"Wir sind Kumpels geworden"

TICKET-INTERVIEW: Regisseur Zach Braff über die Arbeit mit den Schauspielern in "Abgang mit Stil".

Bereits im Alter von 15 Jahren stand Zach Braff (42) vor der Fernsehkamera. Mit seinem Regiedebüt "Garden Sate" überraschte Braff 2004 die Filmwelt und bekam mit "Scubs – Die Anfänger" eine eigene TV-Serie. Ins Kino kehrte er 2014 mit "Wish I Was Here" zurück – mit sich selbst in der Hauptrolle. Über seine neue Komödie "Abgang mit Stil" sprach er mit Markus Tschiedert.

Ticket: Wie sind Sie darauf gekommen, "Abgang mit Stil", ein Remake der Komödie "Die Rentnergang" von 1979, zu drehen?
Braff: Das war nicht meine Idee, sondern die des Filmstudios, das mit Ted Melfi einen großartigen Drehbuchautor daran setzte. Erst danach wurde ich gefragt, ob ich interessiert wäre, es umzusetzen. Man hatte schon Michael Caine und Morgan Freeman auf der Besetzungsliste. Ich liebte das Drehbuch, weil es die soziale Lage heutiger Rentner kommentierte. Darüber hinaus bin ich ein großer Fan von Krimi-Komödien. Da kam also vieles zusammen, was mich begeisterte, sodass ich gar nicht anders konnte als zuzusagen.
Ticket: Kannten Sie den alten Film?
Braff: Natürlich habe ich ihn mir angesehen und fand ihn wunderbar. Drehbuchautor Ted Melfi hat sich davon inspirieren lassen, dennoch wollten wir jetzt nicht noch mal den gleichen Film drehen. Die alte Verfilmung war satirischer, aber wir wollten die Geschichte ein bisschen leichtfüßiger erzählen, damit sie besser ins Jahr 2017 passt.
Ticket: Wie nervös waren Sie, mit Filmlegenden wie Michael Caine, Morgan Freeman und Alan Arkin zu arbeiten?
Braff: Ich war natürlich supernervös, denn ich habe immer zu ihnen aufgeschaut. Am Set waren sie sehr freundlich und herzlich. Die Zusammenarbeit wurde ein großer Spaß, wir sind richtige Kumpels geworden.
Ticket: Ihre Stars sind alle um die 80. Braucht man mit Schauspielern in diesem Alter mehr Zeit, weil sie langsamer geworden sind, oder gar weniger, weil es Vollprofis sind?
Braff: Wir konnten zügig arbeiten, denn sie alle wussten absolut, was sie zu tun haben. Wir konnten auch deshalb gleich loslegen, weil die Komik ganz natürlich aus ihnen herauskam. Das war wirklich großartig.
Ticket: Sie sprachen von einer Version der Geschichte für unsere Zeit. Ging es Ihnen dabei auch um das heutige Bankwesen und die Finanzmärkte, die in ein schlechtes Licht geraten sind?
Braff: Ich glaube, dieses Thema ist heute relevanter als je zuvor, wenn man sich die Finanzkrise von 2008 ansieht. Keiner wurde zur Verantwortung gezogen. Oder was gerade in den USA passiert. In einer Szene sagt Michael Caine, er hätte eine bessere Krankenversicherung, wenn er im Gefängnis landen würde. Das reflektiert ganz gut, was mein Land gerade bewegt. Immer mehr Rentner verlieren ihre Pension. Uns war anfänglich gar nicht klar, wir sehr unsere Geschichte den heutigen Zeitgeist trifft.
Ticket: Wie realistisch ist heute in unserer digitalen Zeit noch ein Banküberfall?
Braff: In meinem Land werden noch andauernd Banken überfallen. Die Räuber nehmen sich das, was sich an Bargeld in den Schubladen unterhalb der Schalter befindet. Wahrscheinlich kommen keine zehn Millionen Dollar mehr zusammen, aber jede Bank verfügt bestimmt über genügend Bargeld, dass sich ein Überfall noch zu lohnen scheint.
Ticket: Wie schwierig war es für Sie, mit einem so ernsten Hintergrund Ihr Publikum trotzdem zum Lachen zu bringen?
Braff: Am besten kann man das beurteilen, wenn man dabei selber lachen muss. Wenn sich am Set auch noch alle um mich herum amüsierten, wusste ich, dass der Humor funktioniert.
Ticket: Sie sind nicht nur Regisseur, sondern arbeiten auch als Drehbuchautor und Schauspieler. Was liegt Ihnen am meisten?
Braff: Ich habe große Freude daran, alles auf einmal zu machen, und hoffe, dass das bald wieder passieren wird.
von tsc
am Do, 13. April 2017

Info

Abgang mit Stil

Regie: Zach Braff
Mit Michael Caine, Morgan Freeman, Alan Arkin, Christopher Lloyd, Matt Dillon, Ann-Margret und anderen
96 Minuten, frei ab 6 Jahren

Die Story
Eigentlich wollten Willie (Morgan Freeman), Joe (Michael Caine) und Albert (Alan Arkin) mit ihren Betriebspensionen den Lebensabend genießen. Aber das Geld ist weg. Nun wollen die drei die Bank überfallen, die ihnen das eingebrockt hat...












 

Autor: bz

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