130. Ausgabe

Weinmesse in Offenburg: Baden misst sich mit der Provence

Winzer aus dem Süden Frankreichs präsentieren ihre Weinregion bei der kommenden Badischen Weinmesse in Offenburg.

OFFENBURG. Sie steht bereits vor der Tür, die nächste Badische Weinmesse. Den Vorgänger, den früheren Offenburger Weinmarkt, eingerechnet, findet in drei Wochen, am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Mai, bereits die 130. Veranstaltung dieser Art statt.

Draußen, in der Natur, zeigen die Reben so langsam wieder L
eben, da die ersten grünen Sprösslinge schlüpften, aus denen Gerten, Blätter und Trauben werden. Zwischen den Rebstöcken blüht der Löwenzahn, früher Kennzeichen einer schlampigen Winzerei, heute Symbol eines naturnahen Weinbaus. Während also von einem neuen Wein noch lange nicht wieder die Rede ist, sind die Gedanken vieler bereits auf das gerichtet, was der Lohn des Weinbaus ist: fertige und, vor allem, gute Weine.

Solche kann man bald wieder in einem in der weiteren Umgebung in ähnlicher Weise nicht vorhandenen schicken Ambiente finden, bei der Badischen Weinmesse am Samstag und Sonntag, 6. und 7. Mai, in Offenburg.

Baden, man schreibt das Jahr 1871 Schädlinge und Krankheiten bedrohen die Ernte, der Wein bringt nicht viel ein. Um die düstere Lage der Winzer zu lindern, schlägt Badens Regierung für jene Regionen, in denen viel Wein angebaut wird und die einen Eisenbahnanschluss haben, vor, Weinmärkte abzuhalten.

Am 9. Dezember 1872 findet im Rathaussaal in Offenburg ein erster Weinmarkt statt – Urahn der Badischen Weinmesse. Der zweite folgt drei Jahre später im Saal von "Dreikönig". 1877 wird der Markt in den Monat Mai verlegt – daran wird bis heute festgehalten. Weil 1909 ein paar Zecher heftig zuschlagen, kostet’s ab dem kommenden Jahr 50 Pfennig Eintritt. 1927 wurde ein wegweisender Beschluss gefasst, der den Weinmarkt laut Peter Wohlfarth, seit 2006 Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes, zu etwas Einzigartigem macht: Nicht mehr Händler sollen für das Produkt werben, sondern nur noch Erzeuger.

1993 wurde der Offenburger Weinmarkt in "Badische Weinmesse" umgetauft – die Öffnung war gewollt, um mehr Größe zu suggerieren. Die Messe hat sich nach anfangs arg stagnierenden Besucherzahlen und mehreren kosmetischen Korrekturen etabliert. Um die Jahrtausendwende krebsten die Besucherzahlen lange bei 3000 herum – dann ging es stetig bergan: 2016 wurden 5239 Gäste gezählt, die sich an den Probierständen von fast 100 Betrieben tummelten – wobei in beiderlei Richtungen noch Luft nach oben ist. Schmerzhaft werden die notorisch fehlenden Starwinzer vom Kaiserstuhl vermisst, umgekehrt scheint vielen Weinfreunden der Stellenwert der Messe und das breite Angebot – vom Bodensee bis Tauberfranken – noch unbekannt zu sein.

Zu einem Zugpferd hat sich seit der Premiere 2009 die jeweilige Gastregion entwickelt. Zunächst gab es Kritik aus den eigenen Reihen: Muss man sich ohne Not Konkurrenz ins Boot holen? Andere argumentierten: Wie sind selbstbewusst genug, öffentlich zu demonstrieren, dass wir es mit allen aufnehmen können. Sie setzten sich durch. Der Anfang wurde mit Valcalepio (Italien) gemacht. Es folgten 2010 die Steiermark (Österreich), 2011 das Elsass, 2012 Südtirol (Italien), 2013 die Champagne-Ardenne (Frankreich), 2014 Langhe e Roero im Piemont (Italien), 2015 Navarra (Spanien) und 2016 das Douro-Tal in Portugal. 2017 wird die Provence (Frankreich) das neunte Gastland bilden. Wer hat das Gebiet vorgeschlagen? Dazu Viola Fehrenbacher von der Messe Offenburg-Ortenau: "Die Idee stammt in der Regel aus der Branche selbst." Verbandsvertreter oder Erzeuger stellten ihr Kontaktnetzwerk zur Verfügung. Das werde dann angezapft. Stets würden bis zu zehn Winzer ausgewählt. Zugelassen seien 1-Mann-Betriebe genauso wie Genossenschaften. Eine Testreise in die Provence sei nicht notwendig gewesen, die Partner aus der Weinbranche kennten sich aus.

Ist auch mal ein deutsches Gastland vorgesehen, Württemberg oder Rheinhessen, Saale-Unstrut oder die Pfalz? Fehrenbacher: "Die Gastregion ist vom Grundsatz her erst mal auf andere europäische Länder ausgerichtet." Und komme auch mal ein nicht-europäisches Gastland dran? Dies sei prinzipiell möglich: "Für die Gastregion wären aber höhere logistische Aufwendungen verbunden."

Badische Weinmesse in Offenburg: 6. und 7. Mai, Baden-Arena und Ortenauhalle, jeweils 11 bis 18 Uhr. Vorverkauf 15 Euro, Tageskasse 18 Euro. Weitere Infos unter http://www.badische-weinmesse.de
von Hubert Röderer
am Sa, 15. April 2017

Provence

Sie ist eines der ältesten Weinbaugebiete Frankreichs. Dort erzeugen jährlich ungefähr 600 Winzer an die 170 Millionen Flaschen Wein. Davon entfallen mehr als 85 Prozent auf Roséwein, zehn Prozent auf Rotwein und lediglich drei Prozent auf Weißwein. Die Provence grenzt im Westen an das Anbaugebiet Languedoc und im norden an das Rhonetal. Gesamtfläche: 27 000 Hektar. Zum Vergleich: Baden hat 16 000 Hektar.  

Autor: hrö

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