Rock

The Temperance Movement im Z7

The Temperance Movement wollen auch im Z7 in Pratteln den Rock ’n’ Roll retten.

Mit "A Deeper Cut" veröffentlichen The Temperance Movement nicht einfach ein weiteres Rock-Album, sondern eine Kampfansage an den Zeitgeist. Nun kommt die britische Band ins Z7 nach Pratteln.

Von wegen Rock ’n’ Roll ist tot! Er mag zwar an Strahlkraft und Relevanz verloren haben, aber das Zeitliche hat er noch lange nicht gesegnet. Dafür sorgen Bands wie The Temperance Movement, die die Fahne des Bodenständigen, Erdigen und Schweißtreibenden hochhalten. Die dem durchgestylten Einheitsbrei der Formatradios Paroli bieten. "Ich höre Songs von Teenagern, die über einen Lifestyle singen, von dem sie keine Ahnung haben", sinniert Sänger Phil Campbell. "Da geht es nur darum, auf den richtigen Partys zu sein, die richtigen Klamotten zu tragen und ständig Fotos auf Instagram zu posten. Das ist symptomatisch für unsere Zeit– aber damit hat The Temperance Movement nichts zu tun."

Campbell versteht seine Band als Opposition und Kontrapunkt. Als Hüter eines Sounds, der in einer schnelllebigen, volltechnisierten Welt fast antiquiert wirkt. Aber mit dem er eine echte Mission verfolgt: "Ich habe uns immer als Band gesehen, die Rock ’n’ Roll so spielt, wie er gespielt werden sollte. Nämlich ohne ihn auf irgendeine Weise zu verwässern. Es geht um die natürliche menschliche Performance – nicht um Elektronik, Laptops und die Produktion."

Bei allem Idealismus und Sendungsbewusstsein: Auch The Temperance Movement haben ihre Probleme. Nach einem furiosen Debüt von 2013, das das Quartett aus London unter anderem im Vorprogramm der Rolling Stones vorstellte, schlingerte die Band 2016 in eine echte Krise. Interne Spannungen, hohe Erwartungen und erste Ermüdungserscheinungen als Folge endloser Tourneen äußerten sich in einem zweiten Album namens "White Bear", mit dem man nicht wirklich glücklich ist. "Einige Songs waren zu hoch, um sie richtig zu singen, andere zu schnell. Es war zu überhastet aufgenommen."

Eine Erkenntnis mit personellen Folgen: Gitarrist Luke Potashnick und Schlagzeuger Damon Wilson verließen die Band. Das Kollektiv früherer Sessionmusiker für Deep Purple, Jamiroquai, Ray Davies und Waterboys zerlegte sich selbst. Und durchlief eine Phase der Selbstfindung und Neuorientierung. Eine, die extrem wichtig war. "Als Luke ausstieg, mussten Gitarrist Paul Sayer und ich erst mal lernen, wie es ohne ihn weitergeht. Aber dann haben wir erkannt, dass damit eine neue Freiheit einhergeht. Jetzt kann ich endlich eigene Songs einbringen, was mit Luke unmöglich war. Und wir haben zwei neue Mitglieder, die die Band lieben und eine wahnsinnige Energie besitzen."

Was Campbell damit meint: Der Mix aus Led Zeppelin, Allman Brothers, Stones, Faces und Black Crowes ist noch überzeugender, weil vielseitiger geworden. Die Rocker sind dreckiger, kantiger und ruppiger. Die Balladen gefühlvoller und intensiver. So, wie es der Titel verspricht: "A Deeper Cut" – ein tieferer Schnitt. "Der Name sorgt dafür, dass du an Leidenschaft, aber auch Selbstmissbrauch denkst. Im Titelstück heißt es: ‚Ich werde mich noch tiefer schneiden, um noch mehr zu bluten – damit du und ich noch mehr fühlen.‘ Es geht darum, den Schmerz zu akzeptieren statt ihm entkommen zu wollen."

Termin: Pratteln, Z7, Sa, 17. März, 20 Uhr
von Marcel Anders
am Fr, 16. März 2018

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