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Unwetter

Überflutungen nach Gewitter richten in Rheinland-Pfalz Millionenschäden an

Sebastian Krüger
  • dpa &

  • Mo, 28. Mai 2018, 21:21 Uhr
    Panorama

     

Nach dem heftigen Gewitter mit Hochwasser stehen einige Betroffene vor dem Nichts. Auch in Südbaden sind solche Wetterereignisse nicht auszuschließen.

In Fischbach tobte das Hochwasser  | Foto: dpa
In Fischbach tobte das Hochwasser Foto: dpa
Dramatische Szenen in Rheinland-Pfalz: Nach Starkregen wird ein Bach in kurzer Zeit zum Strom. Häuser werden geflutet, Autos mitgerissen. Auch in anderen Bundesländern richteten Unwetter große Schäden an. Eine Frau schwebt noch in Lebensgefahr, nachdem ein Blitz sie getroffen hatte.

Manuel Fischer hat noch mit aller Kraft versucht, seine Haustür zuzuhalten. Doch gegen die Wasserflut hatte er keine Chance: Innerhalb von kurzer Zeit stand sein Haus fast zwei Meter unter Wasser. "So was habe ich noch nie erlebt", sagt der 27-Jährige, als er die Schlammmassen aus Küche, Bad und Eingang schiebt. "Alles kaputt. Ich stehe vor dem Nichts."

"Die Hauptstraße in Fischbach stand meterhoch unter Wasser." Werner Schmidt, Augenzeuge


Verzweiflung ist ihm ins Gesicht geschrieben wie vielen anderen Bürgern in Fischbach und Herrstein im Herzen von Rheinland-Pfalz am Montag. Es ist der Tag nach extrem heftigen Regenfällen, die in der Region zu Überflutungen bislang hier nicht gekannten Ausmaßes geführt haben.

"Die Hauptstraße in Fischbach stand meterhoch unter Wasser", sagt Werner Schmidt von der anderen Straßenseite. "Als ich aus dem Fenster schaute, habe ich Kühlschränke, Tiefkühltruhen, Reifen und Baumstämme am Haus vorbeischwimmen sehen." Berge von Geröll und Backsteine säumen noch am Montag die Straßen. Im angrenzenden Bett des Fischbachs hängt ein demoliertes Kleinauto im Wasser an einer Brücke.

"Wir hatten schon Hochwasser, aber in der Kürze der Zeit noch nie solche Wassermassen." Klaus Görg


Der Bach schwoll durch das Gewitter derart an, dass er als reißender Strom durch das Tal drückte. Mindestens 50 Autos wurden mitgerissen. Hunderte Gebäude beschädigt. "Wir haben einen mehrstelligen Millionenschaden", sagt der Büroleiter der Verbandsgemeinde Herrstein, Klaus Görg. "Wir hatten schon Hochwasser, aber in der Kürze der Zeit noch nie solche Wassermassen." Verletzte habe es zum Glück nicht gegeben.

Am Montag ist überall Aufräumen und Saubermachen angesagt. Im Gebäude der Verbandsgemeinde ist der Keller bis zur Decke vollgelaufen. Berge von Akten liegen im Hof, Mitarbeiter beseitigen Schlamm. "Es läuft schon gar nicht mehr ab", sagt Carina Willmar.

In einer Schule türmt sich 60 Zentimeter hoch der Schlamm. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern, weiß keiner. Bei der Feuerwehr steht das Gerätehaus in Herrstein 1,40 Meter unter Wasser. "Ich habe das hier so noch nicht mitgemacht", sagt Wehrleiter Nils Heidrich. "Die Fahrzeuge der Kameraden sind über den Hof geschwommen." Am Montag räumt die Feuerwehr weiter Straßen frei und spritzt den Matsch weg. "Die Lage ist insoweit unter Kontrolle, als es trocken ist und nichts mehr nachläuft." Etwa 600 bis 700 Rettungskräfte seien im Einsatz gewesen.

Auch in anderen Teilen Deutschlands tobten Unwetter

Dass die Folgen der Regenfällen so schlimm ausfielen hing damit zusammen, dass das Gewitter über der Region hängenblieb und nicht weiterzog, sagte Marco Puckert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) auf BZ-Anfrage. Eine Wettermessstation in der Region registrierte dem DWD zufolge fast 150 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von drei Stunden – mehr als sonst in einem Monat. "Wir hatten eine Stunde lang extremen Hagel und extremen Regen", sagt auch Görg. Nach dem Unwetter wurde Katastrophenalarm ausgerufen, die Stromversorgung brach teilweise zusammen.

Auch in anderen Teilen Deutschlands tobte das Unwetter: Besonders betroffen waren Hessen, Thüringen und Sachsen. Im nordrhein-westfälischen Bochum traf ein Blitz zwei 21 und 23 Jahre alte Frauen, als sie sich mit dem Handy filmten. Wie die Feuerwehr mitteilte, musste eine der Frauen am Sonntagabend wiederbelebt werden. Die 23-Jährige schwebte am Montag noch in Lebensgefahr.
Unwetterwarnung

Die feucht-schwülen Luftmassen aus dem Mittelmeerraum werden den Menschen in Südbaden auch in den kommenden Tagen die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch wird es laut Marco Puckert vom Deutschen Wetterdienst zwar um einige Grad abkühlen. Dennoch sei vereinzelt mit sehr starken Regenfällen, Hagel und heftigen Gewittern zu rechnen. Die Unwetterwahrscheinlichkeit nehme am Donnerstag dann noch einmal zu. "Lokale Überschwemmungen wie in Rheinland-Pfalz am Wochenende kann man für Südbaden nicht ausschließen."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 29. Mai 2018: PDF-Version herunterladen

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