Ungewohnte Perspektiven für individuelle Sichtweisen

Neue Ausstellung beim Marcher Kunstverein: Werke von Insa Hoffmann und Ulrike Schräder sind bis 29. März zu sehen.

MARCH. So unterschiedlich die Arbeiten von Insa Hoffmann und Ulrike Schräder auch sind, gemeinsam sind den Werken der im Dreiländereck beheimateten Künstlerinnen die ungewöhnlichen Perspektiven, die individuellen Sichtweisen auf die Dinge und die aufwändigen Maltechniken. Beim Kunstverein March treffen sich nun die Künstlerinnen und ihre Arbeiten zum ersten Mal, entsprechend lautet der Titel der bis zum 29. März dauernden Ausstellung auch "Begegnung".

"Die Arbeiten von Insa Hoffmann und Ulrike Schräder sind gegensätzlich und doch wieder ähnlich, das macht diese Ausstellung so spannend", sagte Kunstvereinsvorsitzende Ulla Jantz-Meinecke, die sich über den regen Besuch bei der Vernissage im Alten Pfarrhaus freute. Die Einführung übernahm Kunsthistorikerin Christiane Grathwohl-Scheffel.

Insa Hoffmann wuchs in Bremen auf, lernte und studierte in Turin, Bogotá (Kolumbien) und dann von 1989 bis 1993 an der Akademie der schönen Künste in Bologna. Von 2000 bis 2004 absolvierte sie ein Studium der Kunsttherapie an der Katholischen Fachhochschule in Freiburg.

In Kandern hat sie ihr Atelier in der Alten Ziegelei, wo sie seit vielen Jahren Malkurse gibt. Sie sagt über sich: "Meine Malerei basiert auf der klassischen Malerei mit einer Vorliebe für malerischen Realismus. In der Abstraktion entwickle ich neue Bildräume, die aus Form und Farbe bestehen. Ich helfe anderen, ihre künstlerische Stimme zu finden, in dem ich ihnen die handwerklich-gestalterischen Grundlagen vermittle, sowie Achtsamkeit für die inneren Prozesse fördere". Ihr Credo: "Spielerisch lernen – Techniken erwerben – Intuition stärken." Das künstlerische Werk von Insa Hoffmann umfasse ein breites Spektrum und verlaufe in zwei parallelen Bahnen, erklärte Christiane Grathwohl-Scheffel. Es gebe eine Werkgruppe mit Landschaften und gegenständlichen Bildern sowie eine mit abstrakten Arbeiten. In der Marcher Ausstellung seien nun aber nur einige ihrer aktuellen Abstraktionen zu sehen.

Fotos als Gedankenstützen

Den Arbeiten zugrunde lägen Fotografien, die Hoffman beim Durchstreifen der Natur und in ihrem Umfeld mache, erklärte Grathwohl-Scheffel. "In diesen Fotos spiegelt sich ihr Interesse für Flächen, für Proportions- Unterschiede und Formkontraste. Der Blick auf die Natur kann abbildend und zugleich abstrahierend sein". Ungewöhnliche Perspektiven auf Gewohntes schaffe einen Blickwechsel, räumliche bekannte Situationen könnten durch die Verschiebung von Ebenen eine unbekannte Faszination auslösen. Die Fotos seien nur Gedankenstütze und Ausgangsmaterial, um den kreativen Prozess anzustoßen. "Der malerische Prozess ereignet sich in vielen einzelnen Schritten. Das Bild wird wieder und wieder überarbeitet. Im Malprozess spielt für Insa Hoffmann der Zufall eine wichtige Rolle", sagte Grathwohl-Scheffel. "Immer wieder erfolgen spontane Setzungen, die dann als mögliches Leitmotiv dienen, an denen entlang das Bild weiterwachsen kann". Die Collagetechnik spiele in den Arbeiten ebenfalls eine wichtige Rolle. "Mit den eingeklebten Elementen, das kann ein besonderes Papier, ein abgerissenes Stück einer früheren Arbeit oder ein ornamentales Raster sein, kommt ein Überraschungsmoment ins Werk". Die Fertigstellung sei dann maltechnischer Natur: "Die Bilder werden mit einem Gel überzogen, das wie eine Lackschicht über der Farbe liegt, die dann in einem letzten Arbeitsschritt mit Kaltwachs eingerieben wird. Auf diese Weise erzeugt die Künstlerin die gewünschte matte Oberfläche und schafft zugleich den optimalen Schutz, für ihre vielschichtigen, empfindlichen und empfindsamen Werke".

Ulrike Schräder aus Simonswald wurde in Westfalen geboren, ist aber in Freiburg aufgewachsen. Hier hat sie in den 1970er Jahren zunächst Soziologie und Pädagogik studiert, kam aber bald zur Keramik. Sie gehörte 1979 zu den Gründerinnen der Gemeinschaftstöpferei in der Freiburger Fabrik, seit 1988 ist sie als Keramikerin, Kunstpädagogin und -therapeutin freischaffend tätig. "Ulrike Schräder ist fasziniert von den ersten Ritz-Zeichnungen, die Menschen als Höhlenmalerei und Felsenzeichnungen vor Jahrtausenden gefertigt haben", sagte Grathwohl-Scheffel. "Sie sieht sich in einer Tradition mit diesen in die Urzeiten hinabreichenden Gestaltungen." Reduziert auf die Umrisslinie tauche der Mensch in der Höhlenmalerei auf. "Auch in dem skizzenhaften Herantasten an die menschliche Figur in den Gemälden der Künstlerin findet eine Selbstvergewisserung statt und es geht zugleich um eine Orientierungssuche."

Hauptthemen seien die Figur, das Boot, der Kokon. Mit malerischer Technik aus Farb- und Wachsschichten, kombiniert mit Siebdrucken und Zeichnungen, schaffe die Künstlerin eine dichte Verschränkung von Ebenen. "Durch zarte Farben, elfenbeinweiß, graue und helle Blautöne, durchzogen von schwarzen oder rot eingefärbten Lineaturen unterstützt sie in den Bildern eine poetische Atmosphäre, die die inhaltlichen Themen ihrer Werke trägt", so Grathwohl-Scheffel.

Ausstellung "Begegnung" im Rathaus II, Am Felsenkeller 4, in March; Öffnungszeiten bis zum 29. März: samstags 16 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
von Mario Schöneberg
am Sa, 14. März 2020

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