Er war der Vater des Freistaats Bayern: Kurt Eisner. Als ein Rechtsextremist ihn 1919 in München erschießt, sucht seine Familie Zuflucht in der Ortenau. Doch auch dort sieht sie sich isoliert und angefeindet.
Die Mauer steht noch. Fünf Meter hoch aus großen Sandsteinblöcken stützt sie den Hang zur Straße wie auch zu dem Fußweg ab, der hinaufführt auf den Hausberg von Gengenbach, zur Jakobskapelle. Auch die Treppe an der Schmalseite ist noch da, 88 Stufen verbinden die Spitzkehre einer Serpentine mit der nächsten Querstraße. Hier wird die Mauer niedriger, Stufe 36 ist zu einer kleinen Plattform gedehnt, ein Türrahmen zeichnet sich zwischen den Sandsteinblöcken ab. Doch der Durchgang zu dem dahinter liegenden Grundstück ist zugemauert. Vor allem aber fehlt das kleine schwarze Schild, das einst rechts neben dieser Tür hing: "Zum Gedenken an Kurt Eisner, Ministerpräsident von Bayern, ermordet am 21. Februar 1919".
"Irgendwann war es verschwunden", sagt Gerhard Lehmann. Als er das Grundstück und das Haus 1977 kaufte, war die bescheidene Gedenktafel noch da, an der Spaziergänger und Jakobspilger meist achtlos vorbeigingen. Als Lehmann, Architekt und neuer Besitzer, den Neubau für seine Familie fertig geplant hatte und ans Werk ging, also das alte Wohnhaus abreißen ließ, war das kleine schwarze Schild abmontiert. "Ich hätte es gerne hängen lassen", versichert Lehmann. Denn die kleine Tafel erzählte eine gleichermaßen facettenreiche wie tragische Geschichte.
Allein der Name Eisner machte die Familie 1933 zu ...