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Thurston Moore Group beim Maifeldderby und in der Laiterie

Thurston Moore Group in Mannheim und Straßburg.

Bislang haben nur wenige US-Musiker ihre Bedenken gegen Donald Trump in Wort und Ton formuliert. Mit "Rock ’n’ Roll Consciousness" ist der Gitarrist und Sänger Thurston Moore, der mit seiner Band in Mannheim und Straßburg spielt, einer der ersten und radikalsten.

Über 30 Jahre war Thurston Moore die Stimme und das Feedback von Sonic Youth, galt als Pate der New Yorker Noise-Rock-Szene und hat Generationen von Musikern geprägt. Mit seinem Schaffen ist er berühmt, aber nie reich geworden. Dass er heute im hippen Norden von London wohnt, hat etwas Ironisches. Gleichzeitig ändert das aber nichts an seiner rebellischen Ader. Schon gar nicht in Bezug auf Donald Trump. "Momentan wäre ich gerne in den USA, um mich für die Opposition zu engagieren. Ich möchte mit Millionen Menschen demonstrieren und das Weiße Haus stürmen. Und zwar durch den Haupteingang. Wir sind schließlich genug – sie können uns gar nicht alle töten. Also lasst uns da eindringen, die Typen in den Fluss werfen und die Schlösser auswechseln."

Eine kämpferische Einstellung, die sich auch in "Rock ’n’ Roll Consciousness" niederschlägt. Vor allem in den Texten, in denen sich Thurston Moore als politischer Rebell, aber auch Beat-Poet präsentiert, der auf den Spuren von Burroughs, Ginsberg und Snyder wandelt und sich betont abstrakt bis mystisch gibt. Zudem erweist er sich als Feminist, der mehr weibliche Führungspositionen fordert – und die Gedanken seiner Lebensgefährtin Eva Prinz alias Radieux Radio transportiert: "Sie ist Frauenrechtlerin, Filmemacherin, Buchverlegerin und Lektorin. Als ich ein paar Texte brauchte, gab sie mir diese energetischen weiblichen Sachen, und schon beim ersten Singen dachte ich: Die sind toll. Denn ich habe eine Schwäche für das Subversive und Esoterische. Ich finde das sehr erotisch. Es macht die Musik sexy."

Für sein neues Album hat Thurston Moore eine Band gegründet, die aus Koryphäen wie Bassistin Deb Googe von My Bloody Valentine und Steve Shelley, dem Schlagzeuger von Sonic Youth, besteht.

Ein Indiz dafür, dass sich zumindest musikalisch nicht viel geändert hat. Der Wegebereiter des Grunge und Alternative Rock setzt weiter auf eine Mischung aus Noise-Rock, Krautrock und lupenreiner Avantgarde – mit krachigen Klangeruptionen, permanenten Stil- und Tempiwechseln, aber auch hypnotischen, fast meditativen Passagen. Ein spannender Grenzgang zwischen den Extremen. So, wie man es von ihm gewohnt ist. "Einen Song wie ,Aphrodite‘ zu schreiben ist nicht viel anders, als ein Stück für Sonic Youth zu komponieren. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es sich um andere Musiker handelt. Und Sonic Youth haben durchaus eine Zukunft. Schließlich habe ich den Namen auf meinem Arm tätowiert. Was bedeutet, dass ich die Band mit ins Grab nehmen werde. Nur: Momentan denke ich nicht darüber nach. Es reicht, wenn das andere Leute tun. Aber es bedeutet mir viel, wenn sie mich auf der Straße ansprechen und mir sagen, wie wichtig ich ihnen bin."

Termine: Mannheim, Maifeldderby auf dem Maimarktgelände, So, 18. Juni, 15.30 Uhr; Straßburg, Laiterie, Sa, 1. Juli, 20 Uhr
von Marcel Anders
am Fr, 16. Juni 2017

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