Geführte Tour am Belchen

Windige Sache: Unterwegs mit dem Ranger - bei jedem Wetter

Auch wenn der Wind bläst: Mit dem Mann mit Hut und Hund auf Tour am Belchen.

Er fährt durch die Haare, zerrt an Hosen, lässt Jacken flattern und uns bibbern: Auf dem Belchengipfel, auf 1414 Metern, schwingt der Wind das Zepter. Zwei bleiben davon unbeeindruckt: Hund Boris und sein Herrchen, Ranger Sebastian Wagner. Denn: "Wind ist erst, wenn das Schaffell keine Locken mehr hat, sagen wir immer", hatte er noch kurz zuvor erklärt. Zart besaitet dürfen sie wohl nicht sein, die Ranger, die im Biosphärengebiet Schwarzwald ihren Dienst tun – und heute uns Greenhorns mit auf ihre Tour nehmen.

Doch was ist das eigentlich, so ein Biosphärengebiet? "Wir versuchen, dass Menschen und Natur gut miteinander zustreich’ kommen und der Mensch so wirtschaftet, dass die Natur einen Nutzen davon hat", sagt Ranger Sebastian beim Start unserer Tour, unten, bei der Talstation Belchen. Auch der Belchen gehört zum Biosphärengebiet, das sich auf 630 Quadratkilometer zwischen Basel und Freiburg erstreckt. Es umfasst 28 Gemeindeflächen samt Bergen und Tälern, Wäldern und Weiden, in den Landkreisen Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Waldshut.

Seit November 2018 sind Wagner und ein Kollege im Auftrag des Regierungspräsidiums Freiburg im Biosphärengebiet unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehört nicht nur Touren zu leiten, die Natur zu schützen, Kontrollgänge zu machen und Junior-Ranger-Gruppen aufzubauen. "Wir sollen ein Modell entwickeln, das woanders auch funktionieren kann", so der Förster.

Los geht’s. Dem Ranger scheint das Schmuddelwetter nichts anzuhaben, vielmehr freut er sich im Namen der Natur über den Niesel. Er schwärmt von Feuersalamandern, die man nur bei Regen zu sehen bekäme und lacht dabei sein Lachen, das sich anhört, wie eine Gerölllawine der guten Laune.

Wie sich solch ein Biosphärengebiet aufbaut, erklärt Ranger Sebastian am Apfel: "Es gibt drei Zonen: Die Schale ist Entwicklungszone, mit 68 Prozent; da wohnen und wirtschaften wir." Das Fruchtfleisch mit knapp 30 Prozent sei Pflegezone, wo – wie auf der Weide – so naturnah wie möglich Nahrung produziert werde. "Die Kernzone ist mit 3,3 Prozent die kleinste, da darf Natur Natur sein." Doch erst einmal darf Hund Boris sich das Zonenmodell schnappen und auffuttern.

Wir verlassen die Weide, wandern in den Wald hinein und erfahren auf kurzen Zwischenstopps, warum der Schwarzwald so aussieht wie er aussieht, was das mit dem Bergbau zu tun hat oder welche besonderen Gebilde so ein Bannwald hervorbringt. "Seht ihr diese krause Flechte an der Buche? Das ist die sogenannte Lungenflechte, die uns anzeigt, dass hier eine ganz besonders reine Luft ist."

Sehen, hören, riechen: Immer wieder halten wir an, lauschen ("Hört ihr? Das ist ein Bussard."), schnuppern ("Was ist das: Thymian oder Bärwurz?") oder entdecken die Überreste des Badischen Riesenregenwurms, einer bis zu 50 Zentimeter langen, seltenen Art.

Schließlich ist der Gipfel des Belchens erreicht, der uns fantastische Ausblicke und trotz Wolken einen Alpenblick beschert. Und den bereits erwähnten Wind, so dass unsere Vesperpause nur kurz ausfällt. Kurzweilig gerät auch der Rückweg, so dass wir sechs Kilometer und vier Stunden nach dem Aufbruch gut durchgelüftet und um einiges schlauer wieder zurück sind.

Weitere Infos: Die Rangertouren am Belchen sind auch für Kinder geeignet; Termine: Sa, 21. Sept., und Sa, 19. Okt., Treffpunkt 10.30 Uhr, Talstation Belchen. Anmeldung und Infos per E-Mail an:
Biosphaerengebiet.Ranger@rpf.bwl.de
von Anita Fertl
am Fr, 13. September 2019

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