Weltmusik

Tamburi Mundi Festival im E-Werk

Das elfte Freiburger Tamburi-Mundi-Festival steht unter dem Motto "Roots".

Die elfte Ausgabe des Tamburi-Mundi-Festivals, das vom 30. Juli bis 7. August im Freiburger E-Werk stattfindet, setzt unterm Leitmotiv "Roots" Schwerpunkte etwa auf die Türkei und Norwegen, der Resident Artist kommt aus Israel.

Nach dem Jubiläumsjahrgang 2015 und dem Fokus auf der Begegnung zwischen Freiburgs Partnerstädten Isfahan und Tel Aviv könnte sich Tamburi Mundi einen ganz "normalen" Jahrgang gönnen. Doch wer den umtriebigen Festivalleiter Murat Coskun kennt, der ahnt, dass das Programm auch 2016 mit den verschiedensten Schwerpunkten und Highlights gespickt ist.

Immer wieder erstaunlich, welche Themen sich um die genauso unscheinbare wie universelle Rahmentrommel, Namensgeberin des Festivals, stricken lassen. Als große Klammer hat Coskun das Motto "Roots" ausgerufen. Die Wurzel-Thematik rollt Tamburi Mundi am Eröffnungsabend quasi von hinten auf: In "Grooves ’n’ Roots" geht es um Musiker, die ihre Wurzeln aufgeben mussten, so etwa der syrische Oudspieler Samir Mansour, der in Damaskus einst im Staatlichen Syrischen Orchester spielte und heute an der Orientalischen Musikakademie in Mannheim doziert. Neben dem mongolischen Trio um die in Freiburg seit langem geschätzte Sängerin Baadma kommt in dieser Ouvertüre auch Arezoo Rezvani auf die Bühne: 2015 verblüffte die junge Frau noch als Gast aus Isfahan mit ihren Soli auf dem persischen Hackbrett Santur, mittlerweile lebt sie in Deutschland.

Wurzeln in einem archaischen Sinne stellt Resident Artist Zohar Fresco vor. Freunde der nahöstlichen Weltmusik kennen ihn aus der Formation Bustan Abraham, die jüdische und arabische Traditionen aufeinandertreffen lässt. Fresco führt die Rahmentrommel in seiner Performance "Tof Miriam" bis auf biblische Zeiten zurück.

Ebenfalls in die mythische Ära führen ein norwegischer und ein irischer Abend: "Runartromma" gruppiert die nordische Schamanentrommel zu Balladen des Mittelalters, die mit Gesang, Leier und Harfe vorgetragen werden, und der beim Festival schon bekannte Bodhrán-Spieler Dave Boyd garantiert in seinem Konzert die Verbindung zur alten keltischen Tradition.

Von besonderem Interesse dürfte ein Konzert mit dem Ensemble Misafir sein. Sowohl klassische als auch traditionelle Musik der Türkei sind hier angekündigt, und die Ausführenden kommen aus verschiedenen Backgrounds: Die türkischen Solisten Derya Türkan und Muhittin Kemal Temel an Spießgeige und Kanun treffen auf Annette Mayes Klarinetten und die Posaune von Ludwig Himpsl. Der bayrische Musiker ist Mitglied der Unterbiberger Hofmusik und hat sich über Jahre tief in die Eigenheiten der türkischen Musikwelt hineingegraben.

Wie seit einigen Jahren Usus, sucht das Programm auch diesmal wieder den Schulterschluss mit der Alten Musik und dem Barock – und damit den kulturellen Wurzelsträngen des Abendlandes: "Sprouts of Ancient Roots" präsentiert die Gamben- und Lauten-Koryphäen Hille Perl und Lee Santana zusammen mit den Rahmentrommeln des Festivalleiters und des Italieners Paolo Rossetti Murittu. Und zum Finale werden "Mediterranean Dialogues" entfacht, wenn das Barockquartett Aria Di Follia auf den in Freiburg lebenden algerisch-stämmigen Oudspieler Hadji Baba Ahmed trifft. Schließlich führt die Rahmentrommel dieses Mal auch auf den schwarzen Kontinent: Der Ghanaer Raphael Kofi, Organisator des African Music Festivals Emmendingen und der in Freiburgs Szene bestens verankerte Senegalese Pape Dieye musizieren mit dem Jazzsaxophonisten Werner Englert. Weitere Schwerpunkte auf Brasilien, den USA, Persien, England und Syrien ergänzen das neuntägige Programm, das in einem großen "Roots"-Abend mit 16 Mitwirkenden um das norwegische Percussionensemble SISU kulminiert.

Termine: Freiburg, E-Werk, Sa, 30. Juli,
bis So, 7. Aug.
von Stefan Franzen
am Fr, 29. Juli 2016

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