Theater

Tanz, Theater, Musik und Bildende Kunst beim Festival Wildwuchs in Basel

Tanz, Theater, Musik und Bildende Kunst auf dem Festival Wildwuchs in Basel.

Mit mehr als 150 Beteiligten fördert das Festival Wildwuchs das gesellschaftliche Miteinander. Bis zum 11. Juni sind in Basel 30 Produktionen aus den Bereichen Tanz, Theater Musik und Bildender Kunst zu sehen.

Tanzen kann jeder. So werben Tanzschulen gern um Nachwuchs. Doch nicht jeder startet dabei mit den gleichen Voraussetzungen. Michael Turinsky ist seit seiner Geburt körperbehindert. Trotzdem hat er sich für seine Leidenschaft entschieden: das Tanzen. Der studierte Philosoph arbeitet nicht nur als Tänzer, sondern auch als Choreograph und präsentiert zwei seiner Stücke auf dem Festival Wildwuchs in Basel.

In "Heteronomous Male" bewegt er sich allein auf der Bühne – zwischen Kind und Erwachsenem, Hilflosigkeit und Eros, Ernst und Ironie. In "My Body, Your Pleasure" überträgt er sein eingeschränktes Bewegungsvokabular auf vier körperlich nicht beeinträchtigte Tänzerinnen und Tänzer. Eine Synthese scheinbarer Norm und stigmatisierter "Abnormalität"; von "Innen und Außen" – dem diesjährigen Motto des Wildwuchs-Festivals.

Seit 2001 lädt das Festival alle zwei Jahre internationale Produktionen nach Basel ein. Neben der Kaserne finden Veranstaltungen im Theater Roxy Birsfelden und erstmalig auch in den Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK) statt: Mit deren Patienten wurden Stücke einstudiert.

Bis zum Jahr 2013 hatte das Festival den Schwerpunkt "Behinderungen". Seit Gunda Zeeb die Leitung übernommen hat, öffnet sich das Festival weiteren Themen. Den diesjährigen Auftakt macht die südafrikanische Unmute Dance Company mit dem Stück "Ashed". Es bezieht sich auf die in der Vulkanasche erstarrten Menschen im antiken Pompeji. Menschen mit und ohne Behinderung tanzen gemeinsam und stellen Fragen nach Freiheit und Unabhängigkeit in ihrem Heimatland. Einem Land, das eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt aufweist. Auf der Bühne kombiniert das Ensemble Gesang, Spoken Word Performance und Tanz.

Inklusion bedeutet auch Integration. Denn zur Randgruppe gehören dem Wortsinn entsprechend auch die, die in ausgegrenzten Bezirken einer Stadt wohnen. Isabelle Stoffel hat gemeinsam mit Recycled Illusions den Audio-Walk "Widerhall an der Grenze" entworfen, bei dem Spaziergänger mit Kopfhörern durch Viertel laufen, in die sie ihr Alltag nicht verschlägt. Dort leben Migranten aus dem Libanon, aus Syrien, Somalia und der Türkei. Deren Hintergrund wird nicht nur klanglich wiedergegeben, sondern Passanten kommen selbst zu Wort und erzählen ihre Geschichte.

Sechs Produktionen wurden in Zusammenarbeit mit der UPK erarbeitet. Darin geht es um die Wahrnehmung von Zeit. In der Performance "Twenty Four" von Deborah Neininger und dem Basler Theaterkollektiv We Ate Lobster bestimmen Jugendliche aus der psychiatrischen Einrichtung, was auf der Bühne passiert. Dabei treffen zwei Welten aufeinander: Kunst und Klinik. "Für uns ist es ein Abenteuer", sagt UPK-Direktorin Anne Lévy.

Termine: Basel, Festival Wildwuchs. Verschiedene Orte. Bis So, 11. Juni.

Alle Termine unter http://www.wildwuchs.ch
von Constantin Hegel
am Fr, 02. Juni 2017

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