Pop
"The Bar at Buena Vista"-Show in Europa-Park und in Baden-Baden
1999 haben Wim Wenders und der Gitarrist Ry Cooder mit dem Film und dem Album "Buena Vista Social Club" die Musik Kubas weltweit populär gemacht. Die "Buena Vista"-Show, die in Baden-Baden und Rust gastiert, zelebriert die Bar, in der in den Fünfzigern alles begann. Ein Besuch vor Ort in Havanna.
Ein Freitagnachmittag in Kubas Hauptstadt. Die Altstadt Havannas ist ein quirliges Gewusel aus Einheimischen und Touristen. Etwas abseits des Trubels – eine Bar in einer Seitenstraße. Von außen scheint das Lokal nicht wirklich sensationell. Und doch wird die Bar in den nächsten zwei Stunden zum Ort einer musikalischen Zeitreise. Die Lotsen in die Vergangenheit sind Herren und eine Dame gehobenen Alters, kubanische Entertainer der alten Schule, die unter dem Siegel "The Bar at Buena Vista – Grandfathers of Cuban Music" singen und tanzen. Sie heißen Ignacio Carrillo (93), Rene Pérez Azcuy (77), Siomara Avilia Valdés Lescay (um die 80) oder Luis Chacon Mendive (Jahrgang 1939), ein legendärer Rumbatänzer, der uns Gringos noch zeigen wird, was eine kesse Sohle ist.
Castros Sozialismus hat ihnen auch magere Jahre beschert. Dem Charme, dem Feuer, der Klasse und Würde dieser Vollblutunterhalten kann eine Revolution aber nichts anhaben. Musik liegt den Kubanern vermutlich in den Genen – und tröstet sie mit Sicherheit auch über die Härten sozialistischer Mangelwirtschaft hinweg.
Sprechen wir also vom fidelen Kuba vor 1959, das diese Großväter "in full swing" erlebten: Ihre "Buena Vista"-Show entführt in Havannas goldene Ära. Als Casinos, Nachtclubs und Revuen brummten, und Kuba das Sündenbabel an der Sonne war, ein Las Vegas in der Karibik, wo Amerikas Gangster Hof hielten und die Puppen tanzen ließen. Aus Sicht seiner Musiker, Tänzer, Arrangeure und Choreografen war Havanna ein Eldorado: Jobs, Trinkgeld, Highlife. Wer also spielte damals zu Tanz und Unterhaltung auf? Kubanische Künstler wie Siomara Valdés, die 1950 ihre Karriere als Sängerin startete und im berühmten "Tropicana" gastierte.
Verlernt haben die Alten nichts, wie sie beim Konzert in der Bar beweisen, begleitet von Topmusikern, die auch nach Europa kommen. Mit Piano, Gitarre, Bass, Congas und Perkussion legt die Band einen frisch-fröhlich vitalen Sound vor, kubanischen Son, der das Erbe Afrikas und Spaniens in sich trägt, amerikanischen Jazz atmet und gute Laune macht mit seinem entspannten Kopfnicker-Drive.
Mendive tanzt eine Rumba und bezirzt die Partnerin schalkhaft mit einem roten Tuch. Siomara ist mit jedem Zoll eine Diva in Stimme und Ausstrahlung. Die Lieder haben Seele, die Interpreten verströmen die Weisheit von Großeltern, die viel erlebt haben und alles wissen: über die Liebe, das Leben und das alte Havanna. Das geht ans Herz, versprochen! Die "Buena Vista"-Show wird Sänger, Musiker und Tänzer im Bühnenbild einer Bar präsentieren: Grüße aus einem Kuba voller Stil und Eleganz.
Das Konzert in der Bar ist zu Ende. Durchs offene Fenster applaudieren die Zaungäste auf der Straße. Alter Künstleradel findet eben überall ein Publikum. Ob in Havanna oder in deutschen Konzertsälen.
Termine: Sa, 7. April, Baden-Baden, Festspielhaus, Uhr; So, 8. April, Rust, Europa-Park Arena, jeweils 19 Uhr. von Kai-Uwe Brinkmann
Castros Sozialismus hat ihnen auch magere Jahre beschert. Dem Charme, dem Feuer, der Klasse und Würde dieser Vollblutunterhalten kann eine Revolution aber nichts anhaben. Musik liegt den Kubanern vermutlich in den Genen – und tröstet sie mit Sicherheit auch über die Härten sozialistischer Mangelwirtschaft hinweg.
Sprechen wir also vom fidelen Kuba vor 1959, das diese Großväter "in full swing" erlebten: Ihre "Buena Vista"-Show entführt in Havannas goldene Ära. Als Casinos, Nachtclubs und Revuen brummten, und Kuba das Sündenbabel an der Sonne war, ein Las Vegas in der Karibik, wo Amerikas Gangster Hof hielten und die Puppen tanzen ließen. Aus Sicht seiner Musiker, Tänzer, Arrangeure und Choreografen war Havanna ein Eldorado: Jobs, Trinkgeld, Highlife. Wer also spielte damals zu Tanz und Unterhaltung auf? Kubanische Künstler wie Siomara Valdés, die 1950 ihre Karriere als Sängerin startete und im berühmten "Tropicana" gastierte.
Verlernt haben die Alten nichts, wie sie beim Konzert in der Bar beweisen, begleitet von Topmusikern, die auch nach Europa kommen. Mit Piano, Gitarre, Bass, Congas und Perkussion legt die Band einen frisch-fröhlich vitalen Sound vor, kubanischen Son, der das Erbe Afrikas und Spaniens in sich trägt, amerikanischen Jazz atmet und gute Laune macht mit seinem entspannten Kopfnicker-Drive.
Mendive tanzt eine Rumba und bezirzt die Partnerin schalkhaft mit einem roten Tuch. Siomara ist mit jedem Zoll eine Diva in Stimme und Ausstrahlung. Die Lieder haben Seele, die Interpreten verströmen die Weisheit von Großeltern, die viel erlebt haben und alles wissen: über die Liebe, das Leben und das alte Havanna. Das geht ans Herz, versprochen! Die "Buena Vista"-Show wird Sänger, Musiker und Tänzer im Bühnenbild einer Bar präsentieren: Grüße aus einem Kuba voller Stil und Eleganz.
Das Konzert in der Bar ist zu Ende. Durchs offene Fenster applaudieren die Zaungäste auf der Straße. Alter Künstleradel findet eben überall ein Publikum. Ob in Havanna oder in deutschen Konzertsälen.
Termine: Sa, 7. April, Baden-Baden, Festspielhaus, Uhr; So, 8. April, Rust, Europa-Park Arena, jeweils 19 Uhr. von Kai-Uwe Brinkmann
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Di, 31. August 2021
