Fotokunst

Vier fotografische Positionen zum Thema Porträt in Offenburg

Dem künstlerischen Fotoporträt widmen Wilfried Beege, Jörg Bongartz, Armin Krüger und Christian Möhle ihre nächste Ausstellung.

OFFENBURG. Die künstlerisch ambitionierte Fotografie hat seit 2019 eine neues Domizil in Offenburg. Die vier Fotografen Wilfried Beege, Jörg Bongartz, Armin Krüger und Christian Möhle liegen in ihrem Forum-Photo hinterm Offenburger Schlachthof auf der Lauer, um nach dessen Sanierung ins Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum umzuziehen, das darin entstehen soll. Bis dahin versorgen sie das Publikum mit monatlich wechselnden Ausstellungen. Bei der Vernissage am Samstag, 1. Februar, 19 Uhr, geht es um das Fotoporträt.

"In unserer kleinen Gruppe hat jeder der vier in seinen Bildschätzen gegraben, und wir haben daraus eine mehrschichtige Bilderschau kuratiert", heißt es in der Ankündigung. Es sei wunderbar, wenn man als Fotograf seine Kunst ans Tageslicht fördere und diese dann an der Wand präsentiere. Nur so könne man sich als Fotograf auch weiterbilden und wachsen, heißt es weiter. Die alte Wäscherei, in der die vier Fotografen ihre Forum-Photo genannte Ateliergalerie eingerichtet haben, bietet ihnen die Möglichkeit, in eigener Initiative und Freiheit zu gestalten. Das sei immer ein Traum der Vier gewesen: die eigene Galerie.

Armin Krüger ist Gitarrist und bildet mit drei weiteren Musikern das Gitarrentrio Quadro Sur. Er bringt in seiner Fotografie ganz eigene Töne. Feinsinnig, bisweilen sehr enigmatisch, auf bildhafte Sichtweisen, optische Zusammenhänge aus, die oft nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Als "Stadtstreicher" ist er viel unterwegs, um einzufangen was "sonst noch so" als Hingucker taugt. So sind seine Fotos manchmal rätselhaft und bieten dem Betrachter ungeahnte, formale Zusammenhänge.

Christian Möhle ist "im richtigen Leben" IT-Techniker. Immer unterwegs, um anderen die technischen Hürden aus dem Weg zu räumen, die die digitale Welt so mit sich bringt. Als Gegengift zum Digitalen hat er sich neugierig in die Kunst der analogen Fotografie vertieft. In der Ateliergalerie hinterm Schlachthof entsteht laut Pressemitteilung eine mobile Dunkelkammer, um seine Bilder analog zu vergrößern wie in früheren Zeiten. Er versteht sich aber auch auf die digitalen Finessen. Mit einem leistungsstarken Handy zaubert er spielerisch spontane Momente in erstaunlicher Qualität.

Jörg Bongartz ist Berufsfotograf. Er hat sein Studio in Bühl bei Baden-Baden und ist daher mit dem Handwerk bestens vertraut. Er bewegt sich bei seiner Arbeit in der Gewerbefotografie, spielt professionell auf der Klaviatur seiner Profikameras und zeigt in seinen freien Arbeiten Mensch und Natur auch in leicht artifizieller Weise. In hochgenauen Fotografien verfremdet er die Wirklichkeit, bildet vexierend, verdoppelnd, vermehrfachend Gesichter ab, reiht Landschaftsmotive zu Panoramen. Er ist in seiner Freizeit der Natur auf der Spur, hat aber in der anstehenden Monatsausstellung der Abbildung von Menschen seine Aufmerksamkeit zugewandt.

Wilfried Beege hat seine hoch aufregenden, anderen als glamourös erscheinende Fotografenzeit nun schon einige Jährchen hinter sich. Man kann sagen, dass er seine analoge Fotografie in das digitale Zeitalter integriert, ja hinübergerettet hat. Beeges Menschenbilder sind geprägt von genauer Beobachtung und schnellem, paparazzihaftem Zugriff. Dabei entstehen spontane Motive im vorhandenen Licht bis hin zu lichtgestalteter, oft dramatischer Bildhaftigkeit. Er sammelt mit Leidenschaft Menschen in Form von Fotografien, fördert aber auch immer wieder Arbeiten aus längst vergangenen Zeiten zutage, die ihm mit Intensität und Eindringlichkeit bei der Auswahl erst so richtig gewahr werden.

Die vier Lichtbildner zeigen sich hoch erfreut, dass die Stadt Offenburg ihnen die räumliche Möglichkeit für ihre Arbeit eingeräumt hat, "wenn auch nur für eine Zwischennutzung bis zur ungewissen Zukunft des alten Schlachthofes", heißt es in der Ankündigung der Ausstellung.

Die Ankündigung transportiert auch eine Art künstlerisches Manifest: "Uns Vieren gemeinsam ist die Suche nach dem perfekten Moment. Dabei ist uns bewusst, dass der im Grunde immer schon vorbei ist, also empfinden wir bisweilen Gesehenes nach, oder was viel wichtiger ist, wir erahnen die Momente, die sich sozusagen von selber heraufbeschwören und schnappen sie uns! Die digitale Entwicklung gibt uns da ungeahnte Möglichkeiten an die Hand. Es ist unglaublich mit wie wenigem Licht man heute fotografieren kann: Licht ist in der finstersten Kammer."

Und Wilfried Beege ergänzt in eigener Sache: "In meinen Porträts nutze ich das, bin aber dennoch geprägt von der alten Schule mit sehr klassischer Lichtführung. Mein Inspirator war immer und ist Rembrandt. Seine Art das Licht zu malen empfinde ich heute noch als den Ursprung der klassischen Photographie. Es wurde einmal ein Bild gemalt, das zeigt, wie er arbeitete: Sein Licht war nur eine Dachluke, der Raum war unbeleuchtet ... "

Monatsausstellung Porträt, Vernissage am Samstag, 1. Februar, 19 Uhr, Forum-Photo, Am Unteren Mühlbach 1a, Offenburg
von bz
am Do, 30. Januar 2020

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