Von Kuckuck bis Roboter

Ausstellung "Mechanische Klangwunder" im Elztalmuseum / Eröffnung am Freitagabend.

WALDKIRCH (lea/sre). Im Elztalmuseum in Waldkirch findet ab dem 19. Mai eine Ausstellung statt, die unter dem Motto "Mechanische Klangwunder" steht. Gezeigt werden darin sowohl Musik erzeugende Automaten, beginnend bei der Kuckucksuhr, als auch Verbindungen vom industriellen Handwerk zum Musikwerke- und Orgelbau und umgekehrt.

Seit der Antike träumen die Menschen davon, lebendige Maschinen zu bauen, erzählt die Kuratorin Evelyn Flögel in der noch in Entstehung befindlichen Ausstellung. Die Sehnsucht nach Automaten, die den Befehlen ihrer Schöpfer folgen, beflügelten Tüftler und Erfinder. Seit dem 18. Jahrhundert werden im Schwarzwald Kuckucksuhren gefertigt, und dies millionenfach. Im 19. Jahrhundert begeisterte die chinesische Nachtigall – ein zwitschernder und sich bewegender Kunstvogel, der über einen Federaufzug in Gang gesetzt wird.

Revolutionär nicht nur für die Entwicklung neuer Musikwerke, sondern auch für die technische Entwicklung hin zum Computer war die Entwicklung und der Einsatz von Lochkarten. Joseph-Marie Jacquard entwickelte 1805 erstmals einen Webstuhl, der mit Lochkarten gesteuert wurde statt wie bisher mit einer Nockenwalze (ähnlich den Orgelwalzen in Drehogeln). Die Lochkarte stellte ein einfacher herzustellendes binäres System dar und ermöglichte in der Weberei neue, komplexe Muster: Einer der Stoffe ist in der neuen Ausstellung zusammen mit dem dazugehörigen Lochband zu sehen.

Nicht nur der Staat wurde auf diese technische Innovation aufmerksam: 1890 wurden Lochkarten erstmals für die Datenspeicherung bei einer Volkszählung in den USA verwendet, erfährt man in der Ausstellung. Auch bei den mechanischen Musikinstrumenten ermöglichte das Prinzip nun das Spielen von viel mehr Titeln auf einem Gerät. Nach Waldkirch kamen die Lochkarten mit der französischen Orgelfirma Gavioli, die hier 1896 eine Zweigniederlassung errichtete. Das neue, kostengünstige Notenbandsystem sicherte die Konkurrenzfähigkeit Waldkircher Orgeln auf dem Weltmarkt.

Die Ausstellung reicht aber weiter: Auch in Konrad Zuses Ur-Computer waren gelochte Streifen im Einsatz; rund 2500 Relais klackerten beim Rechnen, Registrieren und Speichern vor sich hin. In der Ausstellung wird das auf einer Schautafel deutlich, und zugleich ist der Übergang von raumgreifenden Relais hin zum Mini-Mikroprozessor anhand von Ausstellungsstücken zu verfolgen. Ein Apple Macintosh SE/30 ist ebenso zu sehen wie ein elektronischer Hund, das sprechende Begrüßungsautomaten-Pärchen des Elztalmuseums und ein beim "Sick Robot Day 2007" eingesetztes autonomes Fahrzeug.

Eindrucksvoll sind auch die Musikobjekte von Peter Vogel, der in seine kybernetischen Klangkunstwerke moderne Sensoren künstlerisch so einsetzte, dass diese auf Schatten reagieren.

Wie sich die Figuren in Musikautomaten bewegen und welche Klänge sie von sich geben, wird während der Ausstellung außerdem in kleinen Filmen gezeigt und das Märchen der chinesischen Nachtigall von Hans Christian Andersen kann angehört werden. Es gibt auch Objekte, bei denen man selbst Hand anlegen kann, um zu sehen, wie sie funktionieren, zum Beispiel das Kuckuck-Rufen in der bekannten Kuckucksuhr oder wie eine Drehorgel zu klingen beginnt. Angerissen werden auch die ethischen und moralischen Probleme im Zusammenhang mit der Nutzung von Automaten.

Wer nach Besichtigung der Ausstellung noch mehr über mechanische Klangwunder wissen möchte, kann seine Erkenntnisse bei einem Rundgang über die anderen Etagen des Museums vertiefen, wo prächtige Drehorgeln, Orchestrions und Karussellorgeln zu sehen sind und die mechanische Musikkapelle musiziert. Im Zusammenhang mit dem vom 23. bis 25. Juni stattfindenden Internationalen Orgelfest wird sich außerdem eine weitere Sonderausstellung im Museum mit dem vor 200 Jahren geborenen Orgelbauer Andreas Ruth beschäftigen.

Die Ausstellung: Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 19. Mai, 18 Uhr, im Elztalmuseum Waldkirch (Kirchplatz 14). Ausstellungsdauer: bis 3. September. Öffnungszeiten: dienstags bis samstags von 15 bis 17 Uhr (ab 6. Juni schon ab 13 Uhr) und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Museumscafé: sonntags ab 14 Uhr geöffnet. Führungen durch die Ausstellung immer mittwochs, 14.30 Uhr (nicht am 2.8. und 9.8.) und sonntags, 14 Uhr (nicht am 30.7., 6. und 13.8.).

Museumspädagogisches Begleitprogramm: Für Kindergärten und Schulen gibt es ein museumspädagogisches Begleitprogramm, bei dem die Kinder durch die Ausstellung begleitet werden und anschließend, von den Automaten oder dem Märchen angeregt, kreativ werden können (Infos und Anmeldung unter Tel. 07681/ 478530 und unter E-Mail info@elztalmuseum.de).
von lea
am Di, 16. Mai 2017

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