E-Bike

Tour mit gleich vier Gewässern: Der Hochschwarzwälder Seenradweg

67 Kilometer Strecke, 760 Meter Anstieg: Der Seenradweg im Hochschwarzwald hat es in sich. Die Ausblicke sind aber spektakulär: Seen, Moore, Wälder und Wiesen. Mehr Schwarzwald geht kaum.

Seenradweg

Rundweg: Länge: ca. 67 Kilometer und 750 Höhenmeter; Schwierigkeitsgrad: mit E-Bike mittel, Fahrzeit: etwa 5 Stunden
Radverleih: für E-Bikes beispielsweise in Titisee bei Thoma Sport, Seestraße 2, je nach Modell für 35 bis 55 Euro pro Tag, buchbar unter Tel. 07651/9724967
GPS-Track: kostenfrei zum Download unter: http://mehr.bz/seelig

Verflixt. Wieder mal hat es nicht geklappt, die Radtour am frühen Morgen zu starten. Dabei wäre der Seenradweg mit seinen knackigen 67 Kilometern und knapp 760 Meter Anstieg Grund genug gewesen, sich selbst am Sonntag entschiedener aus den Federn zu quälen. Damit aber der Ausflug kurz nach 11 Uhr doch noch zur Genusstour gerät, stellt uns der nette Mann vom Radverleih zwei prächtige Fullys mit E-Motor hin, gibt eine Einweisung und schickt uns auf eine "gute Fahrt!".

Die haben wir dann auch, nachdem wir uns gemeinsam mit einer stolzen Anzahl von Touristen über die Prachtstraße Richtung See geschoben haben. Und dort beginnt sie endlich, die Spritztour im besten Wortsinn, die an vier Schwarzwaldseen vorbei, durch Hochmoore, tiefe Wälder und weite Wiesenlandschaften führt: Mehr Schwarzwald geht kaum.
Herbstzeit ist Wanderzeit. Schluchten, Wasserfälle, traumhafte Aussichten, imposante Felsen, Weinberge oder Rheinauen: In einer neuen Serie stellt die Badische Zeitung elf Wanderungen mit Wow-Effekt vor.

Das Ufergedränge dünnt allmählich aus – wer kam nochmal auf die Idee, ausgerechnet am Sonntag zu starten? Egal. Endlich pfeift der Fahrtwind um die Nase, der Titisee glänzt in der Sonne, schenkt so manchem Tretbootfahrer Kapitänsgefühle und uns schöne Anblicke zum Einstimmen, ehe wir den See hinter uns lassen.

Kurz vor Bärental warten die ersten Höhenmeter und das latent schlechte Gewissen, dass unsere Mountainbikes ohne E-Wind heute in der Fahrradgarage darben, verflüchtigt sich mit jedem mühelos zurückgelegten Buckel unter dem zufriedenen Schnurren der Leihräder. Eine kurze Abkühlung im Windgfällweiher? Warum nicht. Zu verführerisch glitzert der kleine Bergsee in der Sonne, auf dem Stand-up-Paddler ihre Künste vorführen und wir mal eben kurz abtauchen. So erfrischt ist es ein Klacks bis Aha und bis zum Schluchsee. Dort sind neben dem Gewässer selbst der gleichnamige Ort, der Bahnhof mit den hübsch-alten Waggons und natürlich die Staumauer beliebte Fotomotive und Hingucker.

Krönender Höhepunkt: Der Feldsee

Langsam grummelt’s im Bauch – nur gut, dass der Unterkrummenhof mit schindelbemantelter Gastlichkeit, gackernden Hühnern, Vespermöglichkeit und Himmelsliegen auftaucht, hach, tut das gut. Ohnehin scheint sich ab dort der 7,5 Kilometer lange Speichersee von seiner Sonnenseite zu zeigen, endlich weit weg vom Autolärm. Ein letzter Blick auf den idyllischen westlichen Zipfel, dann ist der größte der Seen umrundet.

Hochmoore prägen nun das Landschaftsbild, und nach Bärental geht’s erst mal tierisch hoch. Stille macht sich breit, unterbrochen nur vom Summen der Insekten und dem sanften Surren der Bikes. So eingelullt, geht’s Tritt für Tritt bergauf, zum Feldsee als krönendem Höhepunkt. Baden darf man zwar nicht des seltenen Brachsenkrauts wegen, das dort wächst. Aber in der Ruhe versinken und ganz gebannt sein vom Gletschersee inmitten des Bannwalds.

In Titisee schließt sich der Kreis

Nicht widerstehen können wir auch einem weiteren, kurzen Einkehrschwung beim Raimartihof, ehe es einen letzten knackigen Anstieg zum Rinken hoch und dann nur noch über Alpersbach und Hinterzarten bergab geht. Zeit wird’s, denn ein Wind kommt auf, treibt die Wolken vor sich her und schiebt sie zu einem dunklen Himmelmeer zusammen, aus dem nur noch über unseren Köpfen die Sonne als Leuchtturm ragt.

Doch Glück gehabt, wir lassen es sausen, die Reifen rollen über das fast schon wieder trockene Alpersbachsträßchen, kurbeln durch Hinterzarten, nehmen die letzten Kilometer unter die Reifen, ehe sich in Titisee der Kreis schließt. Dort ist er wieder da, der Trubel, Pärchen, Teenies und Familien schlendern plappernd und eisschleckend Richtung Parkplatz.

Die Abendsonne scheint den Titisee liebevoll zu kitzeln, schickt eine glitzernde Lichterkette über das Wasser, auf dem nur noch wenige Boote, aber umso mehr Enten schaukeln. Allmählich scheint auch hier die Feierabendruhe einzukehren, beim letzten Fußbad für heute – geschafft sind wir, aber selig am See.
von Anita Fertl
am Sa, 03. Oktober 2020 um 07:47 Uhr

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