Jazz

Stanley Clarke tritt im Jazzhaus auf

TICKET-INTERVIEW: Stanley Clarke über das Bassspielen und John Coltrane.

Einen Abschluss der Philadelphia Academy of Music in der Tasche, ging Stanley Clarke, mit gerade einmal 20 Jahren, 1971 nach New York City und bekam gleich Jobs bei berühmten Bandleadern wie Horace Silver, Art Blakey, Joe Henderson und Stan Getz. Dann landete der Senkrechtstarter bei Chick Corea’s Return to Forever. Nun kommt der legendäre Bassist mit einer jungen Band und dem Album "The Message" ins Freiburger Jazzhaus. Olaf Maikopf hat mit Stanley Clarke gesprochen.

Ticket: Kürzlich erschien ihr neues Album, auf dem Sie die Botschaft der Liebe thematisieren.
Clarke: Sie ist schließlich Teil eines Kontinuums, das seit Jahrtausenden gepredigt wird. Liebe ist ein Wort, das Affinität zu etwas oder jemandem ausdrückt. Ich glaube, dass diese Botschaft, obwohl es eine einfache ist und vielfach auch überstrapaziert, dennoch jedem Einzelnen von uns ständig vermittelt werden sollte. Denn was in jedem von uns gut ist, offenbart sich erst durch die Liebe.
Ticket: Ihre aktuelle Band ist ausschließlich mit jungen Musikern besetzt. Weil deren Energie und Musikalität noch nicht abgenutzt oder eingefahren ist?
Clarke: Ja. Beka begann bereits mit 16 Jahren bei mir zu spielen. Mike Mitchell war erst 20 Jahre alt, als wir das Album machten, und Cameron kenne ich seit seinem 15. Lebensjahr. Sie wuchsen mit meinen alten Platten auf und hörten auch die von Return To Forever oder Weather Report, ihnen liegt also diese Art von Musik vollkommen im Blut.
Ticket: Woher nehmen Sie die Inspiration und den Antrieb immer wieder neue Musik zu kreieren?
Clarke: Ich mag es einfach, Menschen Freude mit meiner Musik zu bereiten. Es ist eine der erfüllendsten Aktivitäten im Universum. Es gibt nichts Besseres als vor Menschen zu spielen und sie lächeln zu sehen, und es ist auch für mich sehr therapeutisch (lacht).
Ticket: Auf "The Message" gibt es, wie so häufig auf Ihren Alben, auch ein Akustikbasssolo, diesmal ist es ein Stück von Bach. Warum Bach?
Clarke: Weil es meiner Frau gefällt, wenn ich zu Hause die Bach-Cello-Suiten auf dem Bass spiele (lächelt). Aber ernsthaft, sie sagte, wegen der Schwierigkeit, das Stück auf dem Bass zu spielen, sollte ich meine Hörer wissen lassen, dass es wirklich möglich ist. Tatsächlich habe ich es auf dem Bass in der gleichen Tonart gespielt wie sie von Bach für das Cello vorgesehen wurde, was ein bisschen schwierig war. Aber, wie kann ein guter Ehemann die Bitte seiner Frau ablehnen? (grinst)
Ticket: Wie alle großen Bassisten haben Sie schon immer ihren charakteristischen Ton, etwas, das schwer zu erfassen, aber sofort erkennbar ist.
Clarke: Ich glaube nicht, dass man sich hinsetzen kann und dann seinen persönlichen Klang entwickelt. Vielmehr denke ich, dass ein eigener Sound eine Kombination aus dem ist, was man als Mensch ist, und der Bereitschaft, in seinem Spiel völlig ehrlich zu sein. Es geht nicht darum, jede Woche einen anderen Sound auszuprobieren. Musiker sollten immer ihren eigenen Zielen treu bleiben!
Ticket: Im Booklet danken Sie John Coltrane. Was ist Ihr Bezug zu ihm?
Clarke: John Coltrane ist wahrscheinlich der einflussreichste Musiker in meinem Leben. Als ich zum ersten Mal seine Musik hörte, erkannte ich, dass es eine starke spirituelle Komponente in seiner Musik gibt, er spielte nicht nur Noten. In einem Interview sagte er einmal, dass er "Gutes in die Welt bringen möchte". Das mag einfach klingen. Aber ich glaube, das war eine tiefe Leidenschaft für ihn. Für mich wurde es sehr real, als ich erstmals sein "A Love Supreme" hörte. Es war und ist eines der schönsten Alben, die ich je gehört habe, und wenn man den Text auf der Rückseite liest, sieht man, dass er kein gewöhnlicher Musiker war. Ich hatte das Gefühl, dass er aus einem besonderen Grund spielte. Ihm ging es weniger um Geld oder Ruhm, sondern um etwas Größeres. Er war ein gigantischer Geist.

Termin: Freiburg, Jazzhaus, Mo, 12. Nov.,
20 Uhr
von bz
am Fr, 09. November 2018

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