Wo Malerei und Scherenschnitt aufeinander treffen

Der Freiburger Kunstpädagoge und Künstler Thomas Heyl zeigt von Sonntag an in der Emmendinger Galerie im Tor seine Ausstellung "Zwei Wege".

EMMENDINGEN. "Zwei Wege" nennt Thomas Heyl seine Ausstellung in der Galerie im Tor. Zwei Wege, die er in der Gestaltung seiner Arbeiten wählt: Malerei und Scherenschnitt oder Ausriss.

Der 1960 in Coburg geborene Heyl hat in München Malerei und Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste München studiert und an der Universität Koblenz-Landau promoviert, danach als Kunsterzieher am Gymnasium und in außerschulische Kunstpädagogik gearbeitet. Er war Lehrer für Kommunikationsdesign an der Meisterschule für Mode/Malerei und arbeitet seit mehr als zehn Jahren auch an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg als Professor für Kunst und deren Didaktik. Mit der Galerie im Tor kam der in Stockdorf und Freiburg lebende Heyl zusammen, weil er die dortige Ausstellung einer Kollegin besuchte. Auf Anhieb gefallen hat ihm das Licht, sagt er – und die Möglichkeit, seine "zwei Wege" dort miteinander korrespondieren zu lassen.

Da sind einmal die Scherenschnitte; nein, nicht die Klassiker mit schwarzer Silhouette auf weißem Papier, sondern eine Kombination aus Scherenschnitt und Ausriss. "Das Papier wird zum Objekt", sagt Heyl über seine Arbeit. Und in der Tat, es sind eher flache Objekte hinter Glas: Sie bestehen nicht nur aus den klassisch-schwarzen, scharf konturierten, geometrischen Körpern, dazu kommt ein weiteres transparentes Trägerpapier. Und dem "fehlen" Stücke, Heyl reißt sie aus dem zartgrauen, dicken Material heraus. Das gibt sichtbare Kanten in wiederum anderen Weiß- und Grautönen, variabel je nach Lichteinfall. Das Ganze hängt an zwei Stecknadeln und führt, so sagt Heyl, ein gewisses Eigenleben. "Das Bild ist nicht objektiv festgelegt, es entsteht, wenn sich der Rezipient darauf zu bewegt." Nicht nur durch den Lichteinfall, der die Konturen mal schärfer hervortreten, mal eher weich verlaufen lässt, auch durch Spiegelungen – des Betrachters oder auch des Verkehrs unten auf der Karl-Friedrich-Straße. Das kann ablenken, irritieren, muss es aber nicht. "Kommunikative Kunst" nennen es die Kuratoren Fritz Kendel und Renée Hansen von der Galerie im Tor.

Seine Arbeiten "pulst" er immer wieder durch

Heyls Malerei hat mit den Scherenschnitten das Papier gemeinsam und auch manches Arbeitsmaterial. Doch zu Pinsel und Schwamm kommt das Pigment dazu, Farben ziehen den Blick auf sich, lenken den Blick auf schwungvolle Linien, widersetzen sich erfolgreich den Spiegelungen und dominieren als Blickfang.

Und noch etwas unterscheidet die gemalten Bilder von den Papierobjekten hinter Glas: "Die Malerei ist ein sehr langer Prozess, der Monate, ja Jahre dauern kann", sagt Heyl dazu. Nicht dass er sich so lange dezidiert einem Werk widme. Vielmehr stapelt er seine Arbeiten, überprüft sie immer wieder – "durchpulsen" nennt er diese Arbeitsweise. Dabei ergeben sich Veränderungen – bis ein Status erreicht ist, mit dem er zufrieden ist, "dass es so bleiben kann." Das sei ein lange Prozess, aber er verkünstele sich nicht dabei: "Zum Malen gehört bei mir die flüssige Bewegung, wie Schreiben – ich arbeite nicht mit dem Haarpinsel", sagt er. Bei den Scherenschnitten sieht die Sache anders aus: "Was weg ist, ist weg." Aber das Wegnehmen habe auch etwas mit Kontemplation zu tun, er fokussiere sich dabei, um den Kern zu finden – und so sind die beiden Arbeitstechniken auch Ausdruck unterschiedliche Gedanken und Stimmungen.

"Zwei Wege", Ausstellung von Thomas Heyl in der Galerie im Tor, 5. Februar bis 12. März, sonntags 11 bis 17, mittwochs 14 bis 17 und samstags 11 bis 14 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Vernissage am Sonntag, 5. Februar, 11.15 Uhr, Führung am Mittwoch, 15. Februar, 17.15 Uhr, Künstlergespräch am Sonntag, 19. Februar, 17.15 Uhr.
von Sylvia-Karina Jahn
am Fr, 03. Februar 2017

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