Von Bergleuten und Bürstenmachern

BZ-HAUTNAH: Auf dem neueröffneten Walter-Wagner-Weg kommen die Wanderer in Kontakt mit der reichen Geschichte Todtnaus.

TODTNAU. Mit dem Ziel, den neu hergerichteten Walter-Wagner-Weg zu erkunden, trafen sich wanderlustige BZ-Leser und -Leserinnen am Mittwochmorgen in Todtnau. Geführt wurde diese sehr erlebnisreiche Wanderung über rund acht Kilometer und 300 Höhenmeter von José Lozano vom Schwarzwaldverein Todtnau.

Los ging es für die Teilnehmer und BZ-Mitarbeiterin Beate Baur am Hitzerekordtag bereits um 9 Uhr mit dem Einstieg in die malerische, idyllische Wolfsschlucht, vorbei an der engsten Stelle des Wiesentals und den Anstieg über die Brandenberger Bergweide hinauf Richtung Waldgrenze. Die Tour führt durch eine abwechslungsreiche und zauberhafte Landschaft, was die immer heißer werdenden Temperaturen durch schattigen Plätze abmilderte, die Josè Lozano nicht nur für Verschnauf- und Trinkpausen nutzte, sondern auch für reichhaltige Informationen über die Natur, den historischen Bergbau und der Tradition der Bürstenbinderei nutzte. Denn die Besiedlung dieser Gegend begann bereits im sechsten Jahrhundert durch die Alamannen.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Todtnau bereits im Jahr 1025 in einer Urkunde Kaiser Konrads II. Die am Walter-Wagner-Weg entlang aufgestellten Informationstafeln halten zusätzliche Informationen, unter anderem über den Wegebau und die Holzmacherei bereit. "Wir wandern hier an mehr als tausend Jahren Todtnauer Geschichte entlang", sagte Lozano. Der Namensgeber Walter Wagner aus Brandenberg war ein Holzmacher und städtischer Waldarbeiter, der hier 1967 bei einem Arbeitsunfall sein Leben verlor. "Seit damals trägt der Rundwanderweg seinen Namen", so Lozano.

Nachdem der Silberbergbau eingestellt worden war, wurden Rodungen notwendig, da die Menschen Ackerfläche benötigten und so die sogenannten Allmende oder Gemeinschaftsweiden entstanden. Der Wald wurde zu einer "Waldweide", und die Bürstenindustrie in Todtnau blühte zum weltweit größten Zentrum auf. Dies hinterließ bis heute sichtbare Spuren, was die BZ-Leser hautnah erleben durften. Besonders auffällig fallen die vielen Steinmauern, die entlang des Weges zur Stabilisierung und gleichzeitig zur Bewirtschaftung zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert entstanden. In mühsamer Kleinarbeit wurden diese in jüngster Zeit durch Mitglieder des Schwarzwaldvereins in Todtnau freigelegt und teilweise frisch aufgebaut. Wärmeliebende Tiere wie Eidechsen mögen diese Steinmauern ebenso.

Der trotz der Hitze sehr entspannt zu laufende Weg endete nach rund 3,5 Stunden wieder in Todtnau und ließ die Teilnehmer wieder in die Moderne eintauchen, freilich nicht ohne einen kräftigen Beifall für die hervorragend geführte Tour an José Lozano und BZ-Organisatorin Beate Baur zu spenden.
von Martin Klabund
am Fr, 28. Juni 2019

Badens beste Erlebnisse