Zeitgenössische Kunst

Wenn die Schrift zum Bildwort wird

Norbert Nolte zeigt in Oberkirch Papiercollagen, Lackbilder und Sternenhimmel

OBERKIRCH. Die Fortsetzung der Ausstellungsreihe "Eins Plus" im Oberkircher Alten Rathaus bestreiten derzeit der Fotokünstler Manfred Grommelt als Kurator und Norbert Nolte als Gastkünstler. Beide sind seit gut 30 Jahren miteinander befreundet. Der Oberkircher Grafiker und Fotokünstler Grommelt (geboren 1954) zeigt dabei eine eigene Arbeit aus der ersten gemeinsamen Ausstellung beider Künstler, die im Jahr 1986 in Bretten bei Pforzheim stattfand, eine Radierung mit einem Pflanzen-Naturstück feinster Art. Gerade in dieser Feinheit stehen sich beide Künstler in Nichts nach.

Norbert Nolte (geboren 1952) zeigt in Oberkirch drei Werkgruppen: feine Papiercollagen, Lackbilder und Sternenhimmel. Die Werke entstehen in Serien und behandeln metaphorisch die Welt der Liebe und des Geistes symbolisiert durch die Motive Vögel, Hochsitze, Bäume, Jäger, Sternenmänner. Die gleichförmige Machart, innerhalb der die variantenreichen Spielarten entstehen, bringt eine große Ruhe in die Ausstellung, die durchaus im Hinblick auf die Oberkircher Galerieräume konzipiert ist.

Die Sternenbilder stellen den Bezug zum Kosmischen her

Die kleinformatigen Papiercollagen lassen Noltes Vorliebe für das Wort erkennen, das in früheren Werken von Hand in kleinsten Buchstaben als Wortbild hineingeschrieben ist, nun mehr und mehr als Wortschnipsel einen neuen Platz im Bild findet und ihm eine zusätzliche Dimension verleiht. Nolte arbeitet mit feinsten Scheren und Pinzette. Eigentliches Thema, das besonders in den großformatigen Lackbildern zum Ausdruck kommt, ist die Darstellung von Figur auf Grund. Der Grund besteht aus einzeln bemalten und aneinander gefügten gleichgroßen Karten, die in weiß-gelblich-grau changierend gehalten sind. Sie bilden eine uneinheitliche Fläche mit angedeuteten Farbräumen. Die Figur wird in Schwarz oder Rot darüber gelegt, meist als Schattenumriss und in bestimmter Pose, die Bewegung und Perspektive erkennen lässt. Das wirkt kraftvoll und poetisch zugleich, was auf dem formalen Kontrast beruht, der im Übrigen auch die Papiercollagen bestimmt. Sterne, Kreise, Ringe dienen als Akzent setzende, Blickbeziehungen stiftende Elemente, die gezielt und rhythmisch auf den Bildern verteilt sind.

Im schmalen Durchgang zwischen Entree und Hauptraum der Oberkircher Rathausgalerie sind runde Sternenbilder locker und ebenfalls rhythmisch verteilt, tondoförmig wie der Blick in den Zenit durchs Fernrohr, die Sterne um runde Punkte in Schwarz und Weiß ergänzt, so dass eine eigene Bildstruktur entsteht. Als Sterndurchgang bezeichnet man in der Astronomie die Passage eines Sterns durch das Gesichtsfeld eines Fernrohrs, er dient unter anderem der Zeitmessung. Die Beschreibung und Abbildung eines Kymographen, der im Zusammenhang mit dem Sterndurchgang genannt wird, ist ausgehängt.

Norbert Nolte, der im vergangenen Jahr den Kunstpreis der Karlsruher Sparkassenstiftung erhielt, studierte Kunst und Germanistik in Kassel. Zahlreiche Arbeiten sind im öffentlichen Besitz, so auch im Ritterhausmuseum Offenburg, in diversen Regierungspräsidien oder der Staatsgalerie Stuttgart.

Heimat- und Grimmelshausenmuseum, Altes Rathaus, Hauptstraße 32, 77704 Oberkirch. Di u. Do. 15 - 19 Uhr, So. 10 - 12.30 Uhr und 14 - 17 Uhr. Bis 12. März 2017. Bitte die geänderten Öffnungszeiten zur Fasnacht beachten: Am Sonntag des Fasentumzugs, 19. Februar, sowie vom 23. bis 28. Februar 2017 ist die Ausstellung geschlossen. Ansonsten kann sie zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden.
von Susanne Ramm-Weber
am Do, 16. Februar 2017

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