Vom Jugendstil bis zur abstrakten Kunst

Zum zehnjährigen Bestehen öffnet die Messmer Foundation ihr Depot und stellt die Höhepunkte der Sammlung in der Riegeler Kunsthalle aus .

RIEGEL. "Jedes Bild hat seine Geschichte", sagt der Gründer der Messmer Foundation, Jürgen A. Messmer, beim Pressegespräch – und die erzählt er dann auch. Seine Sammlung begründete 1978 der Kauf des Nachlasses von André Evard, der als Schweizer Wegbereiter der Moderne gilt. Viele weitere Werke unterschiedlicher Künstler folgten, von denen die Höhepunkte jetzt ab Sonntag in der Kunsthalle Messmer zu sehen sind.

Werke von Evard, Braque, Fontana, Klee, Magnelli, Uecker, Vasarely und vielen mehr geben einen Überblick des Weges von der gegenständlichen zur konkret-konstruktiven Kunst. Einige Exponate wurden noch nie gezeigt, betont die Leiterin der Kunsthalle, Dagmar Thesing.

Einer der Schwerpunkte der 19. Ausstellung liegt bei André Evard und zeigt die Anfänge der Klassischen Moderne. Werke in der Tradition des Jugendstils wie die nie gezeigten Emaille-Arbeiten belegten, dass die Stilisierung im Jugendstil bereits die Abstraktion vorbereite, so Thesing. Das Konzept der Ausstellung will den Weg in die Abstraktion darlegen. Anschaulich wird der Kampf des Künstlers der Klassischen Moderne, der sich von der traditionellen Bilddarstellung befreien wollte, beispielsweise in der Rosenserie Evards, die 1923 und 1924 entstand.

War zu Beginn oft Gegenständliches und Konstruktives vereint, so war der schweizerische Künstler Evard ab 1932 ganz aus dem Gegenständlichen heraus. Von 1913 stammte das erste konstruktive Bild Evards. Bilder von Georges Braque und Paul Klee ergänzen die Schau der Wegbereiter.

Mit der Nachkriegskunst beschäftigt sich der zweite Ausstellungsteil mit Werken von Victor Vaserely, Briget Rileys, Carlos Cruz-Diez, Bernard Aubertin, Lucio Fontanas, Anton Stankowskis, Klaus J. Schoens und vielen anderen. In den Kunstrichtungen Op Art und Kinetische Kunst wurde versucht, eine neue Darstellungsform von Bewegung zu erreichen. Die konkrete Kunst dagegen beschäftigt sich mit Ruhe und Harmonie. Mathematische Geometrie und Reduktion bestimmen den strengen Bildaufbau. "Reduzierter kann man das nicht mehr abbilden", sagt Jürgen A. Messmer beispielsweise über das Werk von Jo Niemeyer, mit dem der Künstler den ersten André-Evard-Preis gewann. Der internationale Preis der gemeinnützigen Stiftung Messmer Foundation wird zur Förderung von Gegenwartskünstlern bereits zum vierten Mal ausgeschrieben.

Es sei eine ganz persönliche Ausstellung, mit der das zehnjährige Bestehen der Stiftung gefeiert werden soll, sagt der Gründer. Gemeinsam mit seiner Tochter Petra hatte er über eine Stiftung nachgedacht; nach ihrem Tod 2003 setzte er diese Idee im Gedenken an seine Tochter 2005 um. "Eine Stiftung ist das Richtige", ist Messmer angesichts der Sammlung von mehr als 1000 Kunstwerken von über 150 Künstlern überzeugt. Begonnen hatte alles, als Messmer beruflich mit dem Amerikaner Henry Drake bekannt wurde, und wie ihn dessen Kunstsammlung beeindruckte. Drake war es auch, der ihn auf den Nachlass von André Evard aufmerksam machte – und damit den Grundstein für die Foundation legte.

Info: Die Ausstellung "Die Highlights der Sammlung" ist von 4. Oktober bis 7. Februar 2016 zu sehen: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Kostenlose öffentliche Führungen bei regulärem Eintrittspreis jeweils am zweiten Mittwoch des Monats ab 17 Uhr.
von Christiane Franz
am Fr, 02. Oktober 2015

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