Als sich Marion Rinner von ihrem Mann trennt, steht sie auf der Straße. Jetzt hat sie eine eigene Wohnung bezogen. Eine Geschichte über einen Neuanfang nach einer Krise.
Noch hängen keine Bilder in der neuen Wohnung von Marion Rinner. Nur in der Küche, direkt über dem kleinen Esstisch, ist ihr Hund zu sehen. Sonst sind die Wände weiß und kahl. Kisten, Umzugskartons und Bücher stapeln sich in Küche und Schlafzimmer, das frisch gemachte Bett steht mitten im Raum. Es wirkt etwas fehl am Platz, genauso wie die zwei grün lackierten Stühle und der runde Holztisch im Zimmer. Hier lebt Marion also jetzt. Die Künstlerin, Ende fünfzig, hat nicht nur eine neue Wohnung bezogen, sie hat ein neues Leben begonnen. Sie hat geschafft, worauf wohnungslose Frauen oft vergeblich hoffen: von der Straße wegkommen, eine eigene Wohnung beziehen, noch einmal ganz von vorne anfangen.
Ende Mai ist Marion eingezogen. Sie musste sich gedulden, wieder einmal. Im April war die Wohnung einzugsbereit, dann kam das Virus. Vor zwei Wochen konnte Marion endlich ihren Mietvertrag unterschreiben. Der Umzug war nervenaufreibend, zeitaufwändig, anstrengend. Aber jetzt leuchten Marions Augen, wenn sie sich in ihrer Wohnung umsieht. Sie steht am weit geöffneten Fenster, den Ellbogen ...