten.

JuZ: Könntest Du Dir vorstellen, Dein Wissen vom Sprayen an Jüngere weiterzugeben?
Peskoner: Jo klar, why not, natürlich nicht auf die Schnelle, ich würde mich mit denjenigen zusammensetzten und ein paar Sachen zeigen und erklären.

JuZ: Wie viel Geld hast Du fürs Sprayen schon ausgegeben?

Peskoner: Zwischen 200 und 500 Euro.

JuZ: Glaubst Du, dass Du auch künftig immer weiter sprayen wirst?
Peskoner: Ja, auf jeden! Graffiti never dies!

Mehr Fotos von Graffiti in Lahr unter http://mehr.bz/ graffitilahr

Ressort: Neues für Schüler

Dossier: Jugendredaktion Lahr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 09. März 2013: PDF-Version herunterladen

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