Malerei und Objekte

Sumiko Shôji zeigt ihre Arbeiten von Sonntag an im Offenburger Artforum

Sumiko Shôji zeigt ihre Arbeiten von Sonntag an im Artforum – Titel: "Die andere Seite#2".

OFFENBURG. Der Sage nach gründeten die Kinder des Kriegsgottes Mars und der Priesterin Rhea, Romulus und Remus, die Stadt Rom. Das Bild der die Brüder säugenden Wölfin gehört zum Mythos. Im Artforum gestaltet die aus Japan stammende Künstlerin Sumiko Shôji dieses Bild in eigenwilliger Weise. Vernissage ist am Sonntag, 8. März um 11 Uhr.

Der Tierkörper der Wölfin wird in ihrer Keramik zum Tisch, die Zitzen an der Unterseite sind kleine Stalaktiten, fast wie verschwunden der Kopf, ein abgesägter Baumstamm, die Brüder symbolisiert durch Apfelhälften. Während der Apfel im westlichen Kulturkreis als Frucht vom Baum der Erkenntnis religiös aufgeladen ist, verneint die Künstlerin diesen Zusammenhang. Sie will die freie Assoziation, und so sind die Apfelhälften einfach nur eine Form, die für den Mensch steht.

Die Ausstellung verweist auf ein ganzes Symbolinventar. Der Tisch, der abgesägte Baumstamm, die Apfelhälften, Boote, Felder von oben gesehen, Schriftzeichen, die keine mehr sind, Eisberge, Kimonos, sie alle werden miteinander kombiniert, so dass eine vielfältig geschlossene Bildwelt entsteht. Arbeiten in Öl, Aquarelle, Keramiken und Holz zeigen die Vielfalt im Material, mit dem Sumiko Shôji arbeitet. Dabei vermag sie eine präzise, von großer Konzentration geprägte Bildsprache zu entwickeln, die viel Raum lässt. Eindeutige Linien ohne jede Irritation und die Reduktion auf die wesentlichen, aus der Geometrie kommenden Linien kennzeichnen die Bildsprache unabhängig vom Material. In den Ölbildern liegt eine pastellige Zartheit, die mitunter von wenigen Farbspuren getragen wird, ohne welche das ganze Bild nicht mehr funktionieren würde. Sie drängen sich jedoch nicht in den Vordergrund. Das hat eine große poetische Subtilität.

Vor zwanzig Jahren ist die Künstlerin zum Studieren nach Stuttgart gekommen. Sie betont im Pressegespräch, dass Stuttgart im Zentrum Europas liege, und sie immer schon nach Deutschland kommen wollte. Das Vokabular für ihre Arbeit schöpft sie aus dem Leben, und auch aus dem Internet.

So hat die Fukushima Katastrophe im Jahr 2011 dazu geführt, dass sie vier Jahre nicht nach Japan fahren konnte, bis sich der Vater meldete und sie zurückrief, letztlich damit er sterben konnte. Zwischen den Welten zu leben, ist für sie Alltag. Ihr türkischer Ehemann, mit dem zusammen sie auch Videos macht, wird an der Vernissage, Musik auf der Saz spielen.

Künstlerkreis im Artforum, Okenstraße 57, Haupteingang Tullastraße, D-77652 Offenburg, Tel. +49 (0) 781-73622, Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 14 bis 17 Uhr. Ausstellungsdauer bis 5. April.
von Susanne Ramm-Weber
am Fr, 06. März 2020

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