Weltliteratur

Vortrag in Oberkirch zur Bedeutung des Fabelwesens im Frontispiz des "Simplicissimus"

Grimmelshausenrunde tagt.

OBERKIRCH (BZ). Geschicktes Marketing oder Bilderrätsel? Das Titelbild von Grimmelshausens Roman "Simplicissimus Teutsch" gibt bis heute Rätsel auf. Die auch als Frontispiz oder Titelkupfer bezeichnete Abbildung ist ein wichtiger Teil des Buches, prägt sie doch den ersten Eindruck, den ein Leser von einem Text erhält. Bereits im Barock war der Kaufappell mit einer Abbildung verknüpft. Das rätselhafteste Frontispiz des 17. Jahrhunderts ist sicherlich die Abbildung auf Grimmelshausens 1668 erschienenem Roman "Simplicissimus Teutsch". Dazu ist am Dienstag, 10. Oktober, um 19 Uhr bei der Grimmelshausenrunde mehr zu erfahren: Sie tagt im Gasthaus Silberner Stern in Oberkirch-Gaisbach.

Das Bild zeigt ein Fabelwesen, das aus unterschiedlichen Tieren zusammengesetzt ist. Ein Flügelpaar, ein auffällig geschwungener Fischschwanz, der Fuß einer Ente und die Hufe eines Pferdes lassen das Wesen monströs erscheinen. Der Kopf hingegen hat die Form eines Satyrs. Die Wesen, die den antiken Gott des Weines begleiten, waren den Lesern der Barockliteratur vertraut. Da sie meist satirische Schriften begleiteten, die sich in bissigen bis komischen Beschreibungen kritisch mit der Welt auseinandersetzen, liegt die Vermutung nahe, dass auch Grimmelshausen seinen Roman als Satire verstanden wissen wollte. Dieses Verständnis des Bildes wird diesem aber nicht gerecht. Kann es doch nicht die Masken auf dem Boden erklären, die für die Welt als Theater stehen können. Die Rätsel, die dieses Bild den Lesern bis heute aufgibt, sind noch lange nicht geklärt. Maximilian Bergengruen, Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe, begibt sich daher in seinem Vortag auf Spurensuche. Wie er das Titelkupfer zu Grimmelshausens bekanntestem Roman Simplicissimus Teutsch deutet, erfahren die Zuhörer.
von bz
am Fr, 06. Oktober 2017

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