Blick hinter die Kulissen

Tierische Weltreise: Spezialführungen im Basler Zoo

Blick hinter die Kulissen: Im Wasser einmal rund um die Welt geht es bei Spezialführungen im Zoo Basel.

Es ist angerichtet: Miesmuscheln, Fliegenlarven und Borstenwürmer stehen in Schalen fein säuberlich aufgereiht am Fischbüfett. "Alles in gleicher Qualität, wie wir Menschen sie essen würden", wie unser Guide Nina Decrue betont. "Na dann: Guten Appetit", sagt einer der Jungs trocken, während der Rest der Gruppe mit einem "Iiih", die Nase rümpft. Doch natürlich sind die Häppchen nicht für uns gedacht, sondern für die Bewohner des Vivariums, die wir bei unserer heutigen Führung im Zolli Basel näher kennenlernen wollen.

Dazu hat uns ein erster Gang zum Blick hinter die Kulissen geführt, die ein Dreiviertel der gesamten Vivariumfläche ausmachen und normalerweise für Besucher nicht einsehbar sind. "Es ist ein bisschen wie im Labyrinth. Als ich hier anfing zu arbeiten, habe ich mich dreimal verirrt, also bleibt besser bei mir", sagt Decrue mit einem Augenzwinkern. Zuerst stehen die Themen Fütterung und Zucht auf unserem Plan, ehe wir so ausgerüstet, einmal um die Meereswelt reisen wollen.

Viel Technik ist hier im Spiel, es herrscht ein Lärmpegel wie in einer Waschküche. Passend dazu drehen sich in einem runden flachen Becken, Quallenkreisel genannt, Medusen wie weiße Wäschewolken im Kreis. Decrue erklärt, dass sich die Quallen zwar selbst fortbewegen, aber eben auch wie im Meer eine hier künstlich erzeugte Strömung brauchen. Die Kinderstube der Quallen zeigt uns die Biologin in einem anderen Kasten; wir sehen erst einmal – nichts. Dann, bei genauerem Hinschauen, winzigkleine Punkte, wie Miniluftblasen, die Polypen. "Normalerweise bleiben sie in diesem Stadium. Erst wenn die Umweltbedingungen schlecht sind, werden sie zu Medusenlarven und sind dann mobil", erklärt die Fachfrau.

In der Zwischenzeit hat ihr Kollege schon mit der Fütterung der Tiere angefangen, steht dazu oberhalb der Aquarien, die sich aneinanderreihen wie verschiedene Wärmebecken im Thermalbad. Aber hineinspringen? Besser nicht, denn von den Hausherren ist der ein oder andere unangenehme Geselle dabei, die uns Decrue nun von unten und vorne zeigen will.

Die Tour startet im heimischen Süßgewässer, wo sich der Aal im Wasser schlängelt, der ebenso wie der Stör schon zu Zeiten der Dinos im Wasser dümpelte. "Weiß jemand von euch, warum der Stör unter Schutz steht – und was er hat, was der Mensch von ihm will?" Gesichter wie Fragezeichen, doch dann weiß einer die Antwort: der Kaviar, das schwarze Gold ist es.

Wir wechseln zum Mittelmeer, wo sich Kurioses im Wasser tummelt. So kann etwa die Meerjunker eine Geschlechtsumwandlung ohne OP durchlaufen, denn stirbt das sogenannte Prachtmännchen, dass seine weibliche Herde beschützt, ändert in nur drei Wochen aus den übriggebliebenen Weibchen eines sein Geschlecht und wird der neue, männliche Herdenanführer.

Bisweilen treibt bei den Fischen die Mutterliebe seltsame Blüten, ein Anschauungsbeispiel finden wir im Afrikabecken bei den Fadenmaulbrütern. Dort schnappt sich das Weibchen die Eier und lässt sie im Maul verschwinden, um sie dort auszubrüten. So geschützt, können sich die Jungen vor Fressfeinden in Ruhe entwickeln. Einen Haken habe jedoch auch diese Brutweise, erzählt Decrue: Hat der Kuckuckswels es geschafft, ein paar seiner Eier unter die des Fadenmaulbrüters zu schmuggeln, schlüpfen die jungen Kuckuckslarven früher und verspeisen den Nachwuchs ihrer Wirtin.

Dass es jedoch nicht nur ums Fressen und Gefressen werden geht, zeigt uns Decrue im Korallenriff. "Beobachtet einmal den kleinen blauweißen Fisch", sagt sie. "Das ist ein Putzer", weiß einer nach kurzer Zeit. Decrue bestätigt und erzählt, dass die Putzerfische unbeschadet an Haifischen und Muränen knabbern und diese säubern können.

Noch viele Kuriositäten begegnen uns auf unserer tierischen Weltreise: Wir erfahren, wie Nemo es anstellt, in der eigentlich giftigen Anemone zu leben oder dass es Fische mit Lungen gibt, und beobachten, wie der giftigste Fisch im gesamten Aquarium, der Steinfisch, geschickt und halbvergraben im Sand auf Beute lauert. Viel zu schnell ist die Führung vorbei, was haben wir alles erfahren von seltsamen Kinderstuben, ausgeklügeltem Jagdverhalten und Weibchen, die zu Männchen werden – einfach tierisch.

Weitere Infos: Führungen im Zoo Basel: verschiedene Zoobereiche wählbar, Kosten 180 Sfr zzgl. Eintritt für eine einstündige Führung für ein bis 30 Personen, Infos unter http://mehr.bz/zoobf
Beratung und Buchung Tel. 0041/61/ 2953535 (Mo, Mi 9.30–12 Uhr und 14.30–16 Uhr, Di, Do, Fr 8–12 Uhr; Öffnungszeiten Zoo Basel:
8 bis 18.30 Uhr, Eintritt: 21 Sfr,
16–24 Jahre 15 Sfr, Kinder (6–15 Jahre) 10 Sfr, Infos: http://www.zoobasel.ch
von Anita Fertl
am Fr, 31. Mai 2019

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